Kapitel 7 - She Had The World

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Wie ich in meinem Bett gelandet bin weiß ich auch nicht. Lisa hat mich gegen 13 Uhr geweckt, und wir hatten endlich das Gespräch über Gerard. Nur gab es da einige Ungereimtheiten.

"Mein Bruder heißt nicht Gerard"

"Aber er hat mir gestern doch gesagt er wohnt hier!" Mir stockt der Atem. Lisas Bruder heißt nicht Gerard . Sondern Frank. Und er hat auch keine roten Haare - sondern Schwarze.
Ich kann mir das nicht mehr länger anhören und verdecke meine Ohren mit meinen Handflächen. Wie ein kleines Kind erhoffe ich mir, dass Lisa mir nur Angst einjagen will.

"Doch! Er hat mich hier her begleitet und kam nachts zu mir in die Küche! Er muss dein Bruder sein. Mach mir keine Angst!" Schreie ich schon fast.

"Thalia, beruhig dich! Du hast bestimmt nur geträumt. Du warst an dem Tag komplett durch."

"Aber es war kein Traum!" Ich öffne meine Augen, die ich in meinen amgewinckelten Beinen vergrub.

"Hier! Der Pulli, Gerard sagte, dass es seiner sei. Oder ist das der von 'Frank?"

"Thalia, ich weiß es nicht ! Ich sehe meinen Bruder selber kaum , woher soll ich wissen was für Klamotten er trägt? "

"Dann lass und jetzt zu ihm gehen und es rausfinden!"

"Das wird nicht funktionieren, Thalia . Frank lässt nie jemanden nach oben in sein Zimmer"

"Dann soll er doch runterkommen ? Wo ist das Problem?"
Warum bekomme ich solche Angst?
Innerlich hoffe ich doch, dass Lisa mich anlügt und Gerard doch ihr Bruder ist. Und wenn nicht ?
Dann hat mich irgendein verrückter gestern nachhause begleitet und mich ins Haus verfolgt. INS VERDAMMTE HAUS . Ich spüre schon, wie meine Tränen auf ihre Startposition gehen, um meine Wangen runter zurollen.

Lisa verlässt mein Zimmer, ich hinter ihr. Zusammen gehen wir die Treppen hinauf und klopen oben an die einzige Tür.

"Frank? Frank bist du wach ? Ich glaube es wäre besser wenn du Thalia kennenlernst."

Ich höre Schritte von hinter der Tür. Also muss da zumindest jemand sein. Bitte lass es doch Gerard sein.
Die Schritte verstummen kurz vor der Tür und stattdessen erhebt sich eine mir Fremde Stimme.

"Ja- geht schonmal runter. Ich komme gleich raus"

Lisa nimmt mich an die Hand als sie bemerkt, dass ich wie gebannt die Tür ansehe. Das war nicht Gerards Stimme. Die Person hinter der Tür hat auf den Namen Frank reagiert. Ich kann es nicht glauben. Gerard- die Person die ich kaum kannte aber schon so ins Herz geschlossen habe, soll irgend ein verrückter sein ? Tief im Inneren hoffe ich immer noch, dass Lisa mich anlügt. Doch die Hoffnung in mir wird immer kleine, bis sie komplett erlischt, als ich einen Jungen Mann in Lisas Zimmer herein kommen sehe, der komplett schwarze Haare hat, und dunkelbraune Augen. Ohne jeglichen Schimmer.

"Hey ich bin Frank" stellt sich die Person vor, von der ich so hoffte sie wäre jemand anderes. " sorry, dass ich mich so spät vorstelle, aber ich hatte keine Zeit vorher." Warum lügt er ?

Lisa schaut mich an, doch ich bekomme meinen Blick nicht von Frank weg. Ich hoffe immer noch, dass Gerade gleich von hinter der Tür auch herein kommt.

"Thalia, alles gut? Sicher, dass das gestern kein Traum war?"

"Es war kein Traum! Ich war wirklich in der Küche, und ich habe wirklich mit jemandem geredet."

"Aber Thalia, das Haus ist sicher, wie soll hier jemand eingebrochen sein ? Und warum sollte dieser Gerard dir ausgerechnet in der Küche begegnen, nur um zu reden? Das ergibt alles keinen Sinn! "

Frank hat sich mittlerweile an den Türrahmen gelehnt. Im Vergleich zu seinen dunklen Haaren hat er schneeblasse Haut. Er muss wirklich den ganzen Tag in seinem Zimmer verbringen. Schließlich kommt er auch zu Wort

"Worum geht's?" War das einzige was er sagt.

"Lange Geschichte Frank. Und ich glaube Thalia will drüber nicht reden."

Lisa schaut mich an, auf das ich nur nicke.
Das mit Gerard ergibt wirklich keinen Sinn. Ich MUSS einfach geträumt haben.
Und das im schließfach ? Das hat doch wirklich jemand geöffnet? Und ich habe Gerard berührt- er war echt und keine Einbildung.

"Ich muss kurz alleine sein. Tut mir leid" mit diesem Worten verlasse ich Lisas Zimmer, an Frank vorbei in mein Zimmer. Als ich die Tür hinter mir schließe, höre ich, dass Lisa und ihr Bruder sich unterhalten, über was höre ich nicht.
Es ist erst mein dritter Tag hier, und schon Weine ich wie nie zuvor.
Tränen aus Angst fließen meine Wange hinunter. Blaue Tränen. Schwarze Tränen. Lila Tränen.
Tränen der Traurigkeit, Wut und vorallem Angst.
Angst davor, dass ich verrückt sein könnte. Dass ich mir mittlerweile Sache einbilde, die nicht echt sind. Aber Gerard war echt ! War er das wirklich ? Meine Gedanken spalten sich , und so tun es auch die Gefühle in mir.

~

Nachdem ich mich genug in selbstzweifel gesult habe, und auch etwas gegessen habe, bin ich raus gegangen um meinen Kopf frei zu bekommen.

Ein Stück hinter Lisas Haus liegt praktischerweise ein Wald. Vor Sonnenuntergang würde ich wieder zurück sein, versprach ich Lisa.

Die Frische Luft tut gut. Es ist zwar Ende August, aber dafür schon recht kühl. Ich habe den Pulli auch nicht mehr an, der anscheindend niemandem gehört. Lisa sagte mir nur, dass Frank ihr sagte, dass es nicht sein Pulli sei. Daraufhin hatte ich nur noch mehr Angst gehabt diesen zu tragen.

Ich gehe den trampelweg immer tiefer in den Wald, bis ich nichts als Bäume sah. Sorgen um den weg zurück machte ich mir keine, ich müsste nur dem Weg wieder folgen. Ich lausche den Geräuschen der Vögel, die sorglos herum fliegen und vor sich hin Singen. Ein Duft von frischen Tannen steigt mir in die Nase. Viele würden sicher Weihnachten mit dem Geruch verbinden - vorallem mit den Weihnachtsbaum. Wir allerdings hatten nie Weihnachten gefeiert, und hatten zur Deko lediglich einen Plastikbaum, den wir jedes Jahr erneut benutzen, bis er eines Tages kaputt ging. Seitdem hatten wir nie mehr einen Weihnachtsbaum, zu der Zeit müsste ich 12, oder 13 Jahre alt gewesen sein.

In Gedanken verloren werden meine Schritte immer langsamer, bis ich beschließe umzukehren, da die Sonne sich langsam dem Horizont nähert.
Ich drehe mich langsam um , und mein Blick bleibt ein einem Braunen Stück etwas in den Baumkronen kleben.
Ein Baumhaus.
Kein besonders großes oder schönes, ein einfaches aus Holz. Allerdings war es ziemlich weit oben. Bestimmt 5 Meter hoch. Von dem Baumhaus hängt eine Leiter hinunter, und ich kann meine Neugier nicht mehr länger zurück halten.

Im nächsten Moment spüre ich nur die Sprossen der Leiter unter meinen Händen und Füßen. Oben angekommen traue ich mich kaum hinunter zuschauen und öffne stattdessen die Tür zum Baumhaus.
Was meine Augen aber darin erblicken, jagt mir größere Angst ein, als wenn ich einfach hinunter gesehen hätte.

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