Kapitel 3 - This Is Amerika

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Alles ist nass.
Ich kann nicht atmen.
Meine Lungen sind mit Wasser gefüllt, dessen Temperatur im zweistelligem Minus Bereich ist. Ich sinke immer tiefer. Besser gesagt die Hände an meiner Kehle und an meinem Herzen ziehen mich immer tiefer.
Ich ertrinke.

Mit einem schock und Schweiß im Gesicht wache ich auf. Schon wieder so ein langer Traum. Aber wovon?

Dieses mal war der Traum schlimmer als letztes mal, habe ich das Gefühl.
Vielleicht liegt es daran, dass ich diesmal über den Wolken, in einem Flugzeug geträumt habe. Ich schaue auf den Monitor vor mir.
Noch 2 Stunden dann ist mein 12 Stunden Flug vorbei.

Ich kann es nicht glauben, dass ich mich gerade wirklich nach Amerika begebe. Es ist unfassbar. Rot-Grün.
Mit einem Hauch Gelb.

Vorallem freue ich mich auf Lisa. Meine Austausch-"partnerin". Bis zum Anfang nächsten Jahres werde ich bei ihr bleiben. Und nächstes Jahr kommt sie dann zu mir. Sie ist wirklich nett. Wir haben die letzen zwei Wochen jeden Tag geschrieben und sie ist wirklich sympatisch. Zum Glück ist sie nicht eine dieser Schicki-micki-mädchen. Sie hat mir viel über sich erzählt. Nur leider teilen wir nicht viele gleiche Interessen.
Trozdem.

Die zwei Stunden vergehen wortwörtlich wie im Flug und ich finde mich bei der kofferabholung wieder. Ich hatte alles in einen Koffer bekommen, da Lisa mir angeboten hat, Handtücher und schampoos und sowas von ihr zu benutzen. Sehr aufmerksam von ihr.

Nur wo ist sie jetzt?
Sie sagte sie will mich abholen vom Flughafen, nur stehe ich hier jetzt geschlagene 20 Minuten alleine.
Ob sie es vergessen hat ?
Villeicht im Tag vertan ?
Ich beschließe noch 10 Minuten zu warten bis ich sie Anrufe.

Das war die richtige Entscheidung, denn kurz darauf höre ich nur ein gekreische meines Namens und zwei Arme um mich gelegt. Es ist Lisa und ich muss sofort anfangen zu lächeln. Sie ist größer als ich dachte, sogar größer als ich, aber nur minimal. Ihre Haare sind auch viel voluminöser und lockiger als sie es erwähnte. Dazu hatte sie noch die passenden braunen Augen zu ihren braunen Haaren.
Sie ist wirklich schön, wirklich.

"Musstest du lange warten?" Sagt sie als sie sich aus der Umarmung löst.
Ihr englischer Akzent lässt mich schmunzeln. Er ist ausgeprägter als ich dachte, auch wenn ihre Eltern ursprünglich auch aus Deutschland kamen.

"Nein, alles gut. Ich bin echt froh dich endlich zu sehen, Lisa" lächele ich sie an.
Sie dreht sich um und ich erblicke ihre Mutter. Eine große schöne Frau, sowas wie eine ältere Version von Lisa. Die Ähnlichkeit der beiden ist unglaublich.

"Hallo Thalia, schön dass du endlich da bist" lächelt sie mich an. "Ich bin Donna, die Mutter von Lisa, wie du sicher bemerkt hast"

Ich nicke nur und schenke ihr ein Lächeln zurück. Entgegensatzt zu Lisa hatte sie keinen Akzent. Sie spricht wenn nicht sogar flüssiger als ich Deutsch.

"Komm Thalia, ich muss dir noch so viel erzählen. Ou und auch zeigen . Jetzt komm endlich"

"Ja, ja ich bin doch schon unterwegs, Lisa"

Die Autofahrt ist voller Gesprächen zwischen mir und Lisa gefüllt. Ihre Mutter kommt auch manchmal zu Wort. Die beiden sind wirklich ein Herz und eine Seele . Nicht so wie ich mit meiner Mutter .

Wir verlassen den Flughafen und über den Highway kommen wir in einer ländlicheren Stadt an. Mit langen geraden Straßen und vielen vielen wunderschönen Häusern. Jedes Haus sieht anders aus und besitzt einen vor- und hintergarten. Auch die Straßen sind alle sauber und von grünen Bäumen umgeben. Mir gefällt es hier.

Etwas später bleiben wir auch schon an so einem dieser schönen Häuser stehen.

"Das ist unser Haus" erwähnt Lisa als ihre Mutter den Motor abstellt.
"Es ist zwar etwas groß für eine drei köpfige Familie, aber dafür fühlen wir uns nie beengt. Und du kannst sogar auch in einem eigenem Zimmer schlafen. Ist doch toll, Thalia"

"Ja , das Haus ist wirklich toll, ganz anders als in Deutschland"

Das Haus sieht komplett anders aus, als die in meiner Heimat. Dieses hier ist sauber, und gepflegt. So wie alle anderen Häuser in dieser Straße. Besser gesagt in dieser Stadt.
Es ist auch wirklich groß, 2 Etagen und ein größere Dachboden wie es scheint.

Ich kann kaum aufhören hier alles zu bewundern, da zieht mich Lisa auch schon in dieses Märchenhaus hinein.

"Willst du was essen, Thalia?"

"Nein danke, ich hatte im Flugzeug viel gegessen" antworte ich hier.

"Dann komm, ich zeig dir wo du die nächsten 4 Monate schlafen wirst."

Sie zieht mich an der offenen Küche und Wohnzimmer vorbei zur Treppe und anschließend auch hinauf. Die Treppen aus holz knartchen bei jedem Schritt. Gott, nachts müsste das echt unerträglich sein. Oben führt sie mich durch den Flur an mehreren Türen vorbei.

"Hinter der ersten Tür ist das Zimmer meiner Mutter . Und hier ist das Bad"
Sagt sie bei der mittleren Tür.
"Das letze auf der linken Seite ist mein Zimmer, das auf der rechten Seite wird deins sein" äußert sie sich und schaut mich an, während wir uns dahin begeben.

"Und wo schläft dein Vater ?" Kam es zu unvorsichtig von mir, als sie die Tür zum Gäste Zimmer öffnet.

"Er schläft nicht mehr hier. Er schläft schon ewig, naja er ist schon länger Tod"

"Tut mir leid Lisa"

"Schon gut . Ich kann darüber reden . Er ist gestorben als ich noch ein kleines Mädchen war. Ich konnte ihn nie wirklich kennenlernen."

"Schade" kam es nur stumpf von mir. Ich hasste mich dafür, dass ich manchmal so gefühllos klinge. Aber Lisa scheint das wirklich nicht zu stören.

"Aber hast du nicht gesagt, ihr seid eine drei köpfige Familie?" Kam es wirklich überrascht von mir.

"Ja , ich habe noch einen Bruder, er schläft oben auf dem Dachboden. Er lässt sich aber nie blicken und kommt nur nachts aus seiner Höhle da. Ah und ich rate dir geh lieber nicht da hoch, er ist manchmal sehr launisch"

"Oh-okay"

Sie hat nie erwähnt, dass sie einen Bruder hat.
Dafür aber, dass das Zimmer groß ist.
Und es war riesig. Ein riesengroßer Schrank ganz links an der Wand, daneben ein Schreibtisch. Auf der anderen Seite steht das Bett und noch weiter, ein Klavier.

Das Klavier ist groß, und schwarz. Auf dem Stuhl davor liegt noch Wäsche von jemanden aus Lisas Familie. Hoffentlich holt die Person der es gehört die Wäsche schnell ab.

"Ich hatte mal Unterricht" sagt Lisa als sieht, dass mein Blick auf dem Klavier kleben geblieben ist.

"Aber ich habe es nicht hinbekommen. Seitdem steht es hier damit es nicht stört. Du kannst gerne mal darauf spielen wenn du willst" meint sie zu mir.

"Dann lass ich dich mal alleine, und mach mich so lange bettfertig" sagt sie und verlässt mein neues Zimmer.
Ist es wirklich schon so spät?
Ich schaue auf die Uhr über dem Schreibtisch.
22:37 Uhr.
Ich bin noch kein bisschen müde, kein Wunder in Deutschland müsste es erst Mittag sein, und im Flugzeug habe ich auch echt lange geschlafen.

Anstatt weiter drüber nachzudenken fange ich an auszupacken und mich ebenfalls bettfertig zu machen.
Ich muss wenigstens versuchen zu schlafen, morgen muss ich hier zur Schule gehen, und ich will einen guten ersten Eindruck hinterlassen bei den anderen da.

Deshalb schnappe ich mir wieder meine Kopfhörer und drücke wieder auf Schuffel meiner Playlist . Ich lege mich ins Bett und lausche diesmal der Stimme von Tyler, von twenty one pilots. Nur finde ich diese Nacht keinen Schlaf, dafür ein Gefühl, beobachtet zu werden.

Do You Know What I'm Seeing?Where stories live. Discover now