Prolog

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Ich atme tief ein.

Ich atme tief aus.

Aber die beknackte Beruhigungsübung hilft nicht - mein Herz hämmert immer noch wie ein Presslufthammer gegen meine Rippen, meine Hände zittern wie die eines Drogenabhängigen auf Entzug und mir steht der kalte Angstschweiß auf der Stirn. Außerdem rumort mein Magen wie verrückt.

Anstatt weiter ein- und auszuatmen, drehe ich den Wasserhahn auf und bade meine Arme in eiskaltem Wasser. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass das helfen soll.

Aber außer dass meine Haut rot wird und prickelt, verändert sich nichts.

Verdammt.

Mein Handy vibriert in meiner Rocktasche. Seufzend trockne ich meine Arme ab.

Wie erwartet ist es Kim, die mir gleich sechs Nachrichten auf einmal geschickt hat.

<Wo bist du???

<Melde dich bitte

<!!

<Julia, jetzt komm schon :* Das bringt sich doch nix

<Alle suchen dich

<Jules!!1!

Ich ignoriere ihre Nachrichten, schalte mein Handy auf stumm und lehne mich mit wackeligen Beinen an die weiß geflieste Wand des Jungenklos.

Es ist kein idealer Ort für ein Versteck. Es riecht nicht gerade angenehm und das grelle Licht der Neonröhre über dem Spiegel blendet.

Warum also hier? Warum verstecke ich mich auf der Männertoilette und versuche dabei mich nicht zu übergeben?

Dafür muss ich etwas weiter ausholen.

Alles begann vor ungefähr einem halben Jahr an einem so weit ganz normalen Wintermorgen.

Wie tausend ChilisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt