Kampf ums Überleben

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Shinya starrte mit geweiteten Augen zu dem Vampirfürsten, der sich mittlerweile wieder Guren zugewandt hatte. In der letzte Sekunde hatte er gerade noch so seine Kopf zur Seite neigen können, sodass er nur einen Kratzer an der Wange davongetragen hatte.
„Verdammt!", fluchte er und sprang auf.
Kaye sah ihn verwirrt an und fragte:
„Was habt Ihr vor?"
„Guren helfen", antwortete er knapp und betrachtete ein Seil, dass dieses Gebäude mit dem andere verband.
„Aber wie? Ihr seid doch Scharfschütze. Jemand der versteckt aus der Ferne angreift."
Der weißhaarige Mann sah das blauhaarige Mädchen mit einem durchdringenden Blick an.
„Das hat mich bis jetzt noch nie aufgehalten und das sollte bei dir auch nicht anders sein. Wir haben eine Verantwortung."
Er machte auf den Absatz kehrt und rannte zu einer Treppe.
„Halte die Stellung für mich!"
Fassungslos starrte sie dem Generalmajor nach.

„Shinya, was tust du?! Wieso verlässt du deinen Posten?!"
„Helfen."
Shinya hatte keine Zeit und Lust Kureto jetzt alles zu erklären. Endlich hatte er das Dach erreicht, an welche das Seil befestigt war. Dieses Gebäude war höher als das andere, weshalb der einfach die Schwerkraft arbeiten lassen musste.
„Tut mir Leid, Byakkomaru.", murmelte er, bevor sich an Kante setzte, einen Arm unter das Seil hob, die Waffe auf das Seil legte und absprang. Beide Hände an der Waffe rutschte er das Seil entlang. Als er nah genug war, löste er das Gewehr auf. Von dem Schwung nach vorne gedrückt, flog er durch die Luft und durchbrach das Fenster.

Guren wollte nicht darüber nachdenken, ob Shinya vielleicht etwas passiert war, deshalb griff er den Vampir immer und immer wieder an. Immerhin schaffte er es dieses dämliche Grinsen von dessen Gesicht zu wischen, während er ihn weiter zurückdrängte. Doch dann schien der Fürst sich an das neue Tempo gewöhnt zu haben und griff seinerseits an. Gerade musste der Oberstleutnant wieder zurück weichen, als plötzlich ein lautes Klirren die Kämpfer innehalten ließ. Ein Mann flog durch die Luft und riss Shigures Gegner zu Boden. Guren starrte den Neuankömmling entgeistert an.
„Yo!", rief dieser und ließ seine Waffe erscheinen.
„Oh, der Schütze lebt ja noch. Ich dachte wirklich, ich hätte ihn erwischt."
Der Fürst grinste amüsiert.
„Shinya, was zur Hölle machst du hier?!", rief Guren, der nicht wusste, ob er sich freuen sollte, dass dieser den unmenschliche Steinwurf überlebt hatte, oder vor Wut platzten sollte, dass sich eben jener von selbst jetzt wieder in Gefahr gebracht hatte.
„Bang!"
Der Hiragi zwinkerte nur und erledigte gleichzeitig den Vampir, der immer noch etwas benommen auf Boden gelegen hatte. Im selben Momente brachte auch Sayuri ihren Gegner zur Strecke, da sie dessen Verwirrung sofort ausgenutzt hatte.
Jetzt fixierten alle den Vampirfürsten, welcher beschwichtigend die Hände hochhob.
„Hey, jetzt mal ganz ruhig. Sechs gegen einen ist doch nicht fair oder?"
Als keiner antwortete, sondern weiterhin jeder seiner Bewegungen folgten, hielt er sich dramatisch die Hand vor die Stirn und jammerte:
„Ach, womit habe ich das verdient. Ich wollte doch nur ein bisschen Spaß haben. Aber jetzt werde ich wohl meinen letzten Atemzug nehmen."
Der Fürst hielt inne und fixierte Guren. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Nur Spaß."
Wie aus dem nichts kamen zwei Vampire durch die Wand gestürzt und griffen die Teammitglieder des Oberstleutnants an. Innerhalb von kürzester Zeit wurde das Team in zwei-gegen-einen Kämpfe verwickelt und auseinander getrieben. Shigure und Sayuri wurden durch die Wand geschleudert und ihr Gegner jagte hinterher. Währenddessen packte der Fürst Shinya und Guren und sprang mit ihnen nach oben. Dass er dabei mit seinen Kopf zwei Decken durchbrach, schien ihn wenig zu stören. Schließlich landete er auf dem Dach und warf die beiden Soldaten nach vorne.
„Oh ja, auf einem Dach zu kämpfen ist immer noch das beste.", grinste er.
Seine Gegenüber tauschten Blicke aus und der dunkelhaarige zuckte mit den Schultern. Ohne irgendwelche Worte zu verschwenden griff Guren an und Shinya unterstützte ihn aus der Ferne. Lachend hüpfte der Vampirfürst durch die Gegend und wich somit den Angriffen aus. Der Kampf zog sich und so langsam wurde der Schwertkämpfer müde und auch sein Freund war mittlerweile nicht mehr in Bestform.
„Oh, ihr werdet langsamer. Geht euch die Energie aus?", fragte der Vampir belustigt.
Als Antwort griffen die zwei Freunde gleichzeitig an, wobei er diesen nur knapp entkommen konnte.
„Naja, es ist sowieso alles gleich vorbei."
Shinya brauchte etwas, um zu verstehen, was der Fürst gemeint hatte. Doch als er es endlich realisierte, drückte er auf sein Funkgerät und rief:
„Evakuiert alle sofort aus dem Gebäude!!!"
Der Vampir sah ihn beleidigt an.
„Oooh, voll der Spaßverderber. Naja, ist eh zu spät."
Im selben Moment ertönte überall unter ihnen eine Vielzahl an Explosionen und Feuerwolken zerstörten die übriggebliebene Fenster. Langsam bröckelte der Boden unter ihnen und immer größere Brocken lösten sich. Mit einem lauten Getöse fielen sie nach unten und begruben alles unter sich.
„Das Dach, der beste und gleichzeitig schlechteste Ort.", fluchte Guren und sprang zu Shinya.
„Wir müssen hier weg."
„Ja, das weiß ich, aber wie?"
Ratlos sahen sie sich an. Das Gebäude bebte und es begann in sich zusammen zu brechen.
„Ihr werdet nirgendwo hingehen", lachte der Vampirfürst.
„Ihr werdet hier alle sterben!!!"
Das verrückte Lachen des Vampirs ging in dem Lärm unter, während die zwei Soldaten in die Trümmer fielen.

Langsam öffnete er die Auge. Er war von Schwarz umgeben. In seinen Ohren pfiff es und er spürte eine warme Flüssigkeit, die ihm über das Gesicht lief. Er stemmte seine Hände nach oben und zu seiner Überraschung schaffte er tatsächlich die Brockendecke von sich wegzuschieben. Vorsichtig befreite er sich aus den Trümmern und sah sich um. Weiter entfernt lagen überall verletzte Soldaten, doch nur wenige schienen glücklicherweise den Massen an Beton zum Opfer gefallen zu sein. Seine Augen wanderten über das Schlachtfeld, darauf fixiert, eine bestimmte Person zu finden. Er entfernte sich noch weiter den übrigen Soldaten und durchsuchte das, was von dem Gebäude noch übrig war. Plötzlich erkannte er einen dunklen Schopf und rannte zu diesem. Dass ihm dabei ein höllischer Schmerz durch das Bein fuhr, ignorierte er. Er hatte fast sein Ziel erreicht, als plötzlich drei Vampire vor seinem Freund landeten. Shinya verlor das Gleichgewicht und stürzte. Verzweifelt musste er mit ansehen, wie die Vampire Guren an seinen Haaren hochhob und ihn eingehend begutachteten.
Der Scharfschütze rappelte sich auf und rief:
„Lasst ihn los!"
Er wusste, dass dies dumm gewesen war, aber er konnte nicht anders. Einer der Vampire sah zu dem weißhaarigen Mann und fing an zu grinsen.
„Wow, du lebst ja auch noch."
Shinya starrte seinen ehemaligen Gegner an und versuchte seine Waffe zu beschwören, doch er war zu schwach.

Guren stöhnte. Ihm tat alles weh. Er öffnete seine Augen. Erst sah er nur Farbkleckse, doch dann erkannte er den Vampir vor ihm.
„Lasst ihn los!"
Shinya!
Er drehte seinen Kopf und entdeckte seinen Freund, der alles andere als gut aussah.
„Oho, da ist ja endlich jemand aufgewacht." Der schwarzhaarige Soldat richtete seinen Blick wieder nach vorne und starrten in die roten Augen des Mannes, der ihn hochhob.
„Unser Boss wird viel Spaß mit dir haben."
„Ich hab gesagt, ihr sollt ihn loslassen."
Shinya, nicht!
Guren wollte ihn anschreien, ihn befehlen gefälligst den Mund zu halten, doch er brachte kein Wort raus.
Währenddessen lachten die Vampire den verzweifelten Mann aus und einer rief:
„Sei lieber froh, dass wird dich nicht auf der Stelle umbringen!"
Ihre Blicke trafen sich.
„Du bist wie ein Kind, so nervig...", flüsterte Guren.

Nur Shinya hörte seine Worte. Die Vampire waren immer noch damit beschäftigt sich vor Lachen wegzuschmeißen und weiter neue Witze über ihn zu reißen.
Seine Augen füllten sich Verzweiflung, während er in die violetten Augen seines Freundes starrte, die ihn auftrugen zu gehen, ihn zurück zu lassen und zu überleben.
„Bitte nicht", flüsterte er. Der Scharfschütze merkte wie ein Teil von ihm aus ihm herausgerissen wurden, als die Vampire immer noch lachend mit Guren verschwanden.
„Nein..."
Shinyas Beine gaben unter ihm nach und er sackte zu Boden. Mit leeren Blick starrte er auf die Stelle, an der er seinen besten Freund das letzte Mal gesehen hatte.
„Shinya! Shinya! Geht es dir gut?"
Shigure rannte zu ihm und rüttelte an seiner Schulter.
Langsam drehte er seinen Kopf zu ihr und sie zuckte zurück, als sie seinen leeren Blick sah.
„Wo ist Guren?", fragte Goshi behutsam, welcher neben Shigure stand.
Shinya schwieg erst, stand dann auf und drehte sich dann um.
„Die Vampire haben ihn."
Seine Stimme war trocken und stumpf.
Er wollte Guren retten, doch in seinem Zustand war das unmöglich. Aber er wird es schaffen, auch wenn er noch nicht genau wusste wie.

Gureshin ~ Leben oder ÜberlebenWhere stories live. Discover now