Dämonen sind keine leichten Gegner

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„Verstanden?!"
Kureto sah streng und ernst in die Runde. Sein Blick war eindringlich, nur wenige konnten den Kontakt lange halten.
„Ja, Sir!"
Mit einer Handbewegung entließ der Generalleutnant die Soldaten. Dann drehte er sich zu den zwei Männern um, die hinter ihm standen. Während der dunkelhaarige gelangweilt und etwas genervt eine Punkt in der Ferne fixierte, machte sich der weißhaarige einen Spaß daraus, die Falte zwischen den Augen des ersten zu vertiefen. Kureto räusperte sich, um die Aufmerksamkeit der beiden auf sich zu ziehen.
„Nun, ihr fragt euch sicher, warum ich euch von dieser Mission abgezogen habe."
Er machte eine kurze Pause, um auf eine Reaktion der beiden zu warten, doch alles was er bekam, war ein gelangweilter Blick Gurens und das gleiche dumme Grinsen Shinyas wie immer. Innerlich seufzend fuhr er fort.
„Heute wird ein neues Team gegründet und ihr werdet zusammen mit mir die Verteilung der Waffen beobachten."
Shinyas Grinsen wurde breiter und Kureto sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
„Willst du mir etwas sagen, Shinya?"
Doch dieser winkte nur ab und antwortete:
„Wir sollen doch einfach nur die Drecksarbeit erledigen, falls einer der Dämonen gewinnt. Nicht wahr, Ku-re-to-nii-san?"
Dabei betonte er extra jede einzelne Silbe des Namens seines älteren Bruders. Dieser jedoch schnaubte nur und bedeutete ihnen ihm zu folgen.

Während sie zu der Schule liefen, in deren Nähe der Bunker lag, in welchem der Test stattfinden würde, beobachtete Guren seinen weißhaarigen Freund. Denn obwohl Shinya es gut zu verstecken wusste, erkannte er ganz genau, wie sehr ihm ihre Aufgabe missfiel. Sein Blick fiel auf den Generalleutnant vor ihnen. Dieser lief mit großen Schritten voran und hatte dabei eine so bedrohliche und erdrückende Ausstrahlung, dass die meisten mit eingezogen Kopf vor ihnen flüchteten. Schon bald standen sie vor dem Eingang, an dessen Tür bereits fünf Schüler warteten.

Shinya betrachtete sie. Einer der beiden Jungs sah ziemlich rebellisch und von sich überzeugt aus. Und respektlos dazu, wie er kurz darauf feststellen musste, als dieser die drei Erwachsenen ohne jegliche Höflichkeit ansprach. Der andere schien eher der stille Typ zu sein, doch der junge Mann spürte, dass dieses Kind in der Zukunft ziemlich stark werden könnte. Shinya musste schmunzeln. Ziemlich stark war viel, doch ob es reichen würde, um ihn und Guren zu übertreffen, war unwahrscheinlich.
Zuletzt betrachtete er die drei Mädchen. Zwei waren Zwillingsschwester und schienen eine sehr enge Bindung zueinander zu haben. Die dritte Schülerin hielt sich eher abseits und beobachtete das ganze. Als sich ihre Blicke trafen, merkte Shinya, dass sie ihrerseits die Neuankömmlinge genau betrachtete. Er ließ sich auf das Blickduell ein und schon nach wenigen Sekunden war klar, dass er der Überlegene war. Grinsend nickte er ihr zu und richtete sein Blick wieder auf Kureto. Dieser hatte mittlerweile die mit Ketten gesicherte Tür geöffnet.
„Wurde aber auch mal Zeit."
Der braunhaarige Mann warf dem Jungen einen Blick zu, dem jeden das Blut in den Adern gefrieren hätte lassen. Doch es wirkte und der aufmüpfige Schüler verstummte augenblicklich.
Sie stiegen die Treppen herunter und kamen schließlich zu einer weiteren Tür, welche neben Ketten auch noch mit Fugas gesichert war. Auch diese öffnete der Generalleutnant und sie betraten den kreisförmigen Raum. Die Kinder staunten nicht schlecht, Shinya dagegen stellten sich die Nackenhaare auf. Er spürte die gefährliche Aura, welche wie dicker Nebel durch die Luft waberte. Byakkomaru wurde unruhig, was dem Weißhaarigen nicht sehr verwunderte. Sollten alle Dämonen hier im Raum die Oberhand gewinnen, hätten selbst die drei Erwachsenen Probleme.
Genau wie sein älterer Bruder lehnte Shinya sich an die Wand neben dem Eingang und beobachtete, wie Guren die fünf Schüler anwies, sich zu jeweils einem Podest zu begeben, welche sich am Rand des Raumes befanden. Erst zögernd, dann aber zielstrebig, liefen die Jugendlichen zu den Dämonenwaffen.

Der schwarzhaarige Mann begab sich zu den anderen beiden und begutachtete die zukünftigen Soldaten.
„Was meinst du", wandte er sich an Shinya, „wie viele werden es schaffen?"
Doch bevor dieser antworten konnte, mischte sich Kureto ein.
„Na, hoffentlich so viele wie möglich. Wir können jede Hilfe auf dem Schlachtfeld gebrauchen. Und möge sie auch nur so gering sein." Es war offensichtlich, dass der Hiragi nicht viel von den fünf erwartete. Guren sah genervt zu seinem blauäugigen Freund, welcher dies nur mit einem Schulterzucken erwiderte.
„Dich hat niemand gefragt.", brummte er, doch Kureto schnaubte nur belustigt.
Mehr oder weniger gespannt verfolgten die drei, wie die Schüler gleichzeitig die Waffen ergriffen und erstarrte. Sie alle trugen in ihren Köpfen gerade einen Kampf gegen den Dämon der Waffe aus. Einige Minuten passierte nichts. Dann stolperte der stille Junge nach hinten und betrachtete erleichtert seine zwei Pistolen. Nach und nach kamen auch die anderen drei wieder zu sich. Zuerst das Mädchen, welches sich anfangs abseits gehalten hatte. Triumphierend hob sie ihr Scharfschützen-Gewehr hoch.

Shinya lächelte ihr zu und Guren raunte ihm:
„Du hast wohl eine neue Schützling."
Der Generalmajor sah seinen dunkelhaarigen Freund lächelnd an und wandte sich dann wieder zu den neuen Trägern von Dämonenwaffen. Mittlerweile hatte es auch die erste der Zwillingsschwester ihren Dämon unter Kontrolle gebracht. Ihr Ausdruck wirkte leicht verstört und die Schweißperlen auf der Stirn waren nicht zu übersehen. Schwer atmend betrachtete sie den schwarzen Degen in ihrer Hand.
Als letztes löste sich schließlich auch der rebellische Junge aus der Starre. Als wäre er der größte auf der Welt, schnitt er wild mit seinem neuen Breitschwert durch die Luft und fühlte sich dabei anscheinend außerordentlich cool. Alle Blicke richteten sich nun auf die fünfte im Bunde.
„Du schaffst das Schwester!", feuerte das rothaarige Mädchen ihren Zwilling an.
Im selben Moment durchläuft ein starker Schauer Shinya und auch Byakkomaru wurde wieder extrem unruhig.
Die drei Erwachsene wechselten vielsagende Blicke, wobei Kureto die anderen stumm aufforderte zu handeln.

Guren legte seine Hand auf die Schultern seines Freundes und ging allein zu den übrigen vier Kindern.
„Tretet zurück."
Sein Ton war ernst und bestimmt. Alle taten wie geheißen, selbst der vorlaute Junge und das ohne irgendeinen Mucks von sich zu geben. Das Mädchen mit dem Degen klammerte sich an den Anführer der Monddämonen. Er versuchte sie von sich zu schieben, doch sie ließ nicht los.
„Was ist los? Warum wacht meine Schwester nicht auf?"
In ihrer Stimme konnte man die Panik deutlich heraushören.
Im genau diesem Moment regte sich die andere Zwillingsschwester. Das Mädchen jubelte los und wollte zu ihr hinlaufen, doch Guren hielt sie zurück.
„Bleib stehen!"
Just drehte sich die andere Schwester um und alle erkannten die dämonischen Male unter ihren Augen.
„Nein", flüsterte das rothaarige Mädchen neben Guren, während ihre Hand, die den Degen hielt, anfing heftig zu zittern.

„Töte sie...", flüsterte die besessene Schülerin.
„TÖTE SIE ALLE!!!"

Gureshin ~ Leben oder ÜberlebenWhere stories live. Discover now