Am Strand

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Wenn ich bis eben dachte, ich hatte die Kontrolle wieder erlangt, dann musste ich mir jetzt eingestehen wie falsch ich lag. Seufzend zog ich ihn zurück in meine Arme und presste meinen Körper an seinen. Hielt ihn fest, während ich spürte wie meine Hose um die Mitte heftig spannte. Schwer atmend, küsste ich ihn, ließ meine Zunge über seine Lippen wandern, biss ihm sanft in die Unterlippe, was er mit einem gleichermaßen erschrockenen wie lustvollen Seufzer quittierte. Als seine Hand diesmal nach unter glitt, hielt ich ihn nicht auf. Wie sollte ich mich auch gegen etwas wehren, was jede Faser meines Körpers so heftig verlangte?

Als ich erwachte war er noch ziemlich früh. Die Sonne war gerade erst aufgegangen. Ich kuschelte mich näher, an den noch schlafenden Toni, umfing ihn mit beiden Armen und bettete mein Gesicht an seine Halsbeuge. Sein Geruch war mir zwar inzwischen gut bekannt, und doch faszinierte er mich jedes Mal von neuem. Wir waren uns gestern so nahe gewesen, wie noch nie, auch wenn wir noch nicht miteinander geschlafen hatten. Ich fuhr gedankenverloren mit den Fingern die Linien seiner Tattoos nach und fragte mich, wie jemand so perfekt sein konnte. Nicht perfekt im Sinne von makellos. Sondern einfach perfekt für mich. Toni war alles, was ich mir immer gewünscht hatte. Und schon bevor ich ihn richtig gekannt hatte, wusste ich, dass er mich vermutlich irgendwann hassen würde. Denn das hier, konnte kein gutes Ende nehmen. War ich egoistisch, wenn ich trotzdem die Zeit mit ihm genoss? Wir würden noch einiges an Zeit hier verbringen. Noch gestern hatte ich mir geschworen, es nicht dazu kommen zu lassen, dass ich ihm noch näher kam. Doch irgendwann würde auffallen, wenn ich nicht mit ihm schlafen wollte. Tat ich ihm damit wirklich einen Gefallen, ihn hinzuhalten, ihm aber den Grund dafür zu verschweigen?

Sollte ich ihm vielleicht doch alles erzählen? Hoffen, dass er mich nicht hassen würde, sobald er es wusste? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Er würde mich verabscheuen. Aber war ich ihm diese Wahrheit nicht schuldig? Ganz egal, was die Chefs sagen würden?

Doch was würde es ihm nützen, wenn er es wüsste. Ich konnte es ja sowieso nicht mehr ändern. Und wenn ich nichts sagte, dann würde er es vielleicht nie erfahren. Dann konnte er mich auch nicht hassen! Komm schon, Rezo, mahnte ich mich selbst. Gestern hatte er ja gesagt, ihm gefiele die Zeit hier mit mir auf der Insel!

Dann konnte es ja nicht so schlimm sein, oder? Wenn wir erstmal hier weg waren, musste ich asicher auch selbst nicht mehr so oft daran denken. Dann würde es sich auch nicht mehr so nach Verrat anfühlen... hoffentlich.

Toni

Ich spürte Rezos Blick auf mir ruhen, bevor ich überhaupt die Augen öffnete. Er war meist vor mir wach. Inzwischen waren wir fast seit zwei Wochen hier. Ich hatte die Tage nicht gezählt, aber ungefähr müsste es hinkommen. Jetzt sollte mein Urlaub eigentlich enden, und wieder eine Serie an Terminen anstehen. Interviews, Fotoshootings, Events, Konzerte. All das war inzwischen so weit weg, als gehörte dieser Alltag zu einem anderen Leben.

Ich blinzelte und sah in das Gesicht meines... Freundes? Ich konnte es nicht sagen, aber hier spielte es ja ohnehin keine Rolle, wie wir das hier zwischen uns benannten. Hier gab es nur uns beide. Ohne die Notwendigkeit irgendwelcher Rechtfertigungen oder Statements.

„Hast du gut geschlafen, süße Maus?", fragte er und ich musste etwas über seine Formulierung lachen.

„Klar, und du?"

„Ja, alles gut. Ich hab ziemlich Durst!" merkte ich an. Also machten wir uns auf den Weg zum Flüsschen, tranken und wuschen uns die Gesichter. Wir hatten bereits einen fast geregelten Tagesablauf. Es war alles so ruhig und friedlich.

Es schien wiedermal ein ziemlich warmer Tag zu werden, wie fast immer. Da wir keinerlei Sonnenschutzmittel hatten, versuchten wir uns gerade über die Mittagszeit eher im Schatten aufzuhalten, aber jetzt war es noch früh genug, um ein Sonnenbad zu riskieren.

„Ich würde gerne schwimmen gehen. Kommst du mit?", fragte ich Rezo. Er nickte, und wir liefen Hand in Hand hinunter zum Strand.

Unsere Klamotten, ließen wir am Strand zurück und sprangen direkt in die kühlen Wellen.

Wir schwammen eine Weile, sprangen in die Wellen und ich beobachtete wie die Wassertropfen auf seiner Haut glitzerten.

Seine blauen Augen leuchteten im Sonnenlicht, als wir an den Strand zurückkehrten und uns im Sand niederließen. Unsere Klamotten hatten wir im Fluss gewaschen und sie trockneten noch in der Sonne auf den Felsen. Nacktheit war etwas, woran ich mich gewöhnt hatte. Immerhin hatte ich nur eine Garnitur Klamotten hier, und die brauchte ich eigentlich nur Nachts, wenn es kühler wurde, oder wenn Arbeiten anstanden, bei denen die Klamotten wenigstens etwas Schutz bieten konnten. Wenn wir an unserer Unterkunft bauten zum Beispiel.

Wann wir abgeholt werden würden, fragte ich mich nur noch selten. Es nutzte einfach nichts mehr, sich zu fragen, warum das alles so lange dauerte. Wenn die Zeit gekommen war, würde man uns schon finden. Ich hoffte nur meine Eltern und meine Freunde, insbesondere Nia, machten sich nicht zu viele Sorgen.

Rezo summte leise vor sich hin. Sehnsüchtig sah ich zu ihm rüber, ließ meine Blicke verstohlen an ihm hinunter wandern und wünschte mir nichts sehnlicher, als ihm wieder nahe zu sein. Unsere Blicke trafen sich und ich beugte mich zu ihm. Als ich meine Lippen auf seine presste, spürte ich, wie auch meine Lippen vibrieren, bevor das Summen verklang und seine Lippen sanft meine Küsse erwiderten.

Jeden Tag wuchs dieses Verlangen in mir. Ich wollte so viel mehr von ihm, als nur diese süßen Küsse. Warum er nach wie vor vermied mit mir zu schlafen, hatte er mir nie gesagt, doch ich wusste, dass er es auch wollte. Schon die ganze Zeit. Was ihn abhielt, war mir ein Rätsel. Aber diese änderte nichts daran, dass sein Wiederstand zu bröckeln begann und es bereitete mir fast diebische Freude, seine Mauern nieder zu reißen.

Ich bedeckte seinen Oberkörper mit Küssen, nahm unterschwellig die Wellen war, die immer wieder unsere Knöchel umspülten und drückte ihn in den Sand, als ich mich mit einem Schwung auf sein Becken setzte, und seine Hände mit meinen im Sand festnagelte.

Sein Blick war warm, und ich stellte zufrieden fest, dass sein Atem schneller ging. Seine blauen Haare waren heller geworden, durch die Sonne und das Salzwasser, während meine eher einen grünlich-türkisen Ton angenommen hatten.

Ich beugte mich hinunter, ohne meine Fixierung zu lösen, küsste seinen Hals und seinen Nacken, fuhr mit der Unterlippe sein Schlüsselbein entlang und leckte über seine Brustwarzen. Ich spürte seine Gänsehaut unter meinen Lippen und als er unter mir nervös herumzappelte, kam ich mit den Lippen nahe an sein Ohr.

„Schlaf mit mir!", hauchte ich. Heute würde er mich nicht abweisen, oder mein Verlangen mittels anderen Körperlichkeiten stillen. Heute nicht. Ich wollte endlich wissen, wie es sich anfühlte.

Rezo

Was hatte dieser kleine Teufel nur wieder mit mir angestellt? Hier lag ich nun am Strand, festgenagelt und völlig überwältigt, in vielerlei Hinsicht. Ich kämpfte mit mir selbst, versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren, schaffte es aber dann doch nicht. Alles Gewissensbisse und Zweifel schienen mir aus den Händen zu gleiten, bis sie so weit zurück gedrängt waren, dass sie unwichtig erschienen. Irrelevant.

Ich sah Toni in die Augen, sah die Entschlossenheit in seinen glühenden Augen und hörte mich dann wie von selbst sagen...

„Okay"

A song of life and survival - RezoniWhere stories live. Discover now