Die große Chance

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Ja, hi :D
Ich versuche mich mal an einer Rezoni Geschichte... Das hier ist das erste Kapitel. Ich hoffe ihr habt Spaß damit.



"Mensch Toni, das ist unsere Chance!" rief Nia begeistert aus bevor er mich überschwänglich umarmte. Ich grinste, fest an seine Schulter gedrückt. Ich mochte es wenn mein bester Freund so gut gelaunt war. Ich hatte bei ihm schon viele Hochs und Tiefs miterlebt- wobei die schlechten Phasen in letzter Zeit wirklich überhandgenommen hatten. Umso besser war es, dass er nun endlich wieder gut gelaunt war. Und ich hatte meinen Teil dazu geleistet, was mich noch viel mehr freute.

„Ja, wirklich mega geil, oder?" schürte ich die Freude noch weiter.

Gerade hatte ich meinem besten Freund Nia und den anderen Bandmitgliedern verkündet, dass wir nun bei einer Agentur unter Vertrag genommen wurden. Das hieß für uns organisierte Konzerte, geplantes Marketing und hoffentlich bald der lang ersehnte Plattenvertrag.

Ich hatte die Agentur seit Monaten bekniet sich unsere Songs anzuhören und endlich, hatten wir es geschafft mit einem unserer letzten Auftritte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. So schön das jetzt auch war, wussten wir, dass uns nun eine Menge Arbeit bevorstand.

„Nia, wir müssen uns unbedingt morgen treffen, und an neuen Songtexten arbeiten!", sagte ich, voller Tatendrang. „Und Joe, Tracy und Kim, ihr wolltet doch die Songs von unserer Demo nochmal neu arrangieren. Ihr wisst schon, weil wir ja eine neue Besetzung haben."

„Nu mach mal langsam, Alter!", sagte Joe mit seinem, für ihn typischen, berliner Dialekt. „Ick finde, wir sollten erstma richtig anstoßen, uf den neun Vertrag. Arbeten könn wa och später."

Und kurz darauf ertönte im Proberaum das klirren von Glas, als alle fünf Bandmitglieder ihre Flaschen erhoben und enthusiastisch gegen einander stießen.

„Auf die ‚Blue monkeys'" riefen alle, und ich grinste peinlich berührt vor mich hin, nahm aber brav ein Schluck von meinem Bier. Den bescheuerten Bandnamen hatte ich mir mit Nia vor vier Jahren ausgedacht. Wir waren zu dem Zeitpunkt nicht mehr ganz nüchtern gewesen. Eigentlich hatten wir nur wild irgendwelche Worte kombiniert und kam irgendwann dazu uns mit Tieren zu vergleichen. Naja, manchmal fand ich den Vergleich mit Affen immer noch passend, vor allem wenn wir mal wieder Stundenlang rumalberten anstatt Vernünftig zu proben. Das „blue" war der Tatsache geschuldet, dass wir in dem Moment eben einfach ziemlich drunk gewesen waren.

Inzwischen hatte ich aber mehrfach versucht ihn zu ändern, doch keine Chance. Spätestens als ich mir meine Haare für einen Auftritt blau gefärbt hatte, war der Name besiegelt, und blau mein neues Markenzeichen gewesen.

„Was kommt denn jetzt auf uns zu?", fragte Nia, als sich alle wieder einigermaßen beruhigt, und die Nachricht sacken gelassen hatten.

„Naja, wir werden neue Songs produzieren. Nur ein Minialbum mit maximal sieben Songs. Dann können wir auf Tour gehen, und als Vorband von bekannteren Bands spielen. Dannach produzieren wir unser richtiges Album. Naja und dann sehen wir weiter. Wenn die Agentur zufrieden mit uns ist, und wir unsere Bekanntheit weiter ausbauen, dann bekommen wir viellecht schon für das große Album den Vertrag mit der Plattenfirma. Dafür muss aber das Vorläufige Album wirklich qualitativ wesentlich besser werden, als unsere letzten Aufnahmen!" Alle lachten grölend. Obwohl wir wirklich nicht schlecht waren, hatten wir nie Geldgehabt für professionelle Aufnahmen und so war unser letztes ‚Album' wenn man es so nennen konnte, ein ziemliches Desaster. Das war auch der Grund dafür, dass wir die Agentur schließlich nur durch einen Liveauftritt hatten überzeugen können.

Nun hatten wir aber einen Plan. Das Geld für die Aufnahmen für ein kurzes Album würden wir zusammenbekommen. Und dann konnte es losgehen. Die Reise ins ungewisse.

„Naja, ich glaube wir müssen jetzt einfach alles geben, was wir können. Dann haben wir eine reelle Chance! Es ist ja nicht so, dass wir immer noch völlig unbekannt wären!" sagte Tracy und prostete mir zu. Sie war das einzige Mädchen in unserer Truppe.

Das stimmte. Immhin hatten wir schon einige Konzerte gespielt und uns einen kleinen Kreis an Fans in unserem regionalen Umfeld sichern können. Dennoch, wirklich bekannt waren wir nicht. Wir traten in kleinen Kellerclubs und bei Feiern auf, doch große Hallen hatten wir noch nicht mit unserem Sound füllen können. Aber das würde ja vielleicht bald folgen.

Ich war zumindest zuversichtlich dass das klappen könnte. Ich hatte diesen Traum schon seit so vielen Jahren. Diese fixe Idee, Menschen, nur mit meiner Stimme zu fesseln, ihnen Emotionen zu schenken, sie mit zu reißen mit meiner Musik.

Ich sah mich in dem schäbigen Proberaum um. Es war irgendein Zimmer, mitten im Industriegebiet. Es war zugig, die Möbel hatte irgendjemand schon vor zwanzig Jahren aussortiert und hier her gebracht, und drei der fünf Glühbirnen in der Deckenlampe waren kaputt. Ja echte Glühbirnen. Die, die schon seit Jahren nicht mehr hergestellt werden.

Ich mochte unseren Proberaum, der immer nach einer Mischung aus muffigen alten Textilien, Bier und Lederpolitur roch. Doch ich mochte ihn nicht wegen der Räumlichkeit an sich, denn die war schon wirklich sehr schäbig. Ich mochte ihn, weil hier unsere Anfänge lagen. Unsere Stücke das erste Mal erklungen waren und so manche Idee uns hier gekommen war. In unserem Proberaum. Er war die Heimat unserer Töne. Die dreckige Kinderstube unserer Band.

Und auch wenn ich es nicht erwarten konnte diesen Proberaum irgendwann gegen einen vernünftigen mit besserer Akustik, und weniger muffigen alten Möbeln eintauschen zu können, wusste ich doch, dass mir dieser Raum immer etwas bedeuten würde. Von diesem Zimmer würde ich noch meinen Enkelkindern erzählen.

„Toni, du träumst die ganze Zeit vor dich hin!" holte Nia mich aus meinen Gedanken. Das Gespräch war weiter gegangen, und ich hatte nichts gehört. Ich starrte die Tapeten an, die sich von der Wand schälten.

„Bald könnte all das hier der Vergangenheit angehören", sagte ich nachdenklich.

„Ja. Diese Agentur ist wirklich gut. Wenn wir wirklich so viel Potential haben, wie wir uns immer selbst weismachen wollen, dann werden die das Steuer schon für uns rumreißen!" meldete sich Joe zu Wort.

„Klar, unser Toni hat ne Engelsgleiche Stimme!", sagte Kim. „Und wir anderen sind auch nicht schlecht!" fügte er bescheiden hinzu.

„Ihr seid spitze Leute, ganz ehrlich.", sagte ich und legte einen Arm um Kims Schultern. Dieser Abend war einfach zu viel für uns. So viele Emotionen. Dies war unsere Chance. Das wusste ich einfach.


So das war das erste Kapitel... Ich würde mich über Feedback freuen :)

A song of life and survival - RezoniWhere stories live. Discover now