Sie zuckt mit ihren zierlichen Schultern. «Keine Ahnung, war nur ein Gedanke.»

Ich überlege kurz mich zu entschuldigen und aufzubrechen. Als ich die Brünette nochmal mustere, überlege ich es mir allerdings nochmal anders. «Was treibst du so, Dina? Warum eigentlich Dina? Würde Diana nicht eher passen?»

Sie streicht sich eine Strähne ihres welligen Haars hinters Ohr und lächelt verträumt. «Das kommt eben dabei raus, wenn dein angetrunkener Freund-», sie gerät ins Stocken und ihre Gesichtszüge entgleiten kurz. Lediana fängt sich allerdings schnell wieder und räuspert sich, «Ex-Freund entscheidet, dass Diana ein blöder Spitzname ist, weil es ihn zu sehr an Princess Diana erinnert und ich viel besser sei als eine Prinzessin...» Ihre Stimme wird zum Ende hin immer leiser und ihre Augen verlieren sich in der Ferne.

«Sollte ich dich vielleicht doch nicht Dina nennen?», frage ich vorsichtig. Ich will nicht, dass es ihr deswegen schlecht geht.

Sie lächelt traurig und schüttelt ihren Kopf. «Es ist nur ein Name. Nur weil Tarik angefangen hat mich so zu nennen, heißt das nicht, dass mich jetzt niemand mehr so nennen soll. Ob ich will oder nicht, mein Ex' ist ein großer Teil von meiner Geschichte und hat zu der Person beigetragen, die ich heute bin. Spitzname hin oder her.»

Mein Atem stockt und ich weiß nicht ganz was ich sagen soll. Mit so viel Ehrlichkeit und Tiefgang hätte ich nicht gerechnet. Ihre Selbstreflexion beeindruckt mich.

Als sie bemerkt wie sprachlos ich bin, vergräbt sie ihr Gesicht in ihren Händen und schüttelt den Kopf. «Tut mir leid, Alkohol bekommt mir nicht so gut.»

Schmunzelnd lege ich meine Hand auf ihren Unterarm. Glücklicher Weise sieht sich dadurch wieder auf. «Schon in Ordnung. Alkohol macht die einen redselig, die anderen kichern die ganze Zeit und ich werde müde.»

Ein Lächeln schleicht sich auf ihre rosigen Lippen. «Nur kenne ich dich ja gar nicht und ich erzähle dir meine halbe Lebensgeschichte.»

Amüsiert hebe ich einen Mundwinkel. «Das lässt sich ändern.»

Die Brünette fasst sich ihre Haare im Nacken zusammen und fixiert sie mit einem Haargummi. «Schieß los, du hast es vorgeschlagen also fängst du an.»

Ich hole tief Luft und überlege, wie ich beginnen soll. «Also, wie gesagt, mein Name ist Paul, ich bin achtzehn, vom Sternzeichen Jungfrau.» - «Nicht lachen», schiebe ich in meine Erzählung ein und schenke ihr einen gespielt grimmigen Blick. Dass sie zu grinsen beginnt, bestätigt mir, dass mein dämlicher Versuch sie aufzuheitern funktioniert hat. «Ich habe einen älteren Bruder. Er ist eine unglaubliche Nervensäge.»

Unwillkürlich verdrehe ich die Augen.

Ich sehe ihn vor mir, wie er nervös auf und ab wandelt. «Bist du schwul?», hallt in meinem Kopf wider. In meinem Bauch bildet sich ein riesiger, wütender Knoten. Woher soll ich das denn wissen? Warum muss man immer alles wissen?

«Mehr fällt mir im Moment nicht ein.» Peinlich berührt kratze ich mich im Nacken. Ich könnte ihr von meiner Identitätskrise erzählen und alles auf Alkohol schieben, wenn es schiefgeht. Das verwerfe ich allerdings schnell wieder.

Eigentlich bin ich nur erschöpft von der Suche nach einer Antwort.

«Jungfrau?», fragt sie überrascht. «Haben wir nicht gerade diesen Zeitraum?»

Ich nicke stumm.

«Hattest du oder hast du noch Geburtstag?», hakt sie neugierig nach.

«Ich habe noch, am einundzwanzigsten September.»

Erleichterung spiegelt sich in ihrem Gesicht wider. Sie zückt ihr Handy und trägt meinen Geburtstag in ihren Kalender ein. Nun presst sie die Lippen aufeinander und schwenkt ein wenig ihr Handy in ihrer Hand. «Jetzt brauch ich nur noch deine Nummer, damit ich dir auch gratulieren kann.»

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