Teil 32

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Ich riss mich von der gespenstigen Gestalt meines Bruders los und drehte mich langsam um. Da stand Lilith am Eingang, wie ausgemacht, und lächelte kalt. Lucifer neben mir stand mit versteinerter Miene da und musterte Lilith. Diese kam einen Schritt näher. "Was ist los, Geliebter? Hast du mich nicht vermisst?" Nun erwiderte Lucifer ihr kaltes Lächeln gekonnt. "Aber natürlich habe ich dich vermisst. Ich warte schon viel zu lange auf ein Wiedersehen mit dir, mein Schatz.", antworte er in demselben kühlen Tonfall. Ich sah zwischen den beiden hin und her. "Wenn ihr wollt kann ich euch beide gerne alleine lassen.", murmelte ich sarkastisch. Liliths Blick wanderte zu mir. "Du muss Cara sein. Ich habe schon viel von dir gehört." Sie lächelte mich verschlagen an. "Ich habe auch schon viel von dir gehört.", antwortete ich möglichst gefühlskalt. Liliths Augen funkelten amüsiert, bevor sie sich im Raum umsah. "Schicke Einrichtung, du musst mir die Nummer deines Innenarchitekten geben.", säuselte sie an Lucifer gewandt. Dieser lächelte nur spöttisch. "Das wäre Zeitverschwendung, dort wo du hin kommst, ist ein Innenarchitekt nutzlos." Noch bevor Lilith die Chance auf eine Erwiderung bekam, hatte Lucifer die Hand gehoben und schleuderte sie zur Seite. Lilith verlor zwar nicht das Gleichgewicht und landete elegant auf ihren Füßen, jedoch stand sie nun inmitten des Pentagrammes. Dieses schien einen Moment zu glühen, bevor es wieder so unscheinbar wie vorher wurde. Lilith sah sich um. "Scheint so als habe sich hier jemand äußerst Mühe gegeben mir einen gebürtigen Empfang zu bereiten.", wisperte sie unterkühlt. Lucifer verschränkte die Arme und lächelte schadenfroh. "Alles nur für dich, Liebste. Ein wahres künstlerisches Meisterwerk nicht wahr.", sagte er spöttisch. Ich hob eine Augenbraue. Auf einmal. Vorher war es gerade mal ausreichend. Und jetzt ist es ein künstlerisches Meisterwerk. Lucifer schlenderte gelassen bis zum Rand des Pentagrammes. "Und das ist nicht alles. Der Höhepunkt kommt erst noch.", flüsterte er ihr provokant zu. Lilith erwiderte seinen Blick ruhig. "Dann überrasche mich, Liebster." Lucifer streckte die Arme aus. "Nichts lieber als das. Noch einen letzten Wunsch bevor wir beginnen?" Lilith trat würdevoll einen Schritt zurück. "Eines wäre da. Zeige mir deine wahre Gestalt. Dieser Jüngling der vor mir steht beeindruckt mich kein Bisschen. Ich möchte dich ein letztes Mal so sehen, wie ich dich immer gekannt habe.", säuselte sie herausfordernd. Lucifer lächelte nur abwertend. "Oh Lilith. Dich zu beeindrucken liegt schon lange nicht mehr in meiner Interesse." Er wandte sich an mich und zeigte mit einer einladenden Handgeste auf Lilith. "Wärst du so nett und bereitest all dem ein Ende? Es fängt an mich zu ermüden." Langsam ging ich an ihn vorbei und stellte mich in eines der Pentagramme, genau Lilith gegenüber, deren Augen mich wissend musterten. "Worauf wartest du, meine Teure? Beende es.", flüsterte sie doppelzüngig. Ich zog den Zettel aus meiner Tasche den mir Lilith gegeben hatte. Instinktiv griff ich auch in meine andere Tasche, wo der Zettel von Lucifer drinnen war. Lilith sah mich eindringlich an und formte mit den Lippen zwei Worte. Entscheide dich. In mir tobte ein Konflikt. Wem konnte ich trauen? Wer lügt? Kann ich überhaupt jemanden trauen? Lucifer hat mich die ganze Zeit angelogen. Aber was wenn Lilith lügt? Oder beide? Was wenn ich alles schlimmer mache? Fragen über Fragen. Immer mehr Zweifeln keimten in mir auf. Was sollte ich nur tun? Woher soll ich wissen was richtig ist? "Worauf wartest du?", zischte Lucifer ungeduldig. Lillith lächelte diabolisch. "Er hat Recht. Worauf wartest du? Mach schon!", flüsterte sie. Ich sah zwischen den beiden hin und her. Dann fiel mein Blick auf meinen Bruder. Oder besser gesagt auf das Ding was früher mal mein Bruder gewesen war. Ich atmete tief durch und fasste einen Entschluss. "De virtute ac tenebras, tenebrae factae sunt in virtute, producat in umbra mortis." "Was machst du da?", fragte mich Lucifer argwöhnisch, doch ich ignorierte ihn und murmelte weiter die Worte. Liliths Lächeln wurde breiter. Lucifer kam auf mich zu. "Was soll das werden?", fragte er nun lauter. Lilith lachte kalt. "Sie hat sich für eine Seite entschieden. Für meine." "Ich habe mich für keine Seite entschieden. Ich habe mich für meinen Bruder entschieden.", fuhr ich sie an bevor mein Blick auf Lucifer fiel der mich entgeistert ansah. "Du verrätst mich?", fragte er verblüfft. "Es geht um meinen Bruder.", antwortete ich nur bevor ich weiter die Worte murmelte. Lucifer kam noch näher, hatte aber keine Möglichkeit das Pentagramm zu betreten. "Was hat dir Lilith erzählt? Das man deinen Bruder retten kann? Er ist tot! Verloren! Da gibt es keine Rettung. Dafür hast du gesorgt." Seine Stimme war eisig, doch ich ließ mich nicht beirren. Nun begann Lucifer unruhig am Pentagramm entlang zu gehen. "Hör auf damit. Hast du eine Ahnung was du da überhaupt machst. Du vernichtest damit nicht nur die einzige Chance Lilith zu vernichten ohne einen Krieg anzufangen, du vernichtest auch deinen Bruder.", rief er eindringlich. Ich verstummte und sah zu ihm. Lucifer blieb stehen und sah mich direkt an." Dieses Ritual rettet deinen Bruder nicht. Das ist dieselbe schwarze Dämonenmagie wie jene, die ich dir gab. Sie wird deinen Bruder ebenso vernichten wie mein Ritual nur das bei meinem zusätzlich Lilith vernichtet wird.", fuhr mich Lucifer an. Mein Blick wanderte zu Lilith die den Kopf schüttelt. "Er lügt. Wie du immer sagtest, er kann nichts anderes als Lügen.", redete sie mir ein. Lucifer lachte auf. "Das sagt die Richtige." Mein Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. Zweifel stieg wieder in mir auf. Was mach ich nur hier? Dann fiel mein Blick auf Jason. In diesem Moment bewegte er seine Augen und sah mich genau an. Kurzzeitig blitze etwas Leben in seinen Augen auf, bevor sie wieder so leblos wie vorher waren. Hatte ich mir das nur eingebildet? War das nur Wunschdenken gewesen? Oder funktionierte der Spruch? Ich sah zu Lucifer, seine Miene war stoisch, keine Emotion war darin zu erkennen. "Es tut mir leid.", flüsterte ich. Lucifer kam einen Schritt auf mich zu. "Nein!" Zeitgleich rief ich die letzten Worte am Zettel. "Exitium, tenebris, mortuus est." Das gesamte Gebäude wurde erschüttert, ich verlor das Gleichgewicht und Lucifer wurde mehrere Schritte von mir weg geschleudert. Die Pentagramme am Boden begannen zu glühen bevor alle auf einmal erlöschten. Dann begann Lilith zu lachen und schritt geschmeidig aus dem Pentagramm heraus und kniete sich vor mir nieder. "Danke. Du warst äußerst hilfreich. Aber jetzt brauch ich dich nicht mehr.", wisperte sie mir bösartig zu bevor sie mich packte und gegen die Wand schleuderte. Ein stechender Schmerz schoss durch meinen Kopf und ich blieb benommen liegen. Da sah ich eine reglose Gestalt neben mir liegen. Jason! Ich kroch auf ihn zu und drehte ihn auf den Rücken. Da lag er, nicht nur seine Seele. Ich wollte erleichtert aufatmen, doch irgendwas stimmte nicht. Seine Augen waren nach wie vor kalt und leer. Mit zitterten Händen maß ich seinen Puls, doch ich spürte nichts. Schockiert taumelte ich ein paar Schritte nach hinten und stieß gegen die Wand, während ich die reglose Gestalt vor mir nicht aus dem Auge ließ. Mein Bruder. Er war tot. Schon wieder.

Deal with the DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt