Kapitel 17 - In Spinners End

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Sie stolperte aus einem Kamin direkt auf einen staubigen Teppich. Sie brauchte einen kurzen Moment, um ihr Gleichgewicht richtig zu finden und sich zu sortieren. Dann stand sie wieder gerade und konnte sich umsehen. Sie stand in einem düsteren, langgezogenen Raum, dessen Wände gänzlich mit Bücherregalen bedeckt waren. Sie entdeckte 3 bodenhohe Fenster auf der einen Seite des Raumes, die jedoch lange nicht mehr geputzt worden waren und kaum Tageslicht einließen. Die Vorhänge waren dreckig und mottenzerfressen. Unsicher trat sie weiter in den Raum. Vor dem Kamin standen zwei alte Sessel, zwischen ihnen eine ebenso alte Stehlampe. Der Teppich bedeckte einen alten Parkettboden, man entdeckte ihn am Rand des Raums. Ansonsten befanden sich im Raum nur ein alter Beistelltisch voll mit Pergamenten und ein klappriger Servierwagen, welcher allerdings – bis auf eine dicke Schicht Staub – leer war. Severus war hinter ihr aus dem Kamin getreten und stellte ihr Gepäck auf dem Teppich ab, eine große Staubwolke kam heraus. „Hier wohnst du also?" fragte Celia unsicher. Severus knurrte etwas Unverständliches, als sei ihm ihr Ton unangenehm, und schritt an ihr vorbei auf eine Tür zwischen den Regalen zu. Sie schwang quietschend nach vorn und gab eine breite aber staubige Treppe frei. Er führte sie - wortkarg wie immer - hinauf, die Koffer folgten ihnen schwebend. Oben angekommen bog Severus nach rechts ab. Sie befanden sich in einem dunklen, engen Flur, dessen Fenster ebenfalls schmutzig waren und kein Licht einließen. Eine karge Lampe erhellte den dunklen Flur nur spärlich, allerdings sah Celia eine Tür umgeben von abblätternder Tapete. Severus öffnete die Tür. Sie traten in ein relativ großes Schlafzimmer, in dessen Mitte ein dunkles Holzbett zwischen zwei Fenstern stand. Auch hier waren die Vorhänge ein wenig ausgeblichen und dreckig doch immerhin nicht längst von Motten gefressen. Zwei große Teppiche bedeckten den alten Holzboden. Zwischen zwei hohen Regalen direkt neben der Tür stand ein ebenfalls dunkler Schreibtisch. Auf derselben Seite lag eine Tür, welcher direkt gegenüber an der anderen Wand ein altes Sofa stand. Direkt gegenüber der eigentlichen Zimmertür, also am anderen Ende des Raums standen ein hoher Kleiderschrank und eine passende Kommode. „Dort hinten geht es ins Badezimmer." Die Koffer waren herein geschwebt und setzten sich vor dem Schrank ab, dann war Severus verschwunden. Seufzend lief Celia durch den Raum und ließ sich auf das Bett fallen - eine große Staubwolke wirbelte auf und umhüllte sie kurz. Selia nieste ein paar Mal laut und beschloss dann die Fenster zu öffnen. Zu ihrer großen Verwunderung ließen sie sich problemlos öffnen und mattes Sonnenlicht strömte herein und plötzlich wirkte der Raum wesentlich freundlicher. Zögernd sah sie sich das Badezimmer an. Ein paar der weißen Bodenfliesen waren zerbrochen, der Spiegel war angelaufen und sämtliche Wasserhähne mussten dringend mal geputzt werden, sie ließen sich nur sehr schwer und sehr quietschend öffnen. Außerdem waren sie undicht und spritzten wirr durch die Gegend. Mit einem tiefen Seufzen betrat sie wieder ihr neues Zimmer. Warmer Wind hatte den Staub aufgeweht und nun tanzte er im Sonnenlicht. Vermutlich würde sie in diesem Haus keine nötigen Utensilien zum sauber machen finden, also musste sie sich selbst dran machen. Doch zunächst würde sie auspacken.

Am ersten Tag ihrer Ferien erwachte sie viel zu früh, das sagte zumindest der alte Muggelwecker neben ihrem Bett. Ob der wohl richtig lief? Müde schleppte Celia sich in das alte Badezimmer und putzte sich die Zähne Nachdem sie ihre Haare gebändigt hatte zog sie etwas zum Anziehen aus ihrem Koffer. Dabei fiel ihr auf, dass einige ihrer Hosen langsam zu kurz wurden. Sie brauchte neu Kleidung und sollte außerdem vielleicht das ein oder andere aus ihrem alten Zuhause holen. Außerdem könnte sie dann auch noch einige andere Dinge holen, ihr Zimmer war ihr viel zu karg und zudem wollte sie Sarahs Sache noch durchsehen. Als sie die knarzende Treppe herab kam, lag das Kaminzimmer verlassen vor ihr. Außer der Tür zur Treppe gab es drei weitere, hinter einer von ihnen lag eine Art Rumpelkammer, wie Celia erstaunt feststellte. Hinter einer weiteren befand sich ein Flur, hinter der letzten fand sie endlich die Küche. Es war eine alte Küche im Muggelstil, doch weder Herd noch Kühlschrank schienen zu funktionieren. Severus saß an dem alten, wackligen Tisch und las Zeitung. Auf dem Tisch standen ein leerer Teller und eine Schüssel mit warmem Haferschleim. „Guten Morgen!" flötete sie. Ihr Pate nahm nur kurz die Zeitung runter und nickte. Eilig setzte Celia sich vor den Teller und nahm sich den Haferschleim vor - überraschenderweise schmeckte er sogar recht gut. Als sie fertig war, verschwanden Teller und Schüssel praktisch sofort von allein. „Severus?" fragte sie vorsichtig und sah ihren Paten von der Seite an. Er ließ die Zeitung erneut sinken und legte sie auf den Tisch. „Ich...ich hatte überlegt, ob ich nicht vielleicht nach Langeoog flohen könnte. Ich wollte ein paar Sachen aus meinem alten Zimmer holen." Nervös blickte sie auf die dunkle Holzplatte des Tisches und wartete auf eine Antwort ihres Paten. Er schien kurz nachzudenken „Nun" Sie sah ihn bittend an, in der Hoffnung seine Zustimmung zu erlangen. Schließlich seufzte er resigniert. „Na schön. Wir können in den nächsten Tagen den Kamin nehmen. Ich sehe durchaus ein, dass du Kleidung und vielleicht noch das ein oder andere brauchst." Sie atmete auf und bedankte sich, dann verschwand sie nach oben. Eigentlich hatte sie ihn noch fragen wollen, wie es in England mit der Zauberei außerhalb der Schule war. In Deutschland war dies nämlich durchaus erlaubt und Celia war sich nicht ganz sicher, wie es in London war. Als sie wieder in ihr neues Zimmer kam, öffnete sie erst einmal die Fenster und das matte Morgenlicht fiel herein. Unzufrieden sah sie sich um. Sie war hier fremd. Es sollte ihr neues Zuhause sein aber in Wahrheit war es nur das hohle Gerippe einer vergangenen Zeit. Das gesamte Haus sprach davon, wie wenig hier gelebt wurde und das stimmte sie traurig. Bereits nach dem Aufstehen hatte sie Wollmäuse aus ihren Haaren gezupft und so wollte sie nicht den Rest ihrer Tage in Spinners End verbringen. Gleichzeitig hatte sie Angst, Severus darauf anzusprechen. Doch wie viel Zeit hatte er hier in den letzten Jahren verbracht?

Splitternde WahrheitWhere stories live. Discover now