Kapitel 7 - Chaos

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Der Freitag war vor allem von grässlichem Herbstwetter und Hektik seitens der Gryffindors geprägt. Beim Training wurde jede Einzelheit besprochen - alles, was sie laut Wood wissen sollten. Harry wurde mit Informationen über die Strategie des Suchers von Hufflepuff gefüttert, einem bulligen Sechstklässler namens Cedric Diggory. Laut Aussagen war er ziemlich beliebt und war ein ziemlicher Mädchenschwarm Zudem war er auch noch Mannschaftskapitän und hatte ein beachtliches Team auf die Beine gestellt. Angelina und Katie, Celias Jäger-Kolleginnen, mussten bei Erwähnung von Cedric ziemlich kichern, was wohl nicht gerade zur Besserung der Lage führte. Celia und ihre Mitjägerinnen wurden ebenfalls fleißig mit Informationen gefüttert. Madam Hooch saß derweil eingenickt auf der Tribüne und schien ihre Pflicht das Training zu bewachen nicht sonderlich ernst zu nehmen. Als sie endlich anfangen konnten, waren sie bereits nass bis auf die Knochen. Seit sie mit den Gryffindors trainierte, hatte Celia sich recht schnell zu einer exzellenten Fliegerin entwickelt und machte durch ihre Wendigkeit und Schnelligkeit die meisten Tore. Katie und Angelina umschifften die anderen und spielten ihr dann, wenn es knapp wurde, den Ball zu. Durch ihre doch recht geringe Größe und ihr geringes Gewicht war sie eine ernstzunehmende Gefahr, und das war ein gut nutzbarer Vorteil, den noch keine der anderen Mannschaften gesehen hatte. Sie würde noch ihren Umhang wasserabweisend zaubern müssen vor dem Spiel am Samstag, doch Selia war siegessicher, als sie sich umzog und mit den anderen ihren Besen weg schloss. Als sie im Schlafsaal angekommen endlich unter der heißen Dusche stand, fühlte sie sich fast wieder normal. Beinah so, als wäre ihr Leben schon immer wie in den hektischen zwei Monaten gewesen.

Sie erwachte gegen fünf Uhr in der Früh, das sagte ihr zumindest Hermines verlässlicher Wecker. Sie war nervös, immerhin war das Celias erstes richtiges Spiel. Sie war sich noch immer dem Sieg über die Hufflepuffs gewiss, aber eine gewisse Angst begann ihr in die Knochen zu kriegen. Draußen regnete es noch schlimmer, als am Vortag und man hörte ein fernes Donnergrollen. Zudem peitschte der Wind nun heftiger denn je gegen die Fenster des Schlosses und ließ die Scheiben des Gryffindorturms erbeben. Dieses Spiel würde nicht einfach werden. Sie zog sich ihre braune Quidditchhose an und schnappte sich einen dicken roten Wollpullover. Ihre Lederstiefel, die sie sich extra fürs Quidditch gekauft hatte im vergangenen Jahr, verzauberte sie sicherheitshalber mit einem wasserabweisendem Zauber, genau wie ihren Quidditchumhang. Als sie endlich fertig war, kam Hermine bereits angezogen aus dem Badezimmer. Das Morgengrauen brach an und es erschien verrückt, an einem Samstag so früh auf den Beinen zu sein. Doch als die beiden Freundinnen in die große Halle kamen saß da bereits die gesamte Mannschaft von Gryffindor am Haustisch und starrte nervös auf ihre Teller. Selia und Hermine setzten sich zu Harry, von Ron war keine Spur. Oliver Wood hielt einen langen Vortrag darüber, wie hart das Spiel werden würde. Katie versuchte ihn zu beschwichtigen, scheiterte jedoch kläglich. Nach einiger Zeit kam das gesamte Team von Hufflepuff, angeführt von Diggory, und setzte sich lachend und redend an ihren Haustisch. Mürrisch starrten Fred und George zu ihnen herüber, während Selia verzweifelt versuchte etwas Haferbrei mit Apfel zu essen. Schließlich gab sie es auf und begnügte sich mit einer heißen Schokolade. Als auch der letzte aufgegeben hatte, ausreichend zu essen, machten sie sich schließlich auf den Weg - noch vor den Hufflepuffs. Inzwischen war fast die gesamte Schule beim Frühstück, selbst bei diesem Wetter wollte niemand das Spiel verpassen, schließlich war es das erste Spiel des Jahres! Auf dem Weg nach Unten riss der Wind ihnen fast die Schirme aus den Händen, schließlich schafften sie es, halbwegs heil am Quidditchfeld anzukommen. Es war ein beruhigendes Gefühl ihre Handschuhe anzuziehen und den Umhang richtig anzulegen. Zuletzt band Selia sich noch die Haare zurück und machte sich sicherheitshalber direkt einen weniger sportlichen Dutt, um auch ja keine Haare ins Gesicht zu bekommen. Wood versuchte mehrfach irgendwas Aufmunterndes zu sagen, er brachte jedoch nur komisch gurgelnde Geräusche hervor und schüttelte jedes Mal entrüstet den Kopf. Schließlich schnappten sie sich ihre Besen und machten sich bereit. Als sie das Spielfeld betraten, peitschte ihnen der Wind entgegen. Einmal traf eine Böe so heftig auf die Spieler, dass einige zur Seite stolperten. Über ihnen grollte der Donner und ließ kaum zu, dass die schreiende Menge der Schüler auf den Tribünen gehört wurde. Auf der anderen Seite des Feldes leuchteten die Hufflepuffs in ihren gelben Umhängen auf. Selia blickte nervös zu Harry, dieser sah sich nachdenklich um. Sie ahnte worüber er grübelte: wie sollte er so den Schnatz finden? Schließlich bestiegen sie die Besen und Diggory lächelte zu Wood hinüber, dieser schien jedoch eine Kiefersperre zu haben, denn er nickte nur Steif. Als Selia sich vom Boden abstieß, hörte sie leise das ekelhafte Schmatzen, als ihre Stiefel sich aus dem Schlamm zogen. Gemeinsam flogen sie gen Mitte des Feldes, wo sie um Madam Hooch und die Bälle herum im Kreis Aufstellung bezogen. Bereits jetzt war es schwer für die Spieler, gegen den Wind anzukommen. Celia hörte den Pfiff von Madam Hoochs Pfeife wie aus weiter Ferne - schon ging es los. Der Wind drückte hart gegen sie und versuchte die Spieler immer wieder von ihrer Bahn abzubringen. Doch unablässig drückten sie sich gegen die Böen und Celia holte sich immer wieder den Quaffel. Gemeinsam schafften sie es, einen Vorsprung von 50 Punkten aufzubauen, allerdings war Harry nirgends zu sehen. Wood bat deshalb um eine Auszeit, pünktlich mit dem ersten grellen Blitz am Himmel. Zum ersten Mal wuchs in Celia eine gewisse Sorge heran, die sich auf Harry konzentrierte. Seit sie wusste, dass er ihr Bruder war, sah sie ihn mit anderen Augen. Erst als er sicher neben ihr landete, verpuffte ein Teil ihrer Sorgen. Harry keuchte schwer, er war vollkommen durchnässt und seine Brille war angelaufen. Er zog sie ab. „Mit der hier hab ich so gar keine Chance!" keuchte er. "Nun gib schon her." Celia streckte die Hand aus, zückte ihren Zauberstab und verzauberte Harrys Brille mit einem Haushaltszauber, der Oberflächen wasserabweisend machte. "Versuchs jetzt mal." "Danke!" Harry war verblüfft, polierte die Gläser und setzte die Brille wieder auf. "Besser." Sie flogen wieder los, der Kampf gegen die Wind begann auf ein neues. Gerade, als Celia wieder den Quaffel hatte, schoss ein riesiger gegabelter Blitz über den Himmel. Sie entdeckte Harry ein ganzes Stück über sich, dieser starrte auf die letzte Reihe einer der Tribünen. Sie folgte verwirrt seinem Blick und entdeckte die Konturen eines großen zottigen Hundes, der auf einer leeren Sitzbank Platz genommen hatte. Ein Klatscher sauste plötzlich haarscharf an ihr vorbei und sie besann sich. Sie raste los, immer weiter in Richtung Torrringe. Sie hörte Wood schreien, offensichtlich schrie er Harry etwas zu. Gerade als sie freie Bahn hatte um den Quaffel zu Angelina zu werfen, übermannte sie eine eisige Kälte. Dieselbe Kälte, die sie im Hogwartsexpress bereits gelähmt hatte. Eine gespenstische Stille senkte sich über das Stadion. Das Gewitter schien verstummt, die Menge ebenfalls und Celia hatte das Gefühl, taub zu sein. Die Kälte kroch langsam in ihre Glieder und sie ließ den Quaffel fallen. Kurz wandte sie sich um, und sah Harry, wie er quälend langsam vom Besen fiel. Ihr Blick richtete sich, seinem Sturz folgend, gen Boden und sie entdeckte hunderte Dementoren, die auf das Spielfeld strömten - Harry drohte mitten in diese Menge zu fallen! In ihrem Kopf machte sich ein lähmender Nebel breit und es erschien unmöglich, gegen ihn anzukämpfen. Noch während sie zum Sturzflug ansetzte, um Harry aufzufangen, hörte sie die schreiende Stimme einer Frau wie ein fernes Echo „Nicht unsere Kinder, nein, bitte nicht!" der Nebel wurde dichter, eine zischende Stimme machte sich breit „Geh zur Seite, du dummes Mädchen...geh jetzt weg..." „Nicht die Kinder! Bitte nicht! Töte mich an ihrer Stelle, nimm mich...!" Ein betäubendes Wimmern, der Nebel wurde dunkler. Selia erreichte Harry noch, packte seinen Arm. Doch dann hörte sie das letzte leise flehen „Nicht Celia, nicht Harry! Verschone sie!" Ein schrilles Lachen, eine Frau die schrie, dann glitt Celia in die Schwärze.

Splitternde WahrheitWhere stories live. Discover now