Kapitel 4 - Die Maske fällt

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Sie starrte ihn an, er starrte zurück. Celia schluckte und versuchte nachzudenken - vergebens. Was sollte sie tun? Schreien oder rennen? Beides wäre wohl das Klügste gewesen. Nur leider war jeder der sie hören könnte beim Festmahl. Sie starrte den Verbrecher an, wohlwissend, dass sie keine wirkliche Chance gegen ihn hatte. Er hielt ein langes Messer in der Hand, theoretisch könnte sie ihren Zauberstab ziehen. Aber sie wagte nicht, sich zu bewegen. Sie könnte ihn so lange ablenken, bis jemand kam. Das würde lange dauern, aber vielleicht würde es ja funktionieren?


Einen Versuch wäre es zumindest wert. Sie suchte ihre Stimme, fand jedoch nichts als heiseres Atmen. Dafür sprach Black. Es war nur ein einziges Wort: „Lily!" Er machte einen Schritt auf sie zu und wankte dabei stark. Celia stolperte instinktiv zurück, spürte aber bereits die Wand des Korridors in ihrem Rücken. „Wie sind Sie ins Schloss gekommen?" hörte sie eine Stimme und stellte kurz darauf fest, dass es ihre eigene war. Black schüttelte den Kopf und schien sie gar nicht gehört zu haben. Er wankte weiter auf sie zu. Celia drückte sich gegen die Wand und ihre Augen weiteten sich. Er stolperte verwirrt auf sie zu. Immer wieder murmelte er den Namen Lily und schien alles um sich herum zu vergessen. Sie ergriff die Gelegenheit und zog ihren Zauberstab. Sie richtete ihn auf Black und rief „Expelliarmus!" Sein Messer flog ihm aus der Hand und flog auf Celia zu. Sie wich ihm aus und ließ es scheppernd zu Boden fallen. Doch der Flüchtling ließ sich nicht beirren und stolperte weiter auf sie zu. Sie begann zu zittern und schluckte den in ihr aufkommenden Schrei herunter. Stattdessen rannte sie los und schoss wahllos Flüche in den Gang hinter sich. Sie hörte schwere rennende Schritte hinter sich und wurde schließlich grob gepackt. Offensichtlich war der Sträfling ihren Flüchen ausgewichen und hatte die Verfolgung aufgenommen. Er drückte sie gegen die Wand und ein ekelhafter Geruch umfing sie. Sein Atem ging schnell und in seinen matten grauen Augen lag Panik. „Wer bist du?!" knurrte er regelrecht und Celia zuckte zusammen. Bereitwillig flüsterte sie „Celia de LaCroix!" Sofort ließ er sie los. Sie fiel fast hin. Geschockt stolperte Black rückwärts und stieß gegen die Wand. Plötzlich kamen laute Stimmen und Schritte näher. Das Festmahl war vorbei. Black blickte zwischen ihr und dem Lärm hin und her. Schließlich rannte er los. Doch Celia konnte schwören, dass sie noch ein „Es tut mir leid..." hatte hören können.

Nach der Begegnung nahm sie alles nur noch durch einen tiefen Schleier wahr. Madam Pomfrey diagnostizierte einen psychischen Schock, verständlicherweise. Sie erinnerte sich kaum noch daran, wie sie den Gryffindors entgegen gerannt war und laut geschrien hatte, Black sei im Schloss. Panik war ausgebrochen. Man hatte die fette Dame gesucht, die Schüler in die große Halle gebracht und Celia war gründlich untersucht worden. Die Nacht in der großen Halle wurde für sie sehr schlaflos. Celia hatte ein ziemliches Problem mit der Analyse von Blacks Verhalten. Man hatte sie noch nicht befragt, aber das würde mit Sicherheit noch kommen. Eine Zeit lang hatte sie nur dagelegen und zur verzauberten Decke gestarrt, um die Sterne zu sehen und sich abzulenken. An Schlaf war nicht zu denken und so ließ sie ihre Gedanken kreisen. Sie lag weit ab von ihren Freunden, sie hatte einfach allein sein wollen. Niemand hatte sie noch groß beachtet, alle waren mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt gewesen. Die Nacht war schleppend voran gekrochen und schließlich hatte sie im sanften Schein des grauen Morgens doch noch Schlaf finden können. Sie erwachte erst wieder im gleißenden Tageslicht. Fast alle waren bereits weg, einige der Älteren halfen beim wieder herrichten der Halle. Verwirrt setzte sie auf und sah sich um. Ihr wurde leicht schwindelig, als ihr das Blut wieder richtig in den Kopf schoss. Die Paralyse war weg, sie konnte wieder klar denken. Trotzdem blieb Blacks Verhalten ein großes Rätsel. Müde strich sie sich über ihren linken Arm, er schmerzte dumpf. So schnell es ging verzog sie sich aus der Halle, leider passte Professor Dumbledore sie an der Tür ab. „Ah guten Morgen, Miss de LaCroix." „Guten Morgen, Professor." „Ich hoffe es geht Ihnen besser." Celia nickte nur eilig. „Sie sollten sich noch ein wenig ausruhen gehen und dann zum Tee in mein Büro kommen." Celia sagte nichts sondern nickte bloß und schluckte. Eilig verabschiedete sie sich von dem alten Schulleiter und rannte hinauf bis zum Gemeinschaftsraum. Vor diesem hing nun das Portrait eines Ritters namens Sir Cadogan. Sie stand vor einem großen Problem: wie war das neue Passwort? Doch wie gerufen kam Hermine aus dem Gemeinschaftsraum „Lia!" die Gryffindor fiel ihr um den Hals. „Oh Gott...wir haben uns solche Sorgen gemacht! Komm, ich wollte dich gerade sowieso suchen." hastig wurde sie in den Turm gezogen. Im Gemeinschaftsraum schien alles kurz zu verstummen als man sie sah. Doch Hermine zog sie sofort weiter hoch in den Schlafsaal, wo sie dankbar auf ihr Bett sank und die Vorhänge zuzog, um sich eine weitere Runde heilsamen Schlafes zu genehmigen. Sie redete mit niemandem über den Vorfall, auch nicht mit Hermine. Diese respektierte das allerdings im Gegensatz zu Lavender. Die Gryffindor konnte einfach nicht von Celia ablassen und tigerte um das Bett der rothaarigen Gryffindor herum, als hinge ihr Leben davon ab, dass man ihr erzählte, was passiert war. Schließlich drohte Celia Lavender damit, sie mit einem Fluch belegen würde, wenn sie nicht endlich Ruhe gab.

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