It's not easy to be me #31

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Kurze Zeit später saßen wir in einem stinkenden Taxi. Ich konnte weder ausmachen, was diesen fürchterlichen Gestank verursachte, noch woher er kam. Und es war mir im Moment auch relativ egal.
Obwohl ich von der Idee, so mir nichts dir nichts nach Oklahoma zu meinem Vater, der mich ganz am Rande abgrundtief hasste, zu fliegen, war es doch irgendwie aufregend.

"Du zitterst ja", stellte Ally fest, die dicht an mich gedrückt auf der Rücksitzbank des gelben Fahrzeuges saß.

"Wo wollt ihr überhaupt hin?" Der Fahrer drehte sich gelangweilt zu uns um. "Flughafen."
"Welcher?", fragte der Kaugummi schmatzende Typ am Steuer. Ally und ich warfen sich einen kurzen Blick zu. "Newark", antwortete sie kurzerhand.
"Wo soll's denn hingehen?" "Tulsa." "Oklahoma also, da habt ihr zwei ja eine weite Reise vor euch." "Kann man so sagen", murmelt Ally.

"Was ist mit dir Junge? Hast du gar nichts zu sagen?", wendete sich der Mann nach einiger Zeit an mich. Bitte schau auf die Straße! Das waren in dem Moment eigentlich meine einzigen Gedanken. "Darf ich das Fenster öffnen?", fragte ich vorsichtig, als ich merkte, dass er nicht aufhören würde, mich anzustarren, bis ich irgendwas sagte. "Warum? Hier riecht's nach Mann!" Der Typ warf seine Hände in die Luft. Ich presste die Augen zusammen, schließlich würde ich gerne lebend am Flughafen ankommen.
"Dann mag ich kein Mann", flüsterte mir Ally zu. Ich lachte leicht. Sie auch. Aber mir entging nicht, wie angespannt sie war.

"Austeigen bitte und einen guten Flug!" Der Taxifahrer blieb mit einem Ruck vor dem Flughafengebäude stehen. Wir wurden unsanft nach vorne geschleudert, doch wenigstens hielten die Gurte. "Ja, danke", sagte Ally schnell, drückte dem Typen etwas Geld in die Hand und verließ dann so schnell wie möglich das Fahrzeug.

Ich hielt sie auf, bevor sie in das Gebäude stürmen konnte. "Hast du eigentlich deinen Pass mit?", fragte ich sie, als mir einfiel, dass ich meinen noch schnell in meine Hosentasche geschoben hatte, aber ich jedoch nie nachgefragt hatte, ob sie so einen Ausweis überhaupt besaß, geschweige denn mitgenommen hatte, schließlich war diese Aktion hier mehr als nur spontan.
Doch zu meiner Überraschung zog sie ein blaues Heft aus ihrer Geldbörse und hielt es mir demonstrativ unter die Nase. "Ja, hab ich", beantwortete sie meine Frage schließlich. Dann lief sie auf einen der Schalter im Inneren des Gebäudes zu. Ich hastete ihr hinterher.

"Einen Flug nach Tulsa für zwei Personen", sagte sie zu der braunhaarigen Latina am Schalter. Diese nickte nur und begann in ihren Computer zu tippen. Dann hielt sie plötzlich inne. "Wie alt bist du?", fragte sie an Ally gewandt. "Sechzehn", antwortete diese, ich konnte ihr anmerken, wie sehr ihr diese Frage mittlerweile auf den Geist ging. Ich hatte aber ganz andere Gedanken. Ich hatte ihren Geburtstag versäumt, wann er auch immer gewesen sein mochte. Ich war ein scheiß Freund und das ärgerte mich.

"Nach Tulsa, sagt ihr? Und eure Eltern sind damit einverstanden, dass ihr alleine fliegt?", hakte die Dame hinter dem Schalter erneut nach. Ich nickte. Hoffentlich brauchten wir da keine Bestätigung oder sowas.

"Der nächste Flug nach Tulsa geht in fünf Minuten. C5..."

Ally ließ die Frau jedoch nicht ausreden, sondern schnappte meine Hand und lief mit mir davon. "Danke!", schrie sie noch einmal zurück und zog mich dann weiter.

"Woher weißt du, wo wir hin müssen!?"

"Ist dir noch nicht aufgefallen, dass hier überall Monitoren hängen?! Außerdem hätte die sicher irgendeine Einverständniserklärung oder so gebraucht."

Keine halbe Minute später standen wir auch schon vor einem langen Förderband. Auf einem Bildschirm wurde angezeigt, was man alles in die vorbeifahrenden Kisten legen musste. Schnell streiften wir also unsere Schuhe ab und Ally legte noch die kleine Tasche, die sie mitgenommen hatte dazu. Dann hasteten wir der wegfahrenden Box hinterher.

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