Kapitull Njo

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KAPITULL NJO - Das Farbenfest in Albanien.

Song: Gigi - Rina ft Sin Boy
Der Song ist ein albanisch - griechischer Song

19.09

Luan

,,Was tun wir überhaupt hier?" Gelangweilt sehe ich zu Baskim, der nicht anders als zu erwarten, auf den Hintern eines Mädchens glotzt. Ich schlage ihm auf seinen Hinterkopf und schüttel auf seinen empörten Ruf, nur meinen Kopf. So ein Trottel. ,,Wenn du nur vor hattest, Mädchen zu nerven, dann wäre ich Zuhause geblieben." Auch wenn Bashkim einer meiner Brüder ist, ist er ein verfluchtes Arschloch, das nicht weiß, wie man ein Mädchen behandeln sollte. Sein Verhalten gegenüber Frauen, ist respektlos und falsch, das sehen wir alle drei so. Nur er selbst will nicht endlich die Augen öffnen und sehen, was für ein Idiot er ist. ,,Du solltest heiraten, Baskim. Vielleicht wirst du dann ja endlich erwachsen." Bashkim verdreht genervt seine Augen und wirft Jeton einen wütenden Blick zu, während Granit ihm schmunzelnd einen Arm um seine Schulter legt. ,,Ihr wisst ja wohl alle, wie sehr ich Onkel werden will." Er drückt Bashkim fest an sich und wuschelt ihm durch sein dunkles Haar, was nur dafür sorgt, dass sich seine Wangen vor Wut rot färben. ,,Ihr könnt mich alle mal, ihr Bastarde," faucht er beleidigt und reißt sich von Granit los, welcher abwehrend die Hände hebt und ihn angrinst. ,,Du weißt doch wie sehr wir dich lieben, Vlalli jem." Während meine Brüder sich weiter hin über Bashkim lustig machen, wende ich schmunzelnd meinen Blick ab und sehe mich stattdessen in den Straßen von Tirana um.


Wer auch immer auf die beschissene Idee gekommen ist, ein Farbenfest zu organisieren, hat dafür gesorgt, dass die Straßen kaum noch sichtbar sind. Alles ist vollkommen überdeckt mit Farbe. Kinder jagen anderen mit Farbe in den Händen hinter her, die selbst schon, von oben bis unten mit dem Farbpulver bedeckt sind. Andere wiederum, die jetzt schon keine Lust mehr haben wie ein Clown herum zu rennen, lassen sich mit einem Schlauch abspritzen und laufen komplett durch nässt durch die Straßen. ,,Ernsthaft Jungs, wieso sind wir hier?" Ich werfe Jeton einen fragenden Blick zu, jedoch spiegelt sich mein Blick, in seinem Gesicht wieder, weshalb ich fragend zu Bashkim blicke, der uns heute alle erbarmungslos nach draußen gezwungen hat. ,,Ich wollte die Show nicht verpassen." Er deutet grinsend auf einige Mädchen, die selbst darauf versessen sind, sich ihre Kleidung zu runieren. Die wissen ebenso wenig, wie Bashkim, was es bedeutet sich erwachsen zu benehmen. Das was sie tun, ist Kinderscheiße, weshalb ich schnell meinen Blick wieder ab wende und zu meinen Freunden sehe. Dieser Pisser, Bashkim ist um neun Uhr morgens, während ich noch tief und fest schlief, zusammen mit den anderen, in mein Zimmer geplatzt. Während Jeton und Granit sich jeweils rechts und links in mein Bett legten, versuchte Bashkim uns drei davon zu überzeugen, heute in die Stadt zu fahren. Ansonsten wäre ich im Bett liegen geblieben und hätte ausgeschlafen. Immer hin ist das der letzte Tag, bevor die Semesterferien enden und die Uni wieder anfängt. Meine Laune ist deshalb ziemlich verkackt. Allein der Gedanke, wieder jeden Tag ein paar Stunden in einem Saal voller Idioten zu sitzen und mir eine nach der anderen Vorlesungen rein zu ziehen, lässt mich entnervt stöhnen.

,,Ich freue mich schon darauf, endlich wieder in die Uni zu gehen." Ich blicke Bashkim unglaubwürdig an, dessen gute Laune mich jetzt schon den ganzen Tag schon abfuckt. Mir wäre es lieber, wenn er genau so deprimiert wie ich wäre. Dann würde er wenigstens nicht mehr nerven. Das einzige gute an der Uni ist, dass Bashkim mir nicht wie in den Ferien vierundzwanzig Stunden die Woche, am Arsch klebt. Zu viel Zeit mit diesem Arschloch, macht mich verrückt. Vor allem, wenn er anfängt über seine bereits erfolgten und geplanten Eroberungen, zu redet. Das ist echt zum kotzen, schließlich weiß er nur zu gut wie ich darüber denke und beschließt mir trotzdessen alles bis ins kleinste Detail zu erzählen, um mich wahnsinnig zu machen. Wäre er nicht mein Bruder, hätte ich ihn längst umgebracht. ,,Du bist abartig, Alter", wirft Granit ein und spricht damit meine Gedanken aus. ,,Nein, mann. Denk mal an all die Neuzugänge, an der Uni. Das bedeutet, neue Weiber zum klären." Ich verdrehe meine Augen und schlage ihm nochmals auf den Hinterkopf. ,,Mann, lass das endlich". Weiber kann dieser Idiot aufreißen, aber ansonsten ist er selbst eine Pussy.


Als ich plötzlich laute Schritte und weibliche Schreie höre, die mir immer näher kommen, während ein Windzug hinter mir her weht, ist es doch noch zu spät, um mich vor dem zu retten, was auf mich zu kommt. ,,Ey, Luan pass auf. Die Kleine, da-" Granit beendet seinen Satz nicht. Und das musste er auch gar nicht, denn das vor dem er mich warnen wollte, hat mich trotzdem getroffen. Jemand wirft mich mit einer ganzen Ladung Farbpulver ab und das war defintiv keiner von meinen Jungs. Während ich mit angespanntem Körper, meine Sonnenbrille abnehme, höre ich wie meine besten Freunde sich alle zusammen reißen um nicht los zu lachen. Ich hingegen, koche innerlich vor Wut und weiß ganz genau, dass ich dem Hosenscheißer eine Faust verpassen könnte. Dieses Kind, das mich mit Farbe abgeworfen hat, besitzt weder Anstand, noch Respekt vor älteren Menschen. Ich warte bereits auf eine Entschuldigung, aber alles was ertönt, ist Stille, in der ich nichts anderes, als das erstickte Lachen meiner Freunde und die Schreie von Kindern wahrnehme. Ich fahre mir mit meiner Hand über mein Gesicht und öffne schließlich mit zusammen gebissenen Zähnen, meine Augen, von denen ich mir sicher bin, dass in ihnen bereits ein Feuer wütetet. Bereit das Kind zurecht zu weisen, muss ich ein paar mal blinzeln und mir die restliche Farbe aus den Augen wischen, die mich trotz meiner Sonnebrille erwischt hat, bevor ich meine Augen richtig öffnen kann. Bis mir dann auffällt, dass das Kind, das mich mit Farbpulver getroffen hat, in Wahrheit gar kein Kind ist.

Ich öffne schockiert meinen Mund und starre das Mädchen vor mir mit großen Augen an. Die kleine Budallica reicht mir gerade einmal fast bis zur Brust und ist über und über mit roter Farbe bedeckt. Das ehemals weiße Kleid das sie trägt, hat überall Flecken. Sie könnte schon fast einem Horrorfilm entsprungen sein. Mit ihren winzigen Händen, umklammert sie eine Schüssel, in der noch ein wenig Farbe klebt und aus der die Farbe stammt, die nun auf mir haftet. Selbst ihr Gesicht ist bemalt und sieht so aus, als hätte Jemand ihr versucht einen Handabdruck auf ihre Wangen zu verpassen. An ihrem Hals und ihren Schlüsselbeinknochen, zeichnen sich rote Striche ab und ihre Finger sehen so aus, als hätte sie ihre Hände in ein Fass voller Farbe getaucht. Und vielleicht hat sie das sogar. Auf ihren langen, braunen Haaren, die ihr fast bis zu ihrer Hüfte reichen und sich an den Spitzen locken, liegt rote Farbe, wie als wären es Regentropfen, aber ob sie das überhaupt weiß, bezweifel ich.

Als ich realisiere, dass ich sie immer noch wie ein Trottel, mit offenem Mund anstarre, schließe ich meine Lippen und baue mich zornig vor ihr auf. Ich balle meine Hände zu Fäusten, zeige ihr stumm, dass ihre Attacke auf mich, ob gewollt oder nicht, ein großer Fehler war. In ihren großen, goldenen Augen, spiegelt sich blanke Panik wieder und während sie mich hilflos mit schreck geweiteten Augen mustert, schluckt sie hart. Die Art, wie sie mich ansieht, erinnert mich an einen scheuen Reh. Ihr angespannter Körper und ihre Augen, die praktisch nach einer Flucht flehen, lassen ungewollt meinen Mundwinkel zucken. Anscheinend hat das kleine Mädchen wohl bemerkt, dass sie Scheiße gebaut hat. Sie wendet nervös ihren Blick von mir ab und starrt Jemanden hinter mir, schon fast flehend an, weshalb ich mich verwirrt nach hinten umdrehe und ein blondes Mädchen erblicke, das die Braunhaarige vor mir, stumm und ebenso mit großen Augen mustert. Ihr ängsterfüllter Blick streift für wenige Sekunden meinen, bevor er wieder ihrer Freundin gilt. Aha, so ist das also. Blondie ist vor dieser Budallica an mir vorbei weggerannt und weil sie dachte, sie könnte ihre Freundin noch erwischen, hat sie die Farbe geworfen. Und mich getroffen, denke ich schnaubend und drehe meinen Kopf wieder nach vorne, nur um noch knapp zu bemerken, dass die Kleine vor hat, abzuhauen und mir bereits ihren Rücken gekehrt hat. Ich greife schnell nach ihrer Hand, bevor sie los rennen kann und sorge dafür, dass sie erstarrt stehen bleibt. ,,Findest du es nicht unhöflich, jetzt einfach gehen zu wollen?".

Alovestory03 XX

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