29 | Fußball ist nicht meine Abteilung

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29 |  Fußball ist nicht meine Abteilung


Erik parkte am Abend auf den Wohnhaus Parkplatz. "Kommst du noch mit rein?", fragte ich und stieg aus. Er zögerte kein bisschen und stieg ebenfalls aus. "Wenn es deinen supertollen Kakao gibt, bin ich immer mit dabei." Ich schmunzelte. "Du bekommst deinen Kakao schon. Und außerdem musst du doch Finja eine Gute Nacht Geschichte vorlesen. Das hast du ihr versprochen."
"Das weiß ich noch", stimmte Erik zu und nahm mir das meiste der Sachen ab. Ich durfte das Auto abschließen und ging ihn hinter her. Als ich meine Wohnung betrat, war es ruhig. Viel zu ruhig. Saskia und Leo lagen auf der Couch und waren am schlafen. Ich zog die Wohnzimmertür zur Küche zu und schickte Erik in die Küche, wo er das ganze Zeug abstellen sollte.
"Ich schau eben nach Finja. Du weißt ja wo was steht für deinen Kakao", meinte ich und verließ wieder die Küche. Im Flur zog ich die zweite Tür zum Wohnzimmer zu und ging direkt ins Kinderzimmer von Finja. Auch diese lag bereits schlafend in ihrem Bett und schnarchte vor sich hin. Ich schaute auf meine Handyuhr. Es war kurz vor neun. Wow. Anscheinend hatten die sich alle so auf Trapp gehalten, dass sie so ausgelaugt und tot ins Bett gefallen waren. Ich lachte leise und zog Finjas Zimmertür zu, um dann zurück in die Küche zu gehen.
"Sie sind alle am schlafen", flüsterte ich. Erik reichte mir ein Glas mit Kakao, welches ich dankend entgegen nahm. Ich trank einen Schluck und nickte erleichtert. Dann lehnte ich mich gegen den Kühlschrank. "Uhm, vorhin, nech", stammelte ich.
"Ah, ich weiß was du meinst", grinste Erik und stellte sein Glas Kakao weg. Dann kam er zu mir, zog mir mein Glas aus der Hand und lehnte sich vor. Ich grinste ebenfalls und zog Erik am nacken zu mir, um meine Lippen auf seine zu pressen. Er drückte seine ebenfalls auf meine und erwiderte so meinen Kuss.
Wir vergaßen die Welt um uns herum, wirklich alles. Ich hatte noch nicht mal einen Dunst, wie lange wir uns überhaupt küssten. Erst als ich Krämpfe im Kiefer bekam, wollte ich eine Pause haben, aber das war nicht so einfach. Einfach aufhören Erik zu küssen, wollte ich auch nicht.
Anscheinend ging es Erik genauso, denn der wich fluchend von mir zurück und rieb sich mit Zeige-und-Mittelfinger beide Kieferseiten. "Autsch", meinte er, während ich versuchte meinen Kiefer ebenfalls zu beruhigen. "Warte, bin gleich soweit." Ich lachte nur und zog Erik, nachdem er seine Hände von seinen Gesicht nahm, wieder zu mir. 

Am nächsten Morgen, stand ich vor Schreck im Bett. Ich dachte, ich hätte verschlafen, Finja hätte verschlafen und der Tag war somit gelaufen. Ich griff nach meinem Handy und stellte fest, dass es kurz vor zehn in der früh war. Schnell schmiss ich mein Handy auf die andere Seite meines Bettes und zog die Decke von mir runter. Ich richtete meine Schlafshorts und stürzte aus dem Schlafzimmer, direkt in Finjas Zimmer. Das Bett war leer und gemacht. "Finja?", rief ich und stürzte aus dem Zimmer, durch die Wohnung. Keiner war im Bad, auf dem Klo, im Wohnzimmer, oder in der Küche. Ich war alleine. Verwirrt kratzte ich mir die Stirn und ging wieder in die Küche, um mich erstmal zu sammeln und mir etwas zu Essen zu machen. 
An der Küchentür hing ein Zettel, den ich noch nie zuvor gesehen hatte.

Wenn du wach bist, ist Finja schon längst in der Schule und wir beide wieder in Bochum. Du musst sie nur um zwölf von der Schule abholen. Saskia und Leo.

Erleichtert seufzte ich und schmiss den Zettel zurück in den Mülleimer. Gut, dann hatte ich nicht verschlafen. Leo und Saskia haben mal wieder alles übernommen und ich konnte mich endlich mal beruhigen. Ich warf  mir Toast in den Toaster und während mein Toast am toasten war, verschwand ich im Schlafzimmer, um mir mein Handy zuschnappen. Erik hatte mir geschrieben. Er war heute Morgen nach Hause gefahren, weil er Training hatte und würde nachher noch mal rumkommen, wenn ich nichts dagegen hätte. Hatte ich nicht.
Nachdem ich gefrühstückt, den Haushalt geschmissen hatte und für den heutigen Tag einkaufen war, verging auch schon wieder die Zeit wie im Fluge. Auf der Hinfahrt zum Supermarkt, kassierte ich Finja von der Schule ein und sie erzählte mir von dem spannenden Tag im Schwimmbad. Leo und sie waren die ganze Zeit auf der Rutsche, oder haben Schwimmkurse gestört, während Saskia nur in der Sonne geschlafen, herumgezickt hatte, oder auf der Toilette war. "Ich glaube, Tante Saskia hat wieder ihre Tage bekommen", meinte Finja und schnalzte mit der Zunge. "Die ist da genauso zickig wie du. Oh Gott, werde ich das auch werden?"
"Bis dahin haben wir noch lange Zeit", sagte ich und hielt auf dem REWE-Supermarkt. 
Finja wollte unbedingt den Einkaufswagen durch die Gänge schieben und lief vor. "Mama, was brauchen wir denn alles denn?"
"Milch, Kelloggs, Aufbackbrötchen, Toast... irgendwie viel", sagte ich und suchte vergeblich nach der Einkaufsliste, welche ich verloren hatte. Oder einfach nur vergessen...zuschreiben. "Ich weiß, wenn ich es sehe."
"Okay", nickte Finja und blieb stehen. Dann drehte sie sich zu mir und musterte mich. "Mami?"
"Hm?"
"Bist du verwirrt, weil du verliebt bist?" Irritiert blickte ich meine Tochter an und musste erstmal anfangen klar zu denken. "Öh, ja. Kommt hin." - "Weiß der Erik das?" Ich nickte. "Ja, der weiß das."
"Hm", machte Finja. "Wird der jetzt mein Papa, oder wie?"
Ich kniete mich vor dem Nudelregal vor Finja, damit wir auf Augenhöhe waren. Dann griff ich nach ihrer Hand. "Ich weiß, dass Erik mich mag und ich den Erik. Und wir beide, der Erik und ich, wir beide finden das mittlerweile heraus. Und dann gebe ich dir bescheid."
"Also wird er noch mehr bei uns sein, als sonst schon?"
"Ja."
"Mama, dass ist doch gut. Dann bekomme ich vielleicht einen BVB-Spieler als neuen Papa, wenn er mich mag."
"Klar mag Erik dich", lachte ich. "Sonst würde ich ihn nicht mögen."
Ich hatte Erik gestern noch mal ausgequetscht und mehrmals gesagt, dass es mich nur im Doppelpack mit meiner Tochter geben wird. Er meinte dann, dass ihn das schon von Anfang an klar war und das er mich unbedingt wollte. Dann hatte er mich wieder geküsst.
"Verliebt. Du bist verliebt, Mama."
"Ja, da hast du Recht", seufzte ich. "Komm, wir machen weiter den Einkauf. Erik kommt nachher."
"Dann müssen wir deine preisgekröhnte Lasagne machen!", rief sie begeistert.
"Die haben wir doch erst gegessen."
"Dann essen wir die noch mal. Ist ja wohl nicht zu vielverlangt, Mama." Finja überließ mir den Einkaufswagen und lief durch den Laden, um die wenigen Sachen, die sie sich für die Lasagne gemerkt hatte zu holen. Ich schob einfach den Einkaufswagen durch die Gegend und schrieb Erik, dass es nachher Lasagne geben wird.

Nur ein Schuss [ED37] ✔️. Where stories live. Discover now