09 | Das Flittchen

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09 | Das Flittchen

Leo war schnell da und half mir schnell das Auto zu überbrücken, damit ich das Auto erstmal nach Hause fahren konnte. Ich hielt auf meinem Parkplatz und ließ den Motor verstummen. Als ich wieder starten wollte, tat sich nichts. Schade, hätte ja sein können, dass die Batterie sich mittlerweile aufgeladen hat. Auch Finja seufzte. Mein Schwager war in der Zwischenzeit zum nächsten Baumarkt gedüst und suchte nach einer Batterie, die wir schnell einbauen wollten.
Finja und ich warteten in der Wohnung auf Leo. "Hast du schon zu Abendbrot gegessen?"
"Es gab Pizza."
"Zum Abendbrot oder Mittagessen?"
"Zu beidem. Wir hatten ein riesiges Blech bestellt", sagte Finja und gähnte.
"Cool."
"Alles weg. Wir hatten ziemlichen Hunger gehabt."
"Wenn es geschmeckt hat."
"Was hast du heute gegessen?", fragte Finja mich.
"Ich mach mir gleich eine Stulle Brot. Aber erstmal soll das Auto wieder in Ordnung kommen."
Finja rutschte von dem Stuhl und blickte in den Kühlschrank. "Willst du Salami Tomaten Brot?"
"Ich mach das gleich selber."
"Nein!", sagte sie streng und drehte sich zu mir. "Ich mach das jetzt. Fertig." Dann redete sie ruhig und nett weiter. "Salami und Tomate?"
Ich runzelte die Stirn. "Ja."
"Okay."
Es klingelte an der Wohnungstür und ich sprang vom Stuhl auf. Schnell eilte ich zur Tür und drückte auf den Summer. "Kommst du runter?", hörte ich Leo rufen. "Ich hab die Batterie."
"Brauchen wir nich nicht Zangen und anderes Werkzeug?"
"Hab ich alles im Auto."
Wieso erwartete ich genau diese eine Antwort von meinem Schwager? Was hatte er nicht in seinem Auto? Das Auto bei Leo war genauso ein Mysterium wie bei mir meine Handtasche. Da fand man Alles und Nichts. Ich schnappte mir die Wohnungsschlüssel und rief Finja zu, dass sie ja nichts anstellen soll.
"Ich mach uns nur Abendbrot. Ich hab auch wieder Hunger", verkündete sie fröhlich und summte "Let It Go" vor sich. Alter. Jetzt geht das schon wieder los. Ich dachte das Lied ist mittlerweile Out bei ihr? Nach fünf oder sechs Jahren sollte es mal aber langsam bei den Kindern so sein. "Was soll ich sagen? Hey, voll gerne", sang ich dagegen an.
"Probiers mal mit viel Schnelligkeit, mit Gehen und viel hektisch sein...", gröhlte Leo sein eigens umgetextetes Lied vor sich hin. Man kann sich schon beim Lesen denken welchen Disneyklassiker er damit meinte. Ich stürzte nach unten und zog die Tür zu.
Das Batteriewechseln ging schnell. Leo hatte eh Ahnung von Autos und machte die meistens Arbeiten an Autos immer gerne. Vor allen Dingen bei alten Autos wie bei meinem Lupo. Batteriewechseln war einfacher. Wenigstens stand ich nicht sinnlos daneben und reichte aus seinem Kofferraum immer die geforderten Sachen an. "Zehnerschlüssel. Dreizehner Schlüssel. Kreuzschraubendreher. Knarrenkasten. Fertig. Danke."
Leo machte die neue Batterie fest, nachdem er die Kabel miteinander verbunden hatte. Dann wandte er sich zu mir. "Kurz und schmerzlos", sagte er zufrieden und stieg in den Lupo ein. Durch das Beifahrerfenster sah ich, dass Leo den Schlüssel im Zündschloss drehte. Und taadaaaa. Meine kleine Gurke sprang wieder an.
"Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde", sagte ich erleichtert und umarmte meinen Schwager der mein Auto abschloss und dann die Motorhaube zu fallen ließ.
"Verzweifeln", antwortete er trocken und drückte mir die Schlüssel in die Hand. "Ich geh mir eben die Hände waschen und dann mache ich mich auch auf den Weg nach Hause. Saskia und ich wollten noch eine Runde..."
"Vögeln?", untebrach ich und trug die alte Batterie nach oben.
"Monopoly spielen", verbesserte mich mein Schwager.
"Ist das ein anderes Wort für Vögeln?"
"Nein, wir wollen wirklich Monopoly spielen. Gott, Mädel. Du brauchst einen Freund."
"Ach, nö. Ich fühle mich gut so. Als Single."
Naja, nicht wirklich. Ich hätte schon Lust mich irgendwie wieder zu verlieben, mich richtig fallen zu lassen und mit einer rosaroten Brille auf der Nase herumlaufen. Ich vermisste irgendwie das Gefühl umarmt zu werden, von einem Typen der eben nur mehr als nur Freundschaft von einem will. Ich seufzte frustriert.
"Hm, ist klar", antwortete Leo und verschwand direkt ins Badezimmer. Ich ging in die Küche, wo Finja gerade die Cherrytomaten vorsichtig am schneiden war. "Wow, du benutzt sogar das geriffelte Messer", sagte ich lobend.
"Hm", machte Finja. "Mit einer glatten Klinge ging das nicht. Bin immer wieder abgerutscht und habe mir fast in die Hand geschnitten."
"Aber auch nur fast", sagte ich. "Oder, Finja?"
Sie hob ihre Hände hoch und drehte diese. "Kein Blut. Alles okidoki."
"Dann ist gut. Das Auto läuft übrigens wieder."
Sie verdrehte die Augen. "Mama, dass Auto heißt nicht Auto, sondern es heißt Woody."
"Entschuldige. Woody hat die Lebertransplantation super überstanden."
"Geht doch", sagte Finja zufrieden.
"So ich mach mich auch noch mal vom Acker."
"Danke", sagte ich.
"Das macht dann zwei Döner, dass nächste Mal wenn ich da bin", Leo kniff mir in die Wange, verabschiedete sich von Finja und verließ dann die Wohnung. Ich drückte die Tür zu und schloss ab. "Na dann mal Essen fassen, Hase", sagte ich und schlenderte in die Küche.
Nachdem ich Finja gegen halb neun ins Bett gebracht hatte, bezog ich mein Bett neu. Die gebrauchte Bettwäsche schmiss ich vor dem Kleiderschrank. Dann schmiss ich mich ins Bett, um fünf Minuten wieder aufzustehen, weil ich aufs Klo musste. Normalerweise überlegte ich eine halbe Stunde, ob es sich jetzt lohnt aufs Klo zu gehen, oder erst Morgen früh. Aber ich musste in dem Fall fiel zu dringend aufs Klo.
Während ich meine Blase entleerte, schaute ich mich im Badezimmer um. Irgendwas war anders. Japp. Auf dem Boden vor dem Waschbeckenschrank lag ein kleiner feinsäuberlich zusammengefalteter Zettel. Da dieses kleine Badezimmer eh klein war, konnte ich mich nach vorne lehnen und nach dem Zettel greifen. Ihr müsst wissen, dass Toilette und Badezimmer geteilt waren. Keine Ahnung. Wenn einer am Scheißen war konnte er in Ruhe scheißen, während der andere Baden wollte. Eigentlich gut, wenn Finja wieder tausend Jahre in der Badewanne braucht und bei mir das Chilli von Leo rauswollte.
Langsam faltete ich den Zettel auf und sah in feinsäuberlicher Schrift, sah wirklich weiblich aus eine Telefonnummer.
Ruf mich an "Süßer" 😘
Ich glaub ich spinne! Hatte Leo was mit einer anderen, oder war er kurz davor was mit einer kleinen Hobbynutte anzufangen? Wütend darüber beendete ich meinen Klogang, wusch mir die Hände und verschwand in mein Schlafzimmer. Ich griff nach meinem Handy, welches am Ladekabel hing und verband es mit meinem WLAN. Na warte, du Flittchen. Du wirst jetzt dein blaues Wunder erleben. Also gab ich mich als Ehefrau aus, die einen kleinen eifersüchtigen Film schob.

Ich: Echt lächerlich sich an einen verheirateten Mann ranzumachen, oder nicht?

Ich schickte die Nachricht ab und wartete ungeduldig auf eine Antwort, die nicht lange auf sich warten ließ.

Flittchen: Äh, hallo? Wer zum Kuckuck ist das?

Ich: Damit muss man rechnen, wenn man einem verheirateten Mann die Nummer gibt. Ist ja wohl klar, dass die Ehefrau das rausfindet.

Flittchen: Ähm, oke?

Flittchen: Ach du meine Güte. Jetzt rall ich das auch mal. Saskia, keinen Grund zur Panik. Ich bins Erik. Ich habe Leo nur meine neue Nummer vorhin gegeben. Hab ihm bei OBI getroffen...^^

Ich: Ist klar...

Flittchen: Alter, ich bin wirklich Erik. Warte. Bin gerade mit dem Maggo unterwegs.

Flittchen: *sendet Selfie von sich und Marco*

Ich: Das kann man ja nicht schnell von Google nehmen, oder so. Ich lasse mich nicht verarschen!

Flittchen: Saaaaaaaaaaaaskiaaaaaa.

Dann folgte wirklich eine Sprachnachricht: "Hallo, Saskia. Keine Panik ich bin es wirklich. Erik. Und das ist wirklich meine neue Nummer und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nichts von deinen Mann will. Ich bin voll die Hete."
Marco eiskalt im Hintergrund: „Der findet deine Schwester süß, Saskia."
Erik: „Halt die Fresse du Pisser!"
Die Sprachnachricht war vorbei.

Ich: Tut mir leid. Hab nur schlecht geschlafen.

Auch, wenn Erik mich nicht sehen konnte, lief ich knallrot im Gesicht an. Sofort machte ich den Flugmodus in mein Handy und schmiss es ans Bettende. "Kacke. Gott, bin ich blöd", sagte ich und ließ mich ins Kopfkissen sinken.
Und ich war mir sicher, dass meine Schwester und Leo wieder was zum lachen hatten. Schnell griff ich nach meinem Handy, machte das Flugmodus raus und schrieb Saskia.
Diese schickte mir nur eine Sprachnachricht von zwei Minuten zurück, wo Leo und sie am lachen sind. "Kannst du mir die Nummer von Erik schicken? Danke. Ich klär das mit schon."
Nachdem das auch erledigt war, sah ich, dass Erik mich bereits eingespeichert hatte. Und anscheinend war er ein Transformer, denn er hatte einen fetten Mercedes als Profilbild.
Schnell machte ich den Flugmodus wieder rein und legte mein Handy weg.
Schließlich musste ich um sechs aufstehen, Finja wach machen und sie dann zur Schule bringen.

***
Hier Rieka'chen. Damit du nicht vor langweile krepierst 😂 🥒

Nur ein Schuss [ED37] ✔️. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt