Kapitel 4

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Nach der Schule waren Liz und ich im Krankenhaus ihren Großvater besuchen. Er sah sehr erschöpft aus, weswegen er auch die ganze Zeit, in der wir da waren, schlief. Doch der Arzt meinte, dass sein Gehirn glücklicherweise keinen Schaden angenommen hat und er in zwei Wochen entlassen werden könnte.

Liz und ich sitzen gerade in einem Café und essen eher stumm unser Eis. Nach einigen Minuten breche ich die Stille. "Sag mal, wer ist eigentlich der Typ mit dem du schreibst?"

Sie schluckt ihr Eis runter. "Einer der Seniors", antwortet sie knapp. Ich richte mich in meinem Sitz auf. "Einer der Seniors? Wer denn? Wie heißt er?" Liz überlegt kurz. "Ich kann es dir noch nicht sagen." Verdutzt blicke ich sie an, doch bevor ich etwas sagen kann, spricht sie weiter.

"Ich bin mir noch nicht sicher, ob sich daraus etwas entwickelt.. und um mich vor irgendwelchen äußeren Einflüssen zu schützen, möchte ich das noch nicht sagen." Irgendwie kaufe ich ihr das nicht ab, es muss einen anderen Grund geben, doch ich lasse es dabei, da ich neben ihrem Großvater ihr nicht noch mehr die Laune verderben möchte. Ich nicke nur.

*

Der Rest der Woche verlief reibungslos und unspektakulär und glücklicherweise bin ich nicht mehr von jemanden angerempelt worden.

"Rooory!", höre ich meine beste Freundin rufen, als ich meine Bücher gerade in den Spind packe. Als ich mich zu ihr umdrehe, schaut sie mich mit einem unheimlichen Grinsen an.
"Will ich wissen was du mir zu erzählen hast?", frage ich sie skeptisch worauf sie eifrig nickt.

"Wir wurden gerade auf eine Party heute Abend eingeladen!", sie wirft ihre Arme in die Luft und grinst über beide Ohren. Oh nein, bitte keine Party..

"Nein! Wag es nicht mich mit diesem Blick anzusehen. Wir werden gehen", warnt sie mich. "Es ist so lange her, dass wir auf einer Party waren."
Da hat sie recht. Es ist wirklich lange her. Ich überlege.

"Na gut, aber wieso heute schon? Ich habe nichts zum anziehen", meine ich. "Dann gehen wir jetzt in die Stadt!", Liz packt mich am Arm und zieht mich über die Flure aus der Schule zu ihrem Auto. Zum Glück ist die Schule seit zehn Minuten zuende, sonst hätte ich mich dagegen gewährt.

*

Nach unserer Shoppingtour sind wir zu mir gegangen, um uns fertig zu machen für die Party.

Als ich mich im Spiegel ansehe, seufze ich. "Wie soll ich bloß diese ganzen Pickel verdecken?", murmle ich leise, doch Liz schien mich zu hören. "Hey, mach dir keinen Kopf darüber, ich werde sie dir mit etwas Concealer und Makeup verdecken." Ich nicke nur.

"Wahrscheinlich brauche ich sogar kein Makeup, um sie zu verdecken. Ich bin so überflüssig, dass mich sowieso keiner bemerken wird. Bis jetzt hat das ja auch immer funktioniert." Ich zucke mit den Schultern.

Während meines ganzen Lebens stand ich immer im Schatten meines Bruders. Mein hübscher, attraktiver und beliebter Bruder Fynn, der von den Mädels in der Schule angehimmelt wird. Ich dagegen bin unbeliebter und wahrscheinlich weiß keiner, dass ich überhaupt existiere. Womöglich wissen einige auf der Schule nicht einmal, dass ich die kleine Schwester von Fynn bin.

"Rory", holt Liz mich aus meinen Gedanken wieder. Ich blinzle kurz. "Ja?" "Soll ich dich denn nun schminken? Mit meinem Makeup bin ich fertig", grinst sie woraufhin ich nur nicke.

Etwa eine halbe Stunde später klatscht Liz zufrieden in die Hände und führt mich zum Spiegel. Erstaunt sehe ich mich an. Meine Pickel sind wie verschwunden und der dezente Lidschatten mit dem Eyeliner und die beerige Farbe auf meinen Lippen ließen mich wunderschön fühlen. Sie hat sogar meine langweiligen, langen, braunen Haare in wundervolle Wellen verzaubert.

"Ich seh toll aus, danke!", umarme ich voller Freude meine Freundin. "Ich weiß, dass ich toll bin", lacht sie.

Liz hebt ihr neues Kleid von meinem Bett auf und schaut es an. "Ich ziehe mich mal um, solltest du auch", kichert sie und ich folge ihrer Anweisung.

Ich halte mein Kleid in der Hand. Es ist schlicht, kurz und schwarz, doch als kleines Highlight hat es zwei cutouts an der Taille. Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange. Vielleicht ist das Kleid doch zu gewagt?

"Nein, das Kleid ist perfekt und du wirst umwerfend darin aussehen!", meint Liz, als könne sie meine Gedanken lesen.

Unsicher ziehe ich es an und stelle im Spiegel zum Glück fest, dass es nicht zu kurz ist. Ich betrachte mich nocheinmal. Die langen Ärmel und der etwas hohe Kragen bedeckt meine Arme und Dekolleté, was mich sicherer werden lässt. Die cutouts lassen das Kleid jedoch nicht langweilig werden und sind ein echter Hingucker, die meine Taille optisch etwas verkleinern.

Ich blicke rüber zu Liz und staune nicht schlecht. "Du siehst so toll aus!", quietsche ich. Ihr kurzes, violettes, aus Spitze gemachtes Kleid schmiegt sich perfekt an ihre Kurven. "Wie ein Model siehst du aus", lache ich und zeige auf sie, während sie sich lachend einmal im Kreis dreht. Ihre langen, braunen Beine lassen sie perfekt aussehen.

Wir ziehen uns noch unsere Schuhe an und gehen aus meinem Zimmer raus. Gegenüber meines Zimmers kommt auch Fynn aus seinem gerade raus und wir treffen aufeinander im Flur.

"Wie siehst du denn aus? Wo willst du hin?", fragt mich Fynn während er missbilligend auf mir herab sieht. Liz scheint er gar nicht zu beachten und sie ihn auch nicht. "Wir gehen auf Kyle Andersons Party", erwidere ich nur und will gerade die Treppen hinunter gehen, als mich mein Bruder am Arm packt. Er trägt mal wieder ein dunkles Outfit und eine schwarze Lederjacke.

"Ich bin auch auf die Party eingeladen und du wirst mit mir fahren. Erlaube dir auf der Party keine Dummheiten, ich werde ein Auge auf dich haben", schnaubt er. Ich reiße mich von seinem Griff los und schaue ihn genervt an. "Ist ja schon gut. Ich werde nichts anstellen, aber ich werde mit Liz fahren", schnaube ich zurück und zeige auf meine Freundin, die sich gerade jedoch nicht zu Wort meldet, um mir beizustehen.

Fynn seufzt genervt, nimmt meine Hand und läuft die Treppen runter.

"Hey!", rufe ich und versuche meine Hand zu befreien, doch er drückt zu fest. Liz geht uns stumm nach. Wieso sagt sie denn nichts?!

An seinem Auto angekommen, öffnet er de Beifahrertür und schiebt mich hinein, Liz setzt sich auf die Rückbank. Aufbrausend verschränke ich meine Arme vor der Brust und Fynn fährt los.

ElysianWhere stories live. Discover now