Challenge Nr. 8

Mulai dari awal
                                    

Entschlossen nehme ich seine Hände in die Meinen. Die Schauer in meinem Inneren und das viel zu schnelle Schlagen meines Herzens ignoriere ich gekonnt. Lege sie an meine Ohren. Stille umgibt mich, ich kann mich nicht drauf konzentrieren, schon nimmt er sie wieder weg, seine Hände. Erstaunt schaue ich ihn an. Enttäuscht, ein Klos bildet sich in meinem Hals. Er lächelt während er in seinen Hosentaschen kramt. ich bemerke seine fliesenden Bewegungen. Er hört nichts, nicht einmal das Rascheln, als er die Ohropacks heraus zieht, extra für mich, er fühlt nur. Dieses Mal bin ich es die lächelt. Seine Aufmerksamkeit und Fürsorglichkeit ist wirklich beachtlich. Allein dass er auf diese Weise an mich denkt berührt mich total und lässt mein Herz gleich noch schneller schlagen.

Den rest des Lobpreises sitze ich einfach nur da. Mit den Stöpseln in den Ohren. Lausche der Musik, die keine Musik mehr ist. Anfangs nehme ich gar nichts war. Schließe die Augen, versinke in meiner eigenen Welt, spüre lediglich meinen eigenen Herzschlag. Es ist komisch. Irgendwann schaffe ich es tatsächlich so weit abzuschalten, dass ich meine hören zu können. Nicht wirklich hören, ich spüre es viel mehr, aber irgendwie ist es für mich in diesem Moment wie hören. Musik, irgendwelche Wellen, unbeschreiblich, einfach dumpf. Der Boden unter meinen Füßen hat es mir am meisten angetan. Ich knie mich nach unten und lege meine Hände auf das kühle Holz unter uns. Die Reaktion der Frau neben uns will ich gar nicht interpretieren und Philipp? Der versteht es sowieso, voll und ganz.

Ich kann die Lieder nicht identifizieren, die gespielt werden, dafür bin ich zu schlecht, aber es fühlt sich trotzdem unglaublich toll an. Es ist eine andere, jedoch ganz besondere und einzigartige Art Gott zu loben. Ich fühle mich ihm in diesem Moment so unglaublich nahe wie selten zuvor, weil da nur ich bin, mein Herzschlag und das Pochen des Bodens - sein Herzschlag, seine Anwesenheit, meine Anbetung. Ich weine ein wenig und lächle gleichzeitig und richte mich erst wieder auf, als die Predigt beginnt und mir Philipp seine große weiche Hand auf den Rücken legt.

Er deutet auf mein Handy, dass auf meinem Stuhl verweilt. Der Blick der Alten, als ich es wieder in die Hand nehme und darauf schaue ist göttlich. Sie murmelt irgendetwas nicht gerade freundliches vor sich hin. Ich ignoriere es einfach. Sie urteilt ohne unsere Situation zu kennen. Sie hat wirklich so gar keine Ahnung, sie scheint es aber auch nicht verstehen zu wollen. Ansonsten würde sie nachfragen. Stattdessen meckert sie. Es ist lächerlich. Das perfekte Abbild unserer Gesellschaft.

Kannst du dein Gehör vielleicht wenigstens während der Predigt benutzen?

fragt Philipp.

Selbst wenn es mir unglaublich viel bedeutet, dass du mir versuchst nachzuempfinden, wäre es nett, wenn du mir mitteilen könntest, um was es in der Predigt geht.

Ich nicke. Natürlich nicke ich. Nehme die Ohropax heraus. Ich bekomme beinahe einen Hörsturz. Okay, so schlimm ist es vielleicht doch nicht, aber es ist wirklich unfassbar laut. Nicht die Musik, die hat längst aufgehört und aus normaler Sichtweise betrachtet ist es sogar absolut leise, lediglich der Prediger redet, aber mich stört so ungefähr alles. Die Frau neben mir, das unangenehme Kratzen ihres Stiftes, jedes Mal wenn sie wichtige Stichpunkte mitschreibt. Irgendwo weint ein Baby, draußen bellt ein Hund. Irgendjemand putzt sich gerade wohl die Nase. Mein Blick gleitet durch den Raum, um die Person zu finden. Ich bleibe an einem Mann vor mir hängen, der mit seinem Fuß ständig hin und her wippt, selbst dieses Geräusch nervt mich irgendwie, lenkt mich ab.

Eine erneute Berührung des tauben Philipps neben mir.

Aufpassen Leica.

Ich nicke, versuche es, gleite im selben Moment schon wieder ab. In einer Predigt zu sitzen ohne etwas zu hören. Angewiesen zu sein auf Leute, die für einen hören. Und dennoch ist es nicht das gleiche. Weil keiner die komplette Predigt mitschreibt, damit Philipp sie lesen kann. Jeder filtert, für jeden etwas anderes wichtig ist, ausschlaggebend. Jeder andere Dinge hört, andere ignoriert, gar nicht richtig wahrnimmt.

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