"Er liebt mich tatsächlich, er liebt mich so sehr."

Er ist da, jetzt in diesem Moment.

"Ich bin geliebt. Ich bin sein geliebtes Kind, ich bin dein geliebtes Kind."

Mit jedem Mal, jedem Wort, beinahe jedem Buchstaben werden meine Sätze lauter, hypnotisierender und überzeugender. Etwas in meinem Herzen verändert sich, immer mehr, da ist nur noch Gott, mein liebender Vater. Auch mein Spiegelbild ist nicht mehr das Selbe. Meine Augen leuchten und mein Lächeln strahlt voller Freude und Annahme.

"Danke, dass du mich liebst. Dass du auf mich wartest, dass du mir Eintritt in deine Herrlichkeit gewährst."

Er ist da, er hält mich tatsächlich. Es fühlt sich an als könnte ich mich nach hinten fallen lassen, an seine Brust, als könnte ich jeden einzelnen, ruhigen Atemzug spüren.

"Danke! Danke! Danke!"

Mir wird ganz warm, nicht nur durch das Sonnenlicht, welches ungehindert mein Zimmer durchflutet und meine Körper in Gefangenschaft nimmt. Auch das Licht in mir, füllt mich ganz sanft und immer mehr aus.

"Ich bin so unendlich geliebt."

"Oh ja, das bist du"

Ich zucke zusammen. Springe erschrocken einen Schritt zur Seite. Tauche auf. Schaue zurück in den Spiegel.

Da steht er. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Direkt hinter mir. Vermutlich lag mein Kopf bis gerade eben noch auf seiner Brust. Seine Harre locken sich um seine markanten Gesichtszüge - wie immer. Seine braunen Augen warm und voller Fürsorge auf die meinen gerichtet. Unsere Blicke begegnen sich im Spiegel. Ich wusste bis dato nicht, dass er sprechen kann. Die wenigen Worte, die da gerade seine Lippen verlassen hatten. Irgendwie hatte es sich merkwürdig angehört, stockend, nur ein Hauchen, aber ich konnte mich eigentlich nicht verhört haben.

"Philipp?", ich bewege nur meine Lippen. Warum reden, wenn er mich sowieso nicht hören kann. "Was tust du hier?"

Er nimmt sein Handy, deutet mit dem Kopf darauf. Ich laufe mit schnellen Schritten zu meinem Nachttisch, hole mein eignes, öffne WhatsApp.

Ich habe geklingelt, aber niemand hat aufgemacht, dann hat mich deine Oma rein gelassen... ich weiß nicht genau. Es tut mir leid.

Ich schüttle den Kopf. Bemerke erst jetzt, dass ich nicht mehr anhabe, als ein viel zu langes T-shirt. Meine Haare ungekämmt und zu einem zerzausten Etwas auf meinem Kopf zusammengebunden. Die Tränenspuren auf meinem Gesicht sind nach wie vor zu erkennen. Ich sehe, um es präzise auszudrücken, schrecklich aus.

Es tut mir wirklich so unendlich leid. Ich wollte nicht, also in einem solch intimen Moment...

Ich unterbreche ihn, indem ich mich umdrehe und sich unsere Blicke zum Ersten mal am heutigen Tag nicht mehr nur über den Spiegel begegnen. Für einem Moment versinke ich in dem warmen, dunklen Braun seiner Augen, welches momentan so dunkel ist, dass der Unterschied zur Pupille kaum zu erkennen ist. Dann reise ich mich los.

Es muss dir nicht leid tun.

Keine Ahnung wo ich hinschauen soll, wenn nicht in seine ausdrucksstarken Augen.

Wirklich nicht. Alles gut ich... ich habe nur nicht damit gerechnet.

Er nickt verständnisvoll.

Und wie ich aussehe. Scheiße, es tut mir so leid, dass du mich immer in den bescheuersten Momenten sehen musst. Dann wenn ich einfach nur..., ich schaue an mir hinuntern, verwüstet aussehe.

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