| 58. ALLIES

Beginne am Anfang
                                    

Vorhin, da hatte sie versucht, etwas zu schlafen, hatte versucht, der Wunde Zeit zu geben, sich auszuruhen - doch da Clove keine zwei Meter von ihr entfernt, minutenlang am perfekten Aufbau ihres Schlafplatzes gearbeitet hatte, und ihr das ständige Rascheln ein Zähneknirschen entlockt hatte, war es unmöglich gewesen, etwas Schlaf zu finden.

Ein Windzug streifte die Lichtung, kühlte Glimmers verschwitzte Stirn.

Der leicht verbogene Metalltopf, in dem sich noch immer der Bodensatz von Marvels selbst gekochter Gemüsesuppe befand, quietschte warnend in seiner Halterung, direkt über dem Feuer, und die Brühe blubberte gemächlich vor sich hin.

Glimmer biss sich auf die Lippe, starrte nachdenklich in die Flammen.

Sie hatte Angst, sich zu bewegen, Angst, auch nur einen Muskel zu rühren. Ihre linke Seite schmerzte, brannte, dort, direkt unter ihrem Herzen. Sowohl der flotte Marsch zur Lichtung, als auch der kleine Ausflug zum See hatte ihren Zustand drastisch verschlechtert.

Sie wusste, dass sie es sich früher oder später würde ansehen müssen.

Sie hatte es gefühlt - der Stich des Dolches, bevor sie ihr den Pfeil in den Hals gerammt hatte - die unwahrscheinlichen Schmerzen, die in ihrem Körper tobten, das Zittern ihrer Gliedmaßen, den Schweiß auf ihrer Stirn.

Sie hatte das warme Blut gefühlt, das ihre Haut befleckte, fühlte es noch, wie es aus der Wunde drang, und ihr Shirt durchnässte. Wie lang würde sie es noch verbergen können? Wie lang, bevor -

»Hey«, hörte sie plötzlich eine Stimme neben sich und zuckte reflexartig zusammen.

Vollkommen in ihre Gedanken versunken, hatte sie ihrer Umgebung wenig Beachtung geschenkt - etwas, das hier tödlich enden könnte.

»Hey«, meinte Glimmer leise, und blickte zur Seite. »Alles klar?«

Cato zuckte nur mit den Achseln, und senkte seinen Blick auf die Metallplatte, die sich noch immer in ihrer Hand befand.

»Hast du keinen Hunger? Du hast doch auch vorhin kaum etwas gegessen«, bemerkte er und gähnte lautstark. Seltsamerweise klang seine Stimme - wenn auch etwas müde - beinahe besorgt, sodass Glimmer verwundert den Kopf wandte.

Catos Gesicht wurde vom Feuer beleuchtet, seine Miene nachdenklich und verschlossen, während er mit den Bändern seiner Jacke spielte.

Als er ihren Blick bemerkte, hob er den Kopf und Glimmer runzelte die Stirn. Sie hatte nicht erwartet, einen derart warmen Ausdruck in seinen Augen vorzufinden - vor allem nicht, nachdem sie sich am Nachmittag einen kleinen Spaß daraus gemacht hatte, ihn vor den Zuschauern zu demütigen.

»Nein, ich bin ... einfach nicht besonders hungrig«, gab sie leise zurück, und senkte den Blick auf ihre Stiefel.

»Ach ja?«

Das klang schon eher nach dem, was sie von Cato erwartete - spöttische Belustigung.

»Okay, weißt du was? Ich bin nervös. Dieser Tag, dieser Zustand - sich andauernd in Alarmbereitschaft zu befinden - das zerrt an meinen Nerven«, gab die Blondine ehrlich zurück und schlang fröstelnd die Arme um den Oberkörper.

born to die ✘ the hunger games [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt