Kapitel 17

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"Schicksalsschläge lassen sich ertragen - sie kommen von außen, sind zufällig. Aber durch eigene Schuld leiden - das ist der Stachel des Lebens."

- Oscar Wilde

Ich war in einem kalten Raum, Wind streifte meine Haut und ich bekam Gänsehaut. "Zoey", hallte eine Stimme. Ich atmete scharf Luft ein. Ich kannte diese Stimme. Ich kannte sie sogar sehr gut. Je mehr ich an diese Person dachte, desto stärker veränderte sich meine Umgebung. Es war als drehte sich der Raum. Vom kahlen Raum wandelte sich die Umgebung zu einem Strand. Ich kannte diesen Strand ebenfalls. Hier hatte ich jahrelang mit meinem Vater gespielt. Wind wehte auch hier, trotzdem war es hier angenehm warm. Ich sah mich um. Niemand war hier außer mir. Doch ich bemerkte einem Schatten.

"Dad?", fragte ich. "Zoey", kam es zurück und er trat in meine Sichtweite.

"Was machst du hier?", fragte ich sauer. Ich wollte nicht hier sein. Dieser Ort erinnerte mich an so manche schlechte Tage. "Zoey. Wie lang hast du nichts von deiner Mutter gehört?", fragte er mich und ignorierte meine Frage. "Seit du tot bist, seit ich weggelaufen bin."

"Hast du später versucht mit ihr in Kontakt zu kommen?"

"Nein. Es ist mir auch egal wie es ihr geht."

"Seit wann bist du so respekt- und rücksichtslos geworden? Hab ich dich so erzogen?"

Ich schluckte und schauderte vor mir selbst. Ich wollte was erwidern, aber mein Mund trocknete aus. Alles drehte sich.

Ich richtete mich im Bett auf. Ich war Schweißdurchtränkt. Mein Herz klopfte schnell gegen meine Brust. Ich atmete stoßweise.

Neymar schlief tief und fest neben mir. Draußen wurde es langsam hell.

Es war 5:00 Uhr morgens. Ich musste hier raus. Ich packte meine Strickjacke und raste nach draußen zum Meer.

Ich setzte mich auf den Steg und ließ meine Beine runterhängen.

Ich lauschte dem Rauschen der Wellen und dachte nach.

Soll ich mich bei meiner Mutter melden? Ich war ihr eigentlich auch all die Jahre egal. Außerdem wenn sie gewollt hätte, hätte sie mich doch angerufen. Trotzdem fühle ich mich verpflichtet mich zu melden. Ja, ich würde sie mittags mal anrufen.

Die morgendliche Kälte gefiehl mir nicht und ich ging langsam wieder rein.

Ich ging direkt zum Frühstück und setzte mich neben Alexis. Ich hatte keinen Hunger.

Mir war zum heulen zumute und ich hatte einen Riesen Kloß im Hals.

Ich war so verzweifelt das ich mein Kopf laut auf die Tischplatte krachen lies.

"Bist du voll oder so?", flüsterte Alexis.

Ich versuchte zu sagen:

"Nein, wie kommst du drauf?", aber es kam nur ein Krächzen aus meinem Mund.

Jetzt sah Alexis besorgt aus. Er sah sich um, stand auf und warf mich über seine Schulter. So das ich die ganze Zeit über, seinen Arsch anglotzen musste.

Ich hatte nicht mal mehr die Kraft zu sagen er sollte aufhören. Alle sahen uns hinter her. Ich ließ ihn machen und merkte schnell das er mich in sein Zimmer trug.

Er setzte mich auf seinem Bett ab, dann warf er mir eine kleine Packung zu. Taschentücher. Aber ich weinte doch garnicht. Ich sah ihn fragend an.

"Erzähl", forderte er.

"Schöner Arsch", sagte ich schlicht.

"Los! Lenk nicht ab!", befahl er. "Ich seh nicht zu wie meine beste Freundin halbtot rumläuft."

Also erzählte ich ihm alles. ALLES.

Wie ich hierher kam. Wieso. Weshalb. Wie. Alles.

Er war so süß, denn er unterbrach mich nicht einmal. Er hatte Recht. Ich hatte am Ende wirklich alle Taschentücher aufgebraucht.
Im Laufe des Gesprächs hatten wir uns auf das Bett gelegt und mein Kopf lag auf seiner Schulter.

Ich erzählte ihm auch von dem Traum meiner Mutter. Er wusste jetzt wirklich alles über mich. Die erste Person.

"Zoey, tut mir so leid", sagte er und drückte mir einen Kuss auf die Haare.

"Danke das du bei mir bist."

"Immerdoch."

"Wieviel Uhr ist es?"

"13 Uhr."

"Gut", ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und suchte die Nummer meiner Mutter raus.

"Ich lass dich mal allein, ich bin vor der Tür wenn was ist."

Ich nickte und er verlässt den Raum. Ich stand auf, da ich es nicht ertragen konnte hier regungslos rumzusitzen. Außerdem war ich aufgeregt.

Ich drücke auf wählen und das tuten fing an.

"Tuuut... tuuut..."

Keiner ging ran. Ich wollte gleich nochmal anrufen aber jemand rufte mich zuvor an. Die Nummer kannte ich nicht. Ich hob ab.

"Sánchez. Hallo?"

"Hallo Frau Sánchez. Wir haben eine schlechte Nachricht für sie."

"Ja?", fragte ich unbeeindruckt, was könnte meine Laune jetzt noch verschlechtern.

"Es tut mir leid es ihnen mitteilen zu müssen, aber ihre Mutter wurde heute morgen brutal von ihrem neuen Mann verprügelt."

Stille.

"Sie hat es nicht überlebt."

Das Handy fiel mir scheppernd aus der Hand.

"Nicht... überlebt... überlebt."

'Waisenkind', schoss es mir durch den Kopf.

Meine Knie knickten ab und ich stürzte auf den Boden. Ein hässlicher länger Schrei erklang aus meiner Kehle. Ich hielt mir meine Ohren zu und schrie aus vollem Halse.

Ich bin schuld, Papa. Ich habe nicht auf sie aufgepasst.

"Zoey!", drang ein verzweifelter Schrei durch meinen hindurch. Alexis sag überaus besorgt auf mich runter und versuchte meine Hände von meinen Ohren zu nehmen und gleichzeitig seine Ohren vor meinem Schrei zu schützen.

Sein gequälter Gesichtsausdruck brach mein Herz noch mehr als es schon gebrochen war.

Ich glaube mein Schrei erlisch und das tiefe Schwarze zog mich in seinen Bann.

Football is my life | Neymar Jr.Where stories live. Discover now