15.Kapitel

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Im Taxi redeten wir erst einmal über die neuen Fakten, die wir gerade von Charlotte erfahren hatten. Oder besser gesagt, George und ich diskutierten eifrig, Lockwood blieb stumm.
„Also ich würde sagen, das waren die hilfreichsten Fakten, die wir im bis jetzt zu diesem Fall erfahren hatten!", sagte George feierlich.
Ich nickte zustimmen: „Auf jeden Fall! Besonders überrascht hat mich die Tatsache, dass Penelo-..."
Ich wurde von einem Räuspern unterbrochen und blickte überrascht zu Lockwood, der mit einen mahnenden Blick Richtung Fahrer deutete. Sofort verbesserte ich mich:
„Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Reden wir in der Portland Row weiter!"
Und somit wurde die restliche Fahrt geschwiegen.
Als wir die Portland Row 35 erreichten, stiegen Lockwood und ich sofort aus und warteten auf George, der sich noch keinen Millimeter bewegt hatte. Ich klopfte gegen die Scheibe: „Hallo, George! Du kannst aussteigen! Wir sind da!"
Doch er grinste mich nur an: „Ich muss noch was nachschauen. Wir reden morgen über die Sache!"
Er klopfte dem Taxifahrer auf die Schulter und das Auto brauste los. Verblüfft wandte ich mich zu Lockwood um, der sich nicht minder überrascht anblickte.
„Weißt du, wo er hinwill?"
Er schüttelte den Kopf: „Keine Ahnung. Du weißt, wie George ist. Es gibt nur eines, das George daran hindern kann etwas zu überprüfen, und das sind Donuts. Und wir haben keine mehr, also lohnt das Aussteigen sich nicht für ihn. Aber komm, gehen wir erstmal rein!"
Lockwood schloss die Tür auf und hängte seinen Mantel fein säuberlich auf die Garderobe. Ich stapfte an ihn vorbei und schmiss meine Jacke auf den Ständer. Erschöpft ging ich weiter bis ich schließlich, ohne dass ich es merkte, im Wohnzimmer ankam. Ich ließ mich auf Lockwood Lieblingssessel fallen. Ich hörte ein Räuspern und sah gerade noch Lockwood, der mich mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. Dann entschwand ich der Dunkelheit.

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Als ich am nächsten Tag erwachte und mich aufrichten wollte, zuckte ich zusammen. Mir tat jeder einzelne Muskel weh. Schwerfällig hob ich den Kopf und erblickte sogleich Lockwood, der mit einem besorgten Blick im Raum auf-und-abging.
„Morgen", gähnte ich.
Er drehte sich zu mir um und musterte mich mit einen leichte Grinsen:
„Gut geschlafen?"
„Nicht wirklich... mir tut alles weh!"
„Wundert mich nicht. So, wie du daliegst!"
Ich sah mir ein Gesicht nochmals richtig an und bemerkte, dass er leichte Augenringe hatte.
„Hast du die ganze Nacht auf George gewartet?"
Er nickte.
Ich schnaufte. War ja typisch. Wenn ich nur bis kurz nach Mitternacht aufblieb, sahen meine Augenringe so aus, als hätte ich sie mit einem Permanentmarker nachgemalt. Er blieb die ganze Nacht auf und bei ihm brauchte man eine Lupe!
„Und was hat er gesagt?"
Doch Lockwood hatte mich allen Anschein nach nicht gehört, denn er lief weiter im Raum umher und murmelte dabei etwas Unverständliches.
„Hallo? Lockwood!"
Keine Reaktion.
Ich hörte ein Kichern in meinem Kopf und wandte mich dem Ausgangspunkt des Geräusches zu: dem Schädel.
„Weißt du, was los ist?"
„Klar"
Ich hob eine Augenbraue: „Und würdest du's mir auch sagen?!"
Nö! Das soll dein Lockwood dir schon selber erzählen!"
Ein weiteres Kichern ertönte, das langsam in meinem Kopf verstummte. Ich schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf und versuchte mich aus dem Sessel hochzuhieven.
„Anthony Lockwood!", fuhr ich ihn an.
Er zuckte zusammen und sah mich mit einem verwirrten Blick an.
„Wo ist George?", fuhr ich fort.
Der verwirrte Blick wich einem Besorgten und Lockwood ließ sich auf die Couch fallen: „Genau das ist ja das Problem! Er ist gestern nicht mehr aufgetaucht!"

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„Was hast du jetzt vor?", schnaufend versuchte ich mit Lockwood Schritt zu halten, der auf schnellsten Wege versuchte, zum Archiv zu gelangen.
„Wir suchen George! Was hast du denn gedachte?"
„Lockwood, es kann genauso auch sein, dass er über seine alten Wälzer eingeschlafen ist und beim Aufwachen die Zeit nicht gesehen hat!"
Es überzeugte Lockwood nicht wirklich, und, wenn ich ehrlich bin, mich auch nicht... Er sagte darauf nichts und ich folgte ihm schweigend, bis wir den Eingang zum Archiv erreichten. Wie erwartet stand vor dem Eingang Arif. Ohne zu zögern ging Lockwood auf ihn zu:
„Arif! Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen!"
Arif zog die Augenbrauen hoch und stellte sich unauffällig etwas aufrechter hin (Lockwood war circa einen Kopf größer als er)
„Gut, wie kann ich dir helfen, Lockwood?"
„Du kennst doch George..."
„Natürlich! Hier ist doch sein zweites Zuhause! Jeder hier im Archiv kennt ihn, sogar die Nachbarskatze!"
Jetzt war es Lockwood, der die Brauen hochzog.
„Dann kannst du mir sicher sagen, wann er gestern gekommen ist, und wann er das Archiv verlassen hat!?"
„Na ja, eigentlich nicht. Datenschutz." Arif deutete mit dem Kopf auf ein Schild.
Lockwood seufzte: „Aber er hat das Gebäude verlassen?"
„Ja, das schon. Es war ja auch schon ziemlich spät. Eigentlich hätte er gar nicht mehr hineindürfen, aber er hat mir versichert, dass es nicht lange dauern würde und kam tatsächlich kurz später mit einem kleinen Zettel in der Hand wieder raus. Er verabschiedete sich wie immer und ging die Straße da hinauf." Er deutete auf die Straße rechts neben uns.
„Danke Arif, du hast uns wirklich geholfen!"
Arif zuckte nur mit den Schultern und wandte sich wieder seiner Zeitschrift zu. Schnell folgten wir der Straße, bis wir zu einer Kreuzung kamen. Ich spielte nervös mit meinem Degen herum, bis ich schließlich das aussprach, was uns beider beschäftigte: „Lockwood, keiner dieser Straßen führt zur Portland Row."
„Ich weiß." Lockwood ging zu einem Eck und hob etwas auf, was ich im Moment nicht zuordnen konnte, bis ich mit Schrecken erkannt, dass es ein gewisser Stockdegen einer gewissen Person war: Sir Rupert Gale.
Ich sah zu Lockwood, der den Degen mit zusammengekniffenen Augen musterte. Dann sah er auch mich an: „Wir müssen zu Fittes Zentrale!"
Ich nickte, das Adrenalin schoss durch meinen Körper:
„Und zwar sofort!"

Lockwood & Co  Das Geheimnis von Penelope FittesWhere stories live. Discover now