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Luhan schob ihm einen Umschlag über den Tisch, während er ausgiebig an dem Strohhalm sog, um auch den letzten Rest seines Frappucchinos aus dem Plastikbecher zu saugen. Er hatte das kalte Getränk praktisch inhaliert und Kyungsoo hatte gespannt darauf gewartet, ob sein Gehirn davon einfrieren würde, aber das hatte es nicht getan. Neben ihm schien auch Yixing ein klein wenig enttäuscht über diese Tatsache zu sein.

„Was ist das? Wieso solltest du etwas in einen Umschlag stecken?"

„Zahlst du Soo jetzt miete, weil du so oft bei ihm bist und Strom schnorrst?" Yixing lehnte sich an Kyungsoo, damit er besser sehen konnte, was sich darin befand. Er seufzte. „Hm, schade, kein Geld."

„Ich würde kein Geld von Luhan annehmen", sagte Kyungsoo. „Ich verdiene mein eigenes Geld und so oft ist er auch nicht da." Das war wahr. Luhan hatte wieder einmal alle Hände voll zu tun mit der Vorbereitung seines Konzerts – wie Jongin ihm mitgeteilt hatte – und wenn er abends bei Kyungsoo erschien, dann fiel er vor Müdigkeit praktisch gegen ihn und schlief direkt ein, sobald sie sich irgendwo hinsetzten.

„Hm, du und dein Gewissen."

Er warf Yixing ein amüsiertes Lächeln zu, bevor er sich Luhan zuwandte. Zwei Konzertkarten in seiner Hand. „Wofür ist das?"

„Mein Konzert", sagte er. „Ich konnte Karten für dich und Yixing besorgen. Für den allerletzten Tag."

„Oh." Kyungsoo checkte das Datum, dann seinen inneren Terminkalender, dann Jongdaes Terminkalender. „Danke. Ich werde da sein."

„Mit mir kannst du auch rechnen und glaub nicht, dass irgendeiner deiner Fans lauter schreien wird, als ich. Ich werde dich in Grund und Boden blamieren."

„Viel Glück", er zwinkerte ihm zu. „Auf meine Fans ist Verlass."

„Und auf mich nicht?"

„In anderer Hinsicht ist absolut Verlass auf dich!", sagte er lachend. „Aber meine Fans haben Stimmorgane, die nicht von dieser Welt sind. Glaub mir." Während Luhan davon sprach, hatte er ein kleines, ein intimes Lächeln auf den Lippen.

Wenn Luhan nicht ständig in einem überdimensionalen Pullover, einer Baseballmütze und einer Gesundheitsmaske herumlaufen müsste, sobald er in die Öffentlichkeit ging, dann könnte Kyungsoo praktisch vergessen, wie viele Menschen auf der Welt ihn kannten und wie viele Mädchen sein Poster an ihren Wänden hängen hatten und sich seine Videos im Internet ansahen. Wenn all das nicht wäre, dann könnte er sich einbilden, dass das hier ganz gewöhnlich war. Drei Freunde, zwei Geliebte, in einem Café an einem ganz normalen Nachmittag...nur war das hier nur möglich, so lange Luhan unentdeckt blieb. Manchmal wünschte sich Kyungsoo, er hätte Luhan während ihrer Uni-Zeit öfter mit nach draußen genommen. In den Park, ins Kino, in das nächste Café, einfach an den Hanriver, wo sie entlang spazierten, bis die Sonne unterging und der Mond auf sie hinunter strahlte...

„Ich weiß. Dein Fanclub ist gewaltig. Ich habe ein Video gesehen, in dem sie am Flughafen auf dich gewartet haben. Ich hatte Angst um dich."

„Süß, stalkst du mich auf Youtube?" Luhan legte die Hände um das Gesicht, als wäre er peinlich berührt. „Was ist dein Lieblingsvideo von mir? Kannst du dich überhaupt entscheiden? Ich weiß, dass die Auswahl viel zu groß ist."

„Das in dem du durch das Gespensterhaus in einer japanischen Variety-Show läufst und beinahe anfängst zu heulen. Das mag ich wirklich sehr gern. Ich schaue es mir regelmäßig an, wenn ich was zum Lachen brauche."

Luhan sah panisch zu Kyungsoo herüber. „Yixing lügt. So etwas gibt es nicht!"

„Es gibt noch bessere. Ich habe eine Playlist erstellt." Yixing beugte sich nah an Luhan heran. „Vielleicht sollte ich Soo ein paar davon zeigen?"

Blüten so kalt wie SchneeWhere stories live. Discover now