6. Kapitel

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„Au. Sag mal hast du keine Augen im Kopf.", schnaubte ich ihn wütend an.

Naja, Augen hat er ja im Kopf, das habe ich ja zuvor schon bemerkt. Aber diese dann tatsächlich zu benutzen wäre auch nicht schlecht.

„Geht's noch?", maulte mich mein Gegenüber an und starrte mich einfach eiskalt an.

Und ich? Ich starrte ebenso zurück. Dabei bemerkte ich erstmals, dass er eigentlich echt heiß war. Er hatte dunkelbraune Haare, die er schön gestylt hatte, ein beinahe perfektes Gesicht mit ausgeprägten Kieferknochen. Er war wahrscheinlich viel zu hübsch für seinen Charakter.

„Scheiß Schlampe!", pfauchte er mich an und verschwand dann im nächstgelegenen Klassenraum.

Was du nicht sagst. Viiiiiiiiel zu hübsch für seinen Charakter.

Als ich es schließlich schaffte mich aufzurappeln stellte ich geschockt fest, dass der Raum in den er gerade gestürmt war, genau der ist, in den ich auch musste.

Warum um alles in der Welt bestraft Gott mich nicht nur einmal, sondern immer gleich hunderte Male auf einmal?

Ich streckte also meine Wirbelsäule durch und ging langsam auf den besagten Raum zu. Aber bevor ich anklopfte, um daraufhin einzutreten, atmete ich noch einmal kurz durch.

Langsam drückte ich die Türschnalle nach unten und trat ein. Aber anders als erwartet, lagen nicht alle Blicke auf mir. Nein, das Hauptszenario spielte sich jetzt ein paar Meter vor mir ab.

„Das ist doch wirklich nicht zu fassen. Immer das Gleiche mit Ihnen Ravens. Immer das Gleiche. Und ich hatte schon so darauf gehofft, dass sich das dieses Jahr bessert.", hielt der Mann, der offensichtlich mein Lehrer war, dem Jungen von vorhin einen Vortrag. Den schien das jedoch eher weniger zu interessieren, denn der schaute mich kurz an und wandte sich dann wieder dem Lehrer zu.

„Ich unterbreche Sie ja nur ungern Herr Proffessor,...", unterbrach er den Lehrer spöttisch „...aber falls Sie es nicht mitbekommen haben, ist gerade eine neue Schülerin gekommen. Sie wollen sie doch an ihrem ersten Tag nicht schon verschrecken.", grinste er schelmisch und sah mich dabei provokant an.

Und dann passierte das, vor dem ich mich am allermeisten gefürchtet hatte. Die gesamte Aufmerksamkeit lag auf mir. Danke Arschloch.

„Oh. Um Himmels Willen. Kind, warum hast du dich denn nicht bemerkbar gemacht. Ravens, du kannst dich einstweilen setzen, wir klären das später."

Ich schluckte fest und ließ dann verlegen meinen Blick durch den Raum gleiten und entdeckte dabei Jessica, die in der vorletzten Reihe saß und mich angrinste. Als sie sah, dass ich zu ihr schaute, zwinkerte sie mir zu.

„Nun gut, verratest du uns auch deinen Namen, Schätzchen?", interessiert sah mich der etwas ältere Mann an.

„Ich bin Juli Adams.", brachte ich kurz und knapp hervor.

„Toll.", rief er und klatschte dabei glücklich in die Hände. „Und ich bin Mr. Walters. Schön Sie in meinem Unterricht begrüßen zu dürfen. Ich hoffe Sie mögen Mathe.", strahlte er mich weiterhin an.

Verlegen grinste ich zurück und wartete darauf, dass er wieder etwas sagte, was er dann auch tat. „Also dann, setzen Sie sich doch Miss Adams. Setzen Sie sich."

Und das tat ich auch. Und zwar neben Jessica, neben der Gott sei Dank noch ein Platz frei war. Und schon konnte der Unterricht beginnen. Obwohl es wohl eher weniger ein Unterricht war. Mr. Walters erklärte eigentlich nur, was dieses Jahr so alles auf uns zukommen wird.

Als die Stunde endlich aus war, wollte ich gerade aus der Tür gehen, als von hinten jemand kam und mich zur Seite drängte. Aber nicht, ohne mir dabei mit den Ellenbogen in die Seite zu rammen.

Just you and meWhere stories live. Discover now