2.

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Ich merkte wie die Polizisten mich anstarrten. Wahrscheinlich warten sie auf meine Reaktion. ...

Gut, die können sie bekommen. Ich reiße die Tür auf und knalle sie im nächsten Augenblick wieder zu, sprinte an den hässlichen Gemälden der 5. und 6. Klässler vorbei und rase die Treppe hinunter, um direkt die schwere Haupttür aufzumachen und die unzähligen Treppenstufen zu überwinden. Jedoch scheitere ich an den letzten Beiden und landete auf meinem rechten Knie und meinen Handinnenflächen. Ich wollte meine Verletzungen betrachten, hörte aber bereits das Geschreie und Gekeuche der Polizisten.  Also rannte ich weiter: an der Bushaltestelle vorbei, am Förderzentrum rechts, immer der Straße folgen, nach dem Supermarkt links und direkt nochmal links, jetzt noch weitere 200m und dann die Haustür aufsperren. Warum ich hierhin gelaufen bin? Ich weiß es selbst nicht. Meine Hand sperrte gerade die Wohnungstür auf und die andere schleuderte meinen Rucksack in die Ecke. Ich wusste, dass ich nicht viel Zeit hatte, auch wenn umgekehrte Psychologie bei Polizisten ziemlich gut funktioniert (Man macht das Gegenteil von dem, was jetzt normal wäre). Ich griff nach meiner Reisetasche und schmiss wahllos Klamotten hinein, mein Ladekabel, Dusch- und Zahnputzzeug, Schminke... . Als ich fertig war entsperrte ich mein Handy und ging auf die App der DB. Mal überlegen, wo wollte ich schon immer mal hin, bzw. wo vermutet mich die Polizei am wenigsten? Berlin? Nein, zu Großstadt mäßig. Leipzig? Zu nah an meiner Heimat. Frankfurt am Main? Zu teuer. Köln? Ja, warum nicht? Ich habe früher immer von einem Ausflug nach Köln geträumt. Perfekt!
Ich buchte mir ein Ticket und stand von meinem Bett auf. Ja ich werde meine Stadt vermissen, aber ich kann einfach nicht in einer Stadt leben, in der ich meine Freundin und meine Mutter verloren habe. Ich schnappte mir noch ein Foto von meiner Mutter und mir und schulterte meine Tasche. Ich zögere noch einmal und schaue mich noch mal um. Die Küche war ordentlich , das Wohnzimmer sauber und in meinem Zimmer war Chaos. Alles so wie immer. Aber irgendetwas fehlt trotzdem. Meine Mum. Sie hatte die ganze Wohnung mit Leben gefüllt. Jetzt ist alles kalt und surreal. Ich schüttel den Kopf und öffne die Tür. Die verschiedenen Essensgerüche aus den Wohnungen über uns kommen mir entgegen. Das war es dann wohl. Ein Blick auf die Uhr meines Handys verriet mir das ich keinerlei Zeit habe allem hier jetzt nachzutrauern. Mein Zug fuhr in einer halben Stunde. Ich machte mich auf Richtung Bahnhof.

25 Minuten später

Ich stehe hechelnd am Gleis und warte auf den langsamer werdenden Zug. Drinnen angekommen setze ich mich in ein freies Abteil, verstaue meine Tasche und lasse mich in den Sitz sinken. Bereits drei Minuten später öffnet sich die halbautomatische Tür und der Mitarbeiter möchte meine Fahrkarte sehen. Ich strecke ihm mein Handy entgegen und er seufzt:„ Imma diese neue Technik. Schlimm, schlimm, schlimm. Wie kummt ihr junga Leud damid bloß zurecht?“. Seinem Dialekt nach zu urteilen kommt er aus der gleichen Umgebung wie ich. Den Dialekt werde ich auch sehr vermissen, ich fand ihn als Kleinkind schon ganz lustig. Immer die Probleme mit d und t und p und b.
Der Mann ist inzwischen schon weiter gezogen und mir fallen langsam die Augen zu.

Und jetzt? asds_fanfictionKde žijí příběhy. Začni objevovat