Alternatives Ende Kapitel 12

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"Du darfst nicht sterben. Das lasse ich nicht zu. Ich... Ich kann dich nicht noch mal verlieren. Ich brauche dich, hörst du? Ich werde dich hier nicht sterben lassen.", sagte Fred felsenfest überzeugt, erhob sich langsam, mich auf seinen Armen und stapfte zur Steintreppe zurück. Wieder ein Hustenanfall meinerseits. "Ich beeil mich. Versprochen. Aber bitte... bitte halte durch. Für mich. Du kannst mich jetzt nicht alleine lassen.", sprach er abgehackt und schluchzte, stolperte die Treppe hoch und versuchte währenddessen meinen Kopf oben zu halten. Ich selbst wusste, dass ich nicht mehr lange durch hielt, wollte aber hoffen. Hoffen auf eine Zukunft. Auf eine bessere Zukunft. Mit ihm. Langsam bemerkte ich, wie mir das Atmen immer schwerer zu fallen schien, wie meine Lunge bei jedem Atemzug kratzte. Meinen Kopf an seine Schulter lehnend, versuchte ich, wach zu bleiben. Ich wollte wach bleiben, aber es fiel mir immer schwerer, die Augen offen zu halten. Warum mussten sie aber auch so bleischwer sein? Ein weiterer Hustenanfall meinerseits brachte ihn erneut ins Stolpern. Während er sich nach wenigen Sekunden wieder fing, fiel ich weiter. Sah bereits, wie die harte Steintreppe immer näher kam und wusste, dass es jetzt vorbei war. Auch wenn ich mir meinen Tod definitiv anders vorgestellt hatte (ich wollte ruhig in seinen Armen einschlafen), wusste ich, dass ich sterben würde.

Aber ich fiel nicht weiter. Spürte nicht, wie mein Kopf hart auf die Stufe schlug. Warum, wusste ich dann erst im Nachhinein. Fred hatte es mir erzählt. Er sagte, dass Harry gerade rechtzeitig gekommen war. Dass er mich aufgefangen und den ganzen Weg bis zum Krankenhaus getragen hatte, während Ginny - immer noch in Trauer um Ron, aber gleichzeitig auch wütend auf ihn - Fred gestützt hatte. Und ich? Ich war vor Erschöpfung, Blutverlust und Kreislaufzusammenbruch bewusstlos geworden und erst vor wenigen Minuten wieder aufgewacht. Ich hätte urkomisch ausgesehen, meinte Fred, nachdem er sich von seinem ersten Schock, dass ich doch nicht sterben würde, erholt hatte. Er war hier. Saßneben mir und hielt meine Hand. Fuhr Kreise darüber und lag mit seinem Kopf auf meinem Bauch, während ich ihm durch die Haare strich. Er hatte mich gefragt, wie es mir denn ginge und gemeint, dass er mich nie wieder gehen lassen würde. Dass er damit noch etwas anderes meinte, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Aber es war mir auch egal, denn ich war bei ihm und das war alles, was zählte.

"Harry hat Ginny einen Antrag gemacht.", murmelte er plötzlich in die weiße Decke an meinem Bauch hinein und unterbrach so meine Gedankengänge. Er hob den Kopf und sah mir in die Augen, fast so, als wolle er wissen, was gerade in mir vorgeht. "Sie heiraten? Wann?", fragte ich statt einer Antwort - und ich wusste, dass er gerne eine gehabt hätte, aber ich wusste, dass ich ihm noch keine geben konnte. Er sah mich erst verwirrt an, blinzelte und meinte: "Irgendwann nächstes Jahr denke ich. Du kennst doch Ginny, die braucht - "   "... immer eine Weile, um alles zu organisieren.", fuhr ich mit seinem Satz fort und grinste ihn an, "Ja, stimmt." Er lächelte, bewegte seine Hand Richtung Jackeninnentasche, überlegte es sich aber im letzten Moment anders und rutschte näher zu mir, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich sanft.
"Ich liebe dich.", hauchte er, als er sich von mir löste, "Für immer und ewig." Ich hob meinen Mundwinkel zu einem leichten Lächeln: "Ich liebe dich auch. Für immer und ewig."

Er legte seinen Kopf auf meine Brust und schloss zufrieden die Augen. Wahrscheinlich war er noch immer erschöpft, denn nicht nur ich hatte viel Blut verloren. Er ebenfalls und seine Schulterwunde war noch immer nicht ganz verheilt. Vermutlich würde sogar eine Narbe bleiben, aber ich fand Narben sexy. Mochte sie an ihm. Ich lächelte, strich ihm sanft eine Strähne aus der Stirn und könnte schwören, dass er meinen schnellen Herzschlag hörte.
Ob er noch etwas anderes hörte? Zumindest sagte er nichts.

Nach einer weiteren Schweigeminute, in der ich immer unsicherer wurde, wie er es denn nun aufnehmen würde, flüsterte er: "Du hast mir keine Antwort gegeben."
Ich wusste, worauf er hinaus wollte, wusste aber noch immer nicht, was ich antworten sollte. Vor allem auch, weil ich nicht wusste, wie er reagieren würde, wenn ich ihm die Wahrheit sagte. Die Wahrheit, warum mich Ron so urplötzlich töten wollte. Denn es war nicht nur, weil er wusste, dass ich Fred liebte (und das schon, seit dem vierten Schuljahr), sondern auch, weil er der Einzige war, der den wirklichen Grund kannte, weshalb er mich verlassen hatte, als Fred vermeintlich gestorben war. Er war der Einzige gewesen und jetzt war er tot. Hatte die Wahrheit mit ins Grab genommen. Und jetzt lag es an mir selbst, die Wahrheit zu sagen, auch wenn ich keinen blassen Schimmer hatte, wie ich es Fred sagen sollte. Er war derjenige, der es unbedingt erfahren musste. Und gerade weil ich es nicht wusste, antwortete ich nicht, sondern nahm stattdessen zitternd seine Hand  und legte sie auf meinen Bauch, meine Hand über seiner.
Nervös bbefeuchtete ich meine Lippen und beobachtete ihn. Ließ ihn nicht aus den Augen. Wartend auf seine Reaktion. Was würde er sagen? Wäre er wütend? Würde es ihn stören?

Doch auch nach einer Weile des Schweigens, die mir vorkam wie Stunden, sagte er nichts. Aber er lächelte auf einmal. Er lächelte. IIch war so erleichtert, auch wenn ich nicht genau wusste, was das nun zu bedeuten hatte. Akzeptierte er es? Und hasste er mich dafür, dass ich es ihm nicht gesagt hatte? Bestimmt. Er hätte jegliches Recht dazu.

Doch das tat er nicht. Das wusste ich, nachdem ich ihn weiter beobachtete. Ich meine, warum wollte er auch? Er hatte doch keinen Grund dazu, oder?

Ich schluckte. "Was denkst du?", fragte ich leise und sah ihm in diese grünen Augen, die noch mehr strahlten als die Harrys. "Ich wollte dich eigentlich etwas fragen, aber das erübrigt sich dann wohl.", meinte er und ich starrte ihn geschockt an. Das meinte er nicht Ernst, oder? Er würde doch nicht ... ? Nein. "Nein!", sagte ich laut und setzte mich ruckartig auf. Dass mir schwindelig und kurz schwarz vor Augen wurde, ignorierte ich. "Das geht nicht! Du kannst mich nicht verlassen. Nicht jetzt. Das geht nicht. Das ..." "Beruhige dich.", sagte er und drückte mich sanft zurück in die Kissen. Auch meine noch schlecht funktionierende Lunge hatte ich ignoriert, wodurch sich mein Brustkorb jetzt schnell hob und senkte. Ich hatte mich in Rage geredet. Aufgeregt. Und das war ganz und gar nicht gut für mich. Nicht jetzt zumindest.

Er lächelte, kam näher und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Ich verlasse euch nicht. Nicht jetzt. Nie wieder. Ich lasse euch nicht noch 'mal alleine." "Du gehst nicht?", fragte ich trotzdem und schluchzte. Das waren bestimmt die Hormone. Verdammter Mist. Doch er belächelte dies nur, strich mit seinem Daumen meine Tränen fort und hauchte: "Warum sollte ich dich verlassen, wenn ich die ganze Zeit am überlegen war, wie ich dich am besten frage?" "Wie du mich was fragst?" Er schluckte, wurde nervös und stand auf, meine Hand immer noch in seiner. "Das wollte ich schon so lange tun, glaub mir. Seit ich dich in der letzten Schlacht gegen Voldemort bei Seite gestoßen habe. Eigentlich auch schon, seit du mir zum ersten Mal begegnet bist." Er stockte, sah mir in meine braunen Augen und ich versuchte ihm nur durch meinen Blick Hoffnung zu geben. Ich wollte, dass er weiter sprach. Er kniete sich auf den Boden, fasste in seine linke Jackeninnentasche und beförderte ein kleines Kästchen zu Tage. "Hermine Jean Granger.", fuhr er fort, "Willst du genauso ja sagen, wie Ginny es bei Harry getan hat?" "Ja", hauchte ich und zog ihn wieder zu mir nach oben. "Ja, ich will dich heiraten.", sagte ich und küsste ihn sanft auf die Lippen. Löste mich dann aber wieder, denn meine Frage hatte er noch nicht beantwortet. "Wieso bist du nicht sauer, dass ich dir nichts gesagt habe?", fragte ich ihn aslo und sah ihm in die grünen Augen, in denen ich wie jedes Mal erneut versank. Anfangs sah er noch verwirrt aus, grinste dann aber und meinte: "Wütend, dass du es mir nicht gesagt hast und nur Ron es wusste? Wütend, dass er dich fast getötet hätte? Euch getötet hätte? Wütend, dass du sterben wolltest, ohne mir zu sagen, dass ich Vater werde?" Er sah mich durchdringend an. Beinahe ernst. So als wolle er ...

"Nein.", sagte er einfach, "Ich bin froh, dass du mich nicht verlassen hast. Dass du uns nicht verlassen hast, denn wir brauchen dich. Für immer und ewig." "Ich liebe dich. Für immer und ewig.", flüsterte ich, küsste ihn und war froh, dass es jetzt vorbei war. Und das für immer und ewig.

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