Kapitel 11

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*Fred's Sicht*

"Ich liebe dich.", hörte ich noch die geflüsterten Worte von Hermine, bis mich eine plötzliche Druckwelle zusammen presste und ich einen Wimpernschlag später taumelnd am nächsten Standort wieder auftauchte, nur um kurz darauf mit meinen Knien hart auf dem Steinboden aufzuschlagen. Ich zog schmerzend die Luft ein und presste die Kiefer aufeinander. Hätte sie mich nicht wenigstens vorwarnen können?
Aber dann war mein einziger Gedanke nur noch, wie ich wieder zurück kam. Zu Hermine. Sie konnte nicht einfach tot sein. Das ging nicht. Das war nicht möglich und ganz und gar nicht fair. Ich liebte sie doch.

Erst als die erste Träne auf dem kalten und rauen Steinboden tropfte, wusste ich, dass ich weinte. Ich schluchzte, bekam keine Luft mehr und wollte ienfach nur noch zu ihr. Zu meiner Hermine. Ich schrie. Schrie meinen Schmerz nach draußen, in der Hoffnung, dass es besser werden würde und Iris lachte nur. Meine letzte Erinnerung mit Hermine wurde durch ihr irres Lachen zerstört. "Warum? Warum hast du sie umgebracht?", schluchzte ich, erhob mich schwankend und ging taumelnd auf sie zu. Schlug auf ihre Brust ein, wieder in der Hoffnung, dass der Schmerz besser werden würde. Aber das würde er nicht. Nie wieder. Nicht, solange Hermine nicht da war. Und sie würde nie wieder kommen. Die Tränen liefen in Sturzbächen meine Wangen hinab, während ich weiter auf die Brust derer einschlug, die sie umgebracht hatte. Kaltblütig ermordet. Ich hasste sie. Dafür, dass sie mir alles genommen hatte. Wie konnte ein Mensch nur so grausam sein? 

Sie packte meine Handgelenke, hielt sie fest, sah mich einen Moment an und stieß mich dann von sich. Ich landete im Dreck auf dem rauen Steinboden und hatte jetzt bestimmt einen blauen Fleck am Arsch, aber das war mir im Moment völlig egal. Alle swar egal. "Warum - Warum ich sie umgebracht habe?", fragte sie halb lachend halb verwirrt. "Weil sie im Weg war.", fuhr sie ernst fort. "Wie ihr euch angehimmelt habt.", spukte sie verachtend aus, "Und dann auch noch diese schmachtenden Blicke und dieses Gejammere: "Ich sterbe für dich". Einfach ekelerregend." Sie schüttelte angewidert den Kopf, beugte sich dann zu mir herunter und grinste mich wieder an: "Aber das solltest du eigentlich bereits wissen, denn..." Sie war jetzt so nah, dass ich ihren modrigen Atem roch und ich zog die Nase kraus. Sie schmunzelte, griff mit ihren Fingern an meine Wangen und hielt mein Gesicht umklammert. "Weißt du nicht mehr, was mit Helena passiert ist?" "Lass Helena da raus.", sagte ich sofort, spuckte ihr ins Gesicht und brachte wieder einige Meter Abstand zwischen uns. Ich merkte, wie in mir der Hass zu brodeln begann und mein Herz bei dem Gedanken an sie leicht schneller schlug. Ich hatte sie damals kennen gelernt. Wir hatten unseren Laden neu eröffnet, hatten aber keine Ideen mehr für neue Produkte und sind dann nach Amerika auf Dienstreise gegangen. Als wir dann ins Hotel einchecken wollten, kam sie die Treppe der Lobby herunter, verfehlte die letzte Stufe und stolperte in meine Arme. Ich hatte mich sofort in sie verliebt - wenn es denn sowas wie Liebe auf den ersten Blick gab. Denn eins wusste ich: dass ich Hermine wohl nie bekommen würde.  Wie falsch ich damals lag.
Und jetzt, in dem Moment als sie sie erwähnte, kam alles wieder hoch. Die Erinnerungen und die Blicke. Aber vor allem ihr Geruch. Und das schmerzte nur noch mehr. Warum musste sie es aber auch wieder aufreiben? Reichte es nicht, dass  sie mir Helena genommen hatte? Warum musste jetzt auch noch Hermine dran glauben? Vor allem sie? Hatte ich sie in Gefahr gebracht? War es meine SChuld, dass sie tot war?

Nein! Ich verbot mir diesen Gedanken. Es war alles nur Iris Schuld. Sie war einfach nur boshaft. Und vielleicht egoistisch? "Und du sagst, du liebst mich! Würdest du mich wahrhaftig lieben, würdest du mich ziehen lassen. Du würdest mir nicht noch mehr Schmerzen zufügen wollen. Du würdest mich glücklich sehen wollen." "Ja, aber mit mir", knirschte sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. "Du bist krank!", spuckte ich ihr entgegen, fing wieder an zu schluchzen und vergrub meine Hände in den Haaren. Ich hasste es, schwach zu sein, vor allem, weil ich wusste, dass ich leben musste. Für Hermine. Aber was brachte das? Dass ich dann am Leben war. Ich war allein, ohne sie und das war nur noch schmerzvoller. Vielleicht sollte ich mich einfach meinem SChicksal überlassen und sterben.

Love foreverWhere stories live. Discover now