P L E A S E

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8/6/1998 22:57

Klopfen.
Das weiße, schlicht gehaltene Backsteinhaus, in East Falls war fast in der Dunkelheit verschwunden.
Klopfen.
Bitte, mach auf.
Ruth zitterte vor Aufregung.
Die Tür schwang auf.
Sie war normal groß, ein riesiges Harvardt Shirt bedeckte ihren Oberkörper.
Die schulterlangen, dunkelblonden Haare, verdeckten ihre verschlafenen, haselnussbraunen Augen.
"Ruth?"
Realisation.
Überraschung.
"Bitte, kann ich bei dir schlafen? Ich hab Scheiße gebaut."
Stille.
Es war unangenehm.
Das Geständniss lag zwischen ihnen.
Aber Ruth hatte nur sie.
Sie, die sie zwar zurückgewiesen hatte.
Sie, die ihr gegenüber aber trotzdem Mitleid empfand. Oder war es Schuld?
"Komm rein."
Ruth betrat das Haus.
Ihr war unwohl.
Bereute sie ihre Tat?
Nein.
Weggerannt war sie trotzdem.
Noch einmal eine "Therapie" würde sie nicht aushalten.
Sie beobachtete Erin aus dem Augenwinkel, wie sie sich ein Glas Chardonnay einschenkte. Guter Chardonnay, den ihr Vater warscheinlich auf seinen unzähligen Geschäftsreisen sammelte. Erin erzählte ihr einmal, dass ihr Vater als Export Manager für irgendeine wichtige Firma arbeitete. Selbst so unwichtige Sachen, Kleinigkeiten die Erin ihr irgendwann einmal erzählt hatte, hatte sie in sich aufgesaugt.
So wie sie ihren Chardonnay immer on Ice trank.
Immer on Ice.
"Mein Dad ist auf Geschäftsreise, wunder dich nicht ich komme gerade von Cha-, von einer Party."
Aufzucken.
Chad.
Das Thema wollten sie umgehen, denn das würde nur unangenehm für beide enden.
Zögerlich nahm Ruth gegenüber von Erin auf dem Ledersofa Platz.
"Was ist passiert?"
Die Frage war kühl.
Sie schuldete Ruth eigentlich nichts.
"Ich hab meine Mutter mit ner Tasse Tee abgeworfen."
Nicken.
Sippen.
"Oh."
Erin fand es wohl einfach nur komisch.
"Haben sie dich rausgeworfen?"
Ruth nickte leicht, so ganz stimmte es nicht, sie war nur geflüchtet um die Konsequenzen zu umgehen. Womöglich war sie doch icht so stark und mutig, wie sie sich in diesem Moment gefühlt hatte.
"Oh"
Es war unangenehm still.
Die Stille wurde immer länger.
Sie hatten nicht wirklich seitdem Brief geredet.
Erin hatte ihr nur gesagt, dass es nichts werden würde.
Das sie los lassen solle.
Sie aber ihre Freundschaft nicht zwanghaft aufgeben müssten.
Chad allerdings war ausgerastet.
Es interessierte Ruth auch nichtmehr was Chad dachte.
Chad war ein Arschloch.
Aber Ruth hing immer noch an Erin.
Erin war ihr Anker.
Aber Ruth nicht Erin's.
"Ich bring dir eine Decke."
Sie stand auf und lief Richtung Schlafzimmer.
"Erin?"
Sie unterbrach sie.
Sie drehte sich um.
Fragend.
Aber doch wissend.
"Ich bin so tot."

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