08 | Ein typischer Alltag... eigentlich

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08 | Ein typischer Alltag... eigentlich

Wie fängt Finjas und mein Montag nach einen Finaldebakeldings für Dortmund wohl an?
Richtig. Erstmal schön verschlafen, dann ging auch noch der Föhn kaputt und setzte fast meine Haare in Brand, als ich in der Schule anrufen wollte, um Finja krankschreiben zu lassen, sagte mir die nette Dame am Telefon, dass ich kein Guthaben mehr hatte. Letztlich musste ich von einer der letzten Telefonzellen in Dorstfeld anrufen. Da ich arbeiten musste, Finja nicht alleine zu Hause lassen konnte und Saskia kein Auto hatte um hier her zukommen, durfte ich auch noch nach Bochum fahren. Mit achtzig durch eine fünfziger Zone war nicht gerade eines meiner schlausten Einfälle gewesen. Normalerweise fuhr ich immer ein paar km/h mehr als angegeben. Bis heute wurde ich noch kein einziges Mal erwischt. 100 Euro Strafe die ich in drei Wochen bezahlen durfte und ein verfluchter Punkt in Flensburg. Gott sei Dank kein Fahrverbot. Nachdem der Polizist noch meinte, dass wenn ich ein Kind im Auto hätte und ein Unfall passieren würde, weil ich so nachlässig fahre, würde ich niemals glücklich werden, wenn was passiert.
Als ich ihn darauf aufmerksam machte, dass ein Kind im Auto sitzt, meinte er, dass da keins sei.
Japp, da war keins. Der Kindersitz war leer.
"Ach, die ist ja in der Schule", sagte ich und schlug mir leicht gegen die Stirn, obwohl ich innerlich in Panik ausbrach. Ich hatte Finja zu Hause vergessen! Also wieder zurück.
Finja war sauer und redete erstmal kein Wort mit mir, als ich wieder in Richtung Bochum fuhr. Dieses mal nur zehn Kilometer pro Stunde schneller, als eigentlich erlaubt. Und an der Stelle, wo die Jungs am Blitzen waren, fuhr ich extra langsam.
Ich lieferte Finja bei meiner Schwester ab, die sich natürlich darüber lustig machte, dass ich meine Tochter vergessen hatte.
"Das ist nicht witzig!", zischte Finja und verschwand im Wohnzimmer.
"Danke und tschüss", sagte ich und verschwand wieder aus dem Haus, um mich auf den Weg zurück nach Dortmund zu machen. Von Bochum Laer, bis zur Tanke am Westfalenpark waren es im normalen Fall 20 Minuten. Aber ich war Überpünktlich, weil ich etliche Aufgaben zuerledigen hatte, die man in den sechs Stunden Kundenhochbetrieb nicht schafft. Wie mal erwähnt: fürs früher kommen und länger bleiben werde ich eben nicht bezahlt. Keiner von uns. Aber eine bessere Arbeit fand ich nicht. Und außerdem hatte ich keine Lust mich wieder an neue Kollegen und eine neue Arbeitsumgebung zu gewöhnen.
Ich parkte neben dem schwarzen Opel meiner Arbeitskollegin und stieg aus. Auto abschließen und dann in Richtung Arbeit. Mit einem Seufzer betrat ich den Laden.
"Hi, Amanda!", rief ich freudig. Wenigstens eine Arbeitskollegin die man gerne sah und gerne Zeit mit verbrachte. Auf der Arbeit, oder zwischendurch mal um die Dortmunder Clubs unsicher zu machen, wenn Finja in Bochum war.
"Hi, Mina", sagte sie und füllte die Colaflaschen im Kühlregal auf. "Was macht deine Nase?"
Grinsend blickte sie mich an.
"Tut weh."
"Du bist Gesprächsthema Nummer eins auf der Arbeit. Weißt du das?"
"Jetzt weiß ich das."
"Ich hab die Sportbild von gestern aufgehoben. Kannst dir eine mitnehmen."
"Mach ich."
"Die Kunden fragen sich auch schon wo du bleibst", sie lachte wieder.
"Da ich auch gerade Kunden in dem Laden sehe."
"Kennst die Frühschicht am Montag doch. Bis elf Uhr stürmen die dir die Bude und bis eins hast du deine Ruhe. Dann geht alles wieder von vorne los."
"Stimmt."
Ich huschte an Amanda vorbei in den hinteren Raum um mir meine rote Arbeitsbluse anzuziehen. Mein Namensschild war richtig dran- einer drehte das gerne um, um mich zu Ärgern. Es war hundertprozent die Spätschicht gewesen, der leicht bekiffte Student.
Schnell zählte ich die Wechselgeldkasse durch, die immer unter der Woche 400 Euro betrug. Dann schloss ich den Fach ab. Meine Kasse hatte genau 200 Euro drinnen. Ich hakte die Geldkassette in der freien Kasse an und bereitete das Mittagessen zu. Burgerpattys und Brötchen zum auftauen auf ein Backblech legen und einfach nur warten. Die letzten zwei selbstgeschmierten Brötchen schmiss ich in den Müll und trug diese in unsere Back und Abschreibliste ein. Dann wischte ich den unteren Bereich aus, stellte die durchsichtige Trennwand hin und sortierte dann die Paninis aus dem Kühlschrank ein. Die Burger würden nachher auch noch kommen.
"Muss ja nichts weiter vorbacken", sagte ich freudig, als ich die Croissants und den anderen Rest sah.
"Hab ich schon alles gemacht. Ich hatte ja Zeit", sagte Amanda und kontrollierte weiter die Kühlregale um dort Getränke nachzufüllen. "Hast du das eigentlich auch schon gehört."
"Habe ich was gehört?", fragte ich und füllte die Kaffeebohnen am Kaffeeautomat auf.
"Wir bekommen einen neuen Mitarbeiter, Teilzeit und wenn wir Glück haben, dann übernimmt er weitesgehend die Nachtschicht."
"Hört sich ja eigentlich gut an. Und wenn er nur die Nachtschicht übernimmt klaut er uns ja keine Arbeitsstunden."
"Ja, eben. Das gleicht sich ja aus, seitdem Anja gekündigt hat."
"Irgendwie ist das auch gut, oder nicht? Dann müssen wir uns nicht abrackern, weil die anderen meinen müssen, 100 Stunden im Monat arbeiten? Nein, danke. Da nehme ich mir lieber einen Krankenschein."
Amanda lachte. "Ich hasse sowas. Im Vertrag steht auch, dass wir zwischen 80-120 Stunden arbeiten müssen, wenn es hart auf hart kommt und nur weil einige den Luxus hatten maximal 80 Stunden zu arbeiten und glücklich waren. Manche Menschen, echt."
"Ich finde das auch nicht in Ordnung. Vor allen Dingen von den jungen Leuten die null Kinder haben."
"Ich hab auch null Kinder, aber bin nicht so."
"Und dafür bin ich dir auch sehr dankbar", sagte ich und schaute aus dem Fenster. "Es kommt wieder ein Schub Kunden. Soll ich etwas aus dem Container holen? Brötchentüten? Kaffeebecher?"
"Guck du eben nach", sagte Amanda und eilte zur Kasse, als ein Kunde den Laden betrat. "Hallo", sagte sie freundlich.
"Hi", sagte der Typ brummig.
"Tanksäule Nummer 5?"
"Ja, sieht ja wohl so aus, oder? Ist das einzige Auto da." Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
"Clubsmart oder ADAC-Karte?"
"Ich sammel keine blöden Karten."
"Okay, darf es denn noch eine Autowäsche mit dabei sein? Sie haben 40 Liter getankt, also würden Sie auch 40 Prozent Rabatt auf eine unserer vier besten Wäschen bekommen."
"Ich will einfach nur den überteuerten Spritt bezahlen und mir nichts weiter andrehen lassen."
"Bar, oder mit Karte?", fragte Amanda genervt und schielte zu mir rüber.
Ich schüttelte nur meinen Kopf und schaute nach Dingen nach die ich auffüllen musste. Es war alles da was wir brauchten. Super.
"EC-Karte."
"Zum Thema keine Karten", dachte ich und rollte die Augen.
"Kassenbon?"
"Nee. Tschüss."
"Der Typ ist mit dem falschen Fuß aufgestanden", sagte Amanda, als der Kunde den Laden verlassen hat.
"Eher mit dem Gesicht zuerst", entgegnete ich und blickte auf meine Armbanduhr. Noch fünfzehn Minuten bis es zwölf Uhr war. Zehn Minuten bis wir die Kasse wechseln konnten.
"Ich guck eben nach der Toilette. Dann musst du dich gleich nicht Abhetzen und kannst nach der Kassenabrechnung sofort nach Hause."
"Dankeschööön."
Auf dem Gästeklo musste ich nur das Klopapier nachfüllen und das wars dann. War sauber, kein widerlicher Anblick in der Toilette und der in der Lüftung versteckte Dufterfrischer war auch noch da.
Amanda sah komisch aus, als ich wieder zur Kasse schlenderte. Sie hatte ein breites Grinsen auf den Lippen und die Augen waren aufgerissen.
"Was hast du denn?", fragte ich verdattert.
"Marco Reus hat hier gerade getankt und mir zehn Euro Trinkgeld dagelassen. Und er hat sich von mir eine Clubsmartkarte andrehen lassen! Aaaah!"
Ich lachte. "Ist doch gut", sagte ich und klopfte Amanda auf die Schulter. "Du hast auch immer Glück in deinen Schichten."
"Ich kann's halt", sagte sie und schnitt eine Grimasse. "Klo sauber?"
"Lupenrein. Aber vom Klorand essen würde ich immer noch nicht."
"Bah, Mina."
"Kleiner Scherz."
Während Amanda hinten ihre Kasse abrechnete, stand ich schon an meiner Kasse und bediente den großen Haufen Menschen. Krass was sich in fünf Minuten so stark verändern konnte. Gerade war alles noch leer und schon stürmten alle den Laden. Die meisten wollten eh nur Geld an unserem Automaten abheben. Bescheuert.
"Scheine eingezahlt und Geld so gut es geht gewechselt. Abgemeldet habe ich mich auch schon. Dann mal tütelüüü. Lass dich nicht Ärgern und noch schöne Schicht."
"Dir noch einen schönen Feierabend", entgegnete ich. Und schon war sie aus dem Laden verschwunden.
"Die Säule 1? Wenn Sie jetzt eine Autowäsche kaufen, werden sie 50 Prozent auf die Wäsche sparen, da sie 50 Liter getankt haben."
"Echt? Cool. Dann nehme ich die teuerste Wäsche."
"Klar", sagte ich und tippte in der Kasse die Wäsche ein. Dann scannte ich den EAN-Code der Waschaktion ein und drückte auf CL. Der Rabatt wurde abgezogen. Nachdem ich noch den Bon für die Waschstraße ausdruckte, bezahlte die Person mit der Karte und verschwand mit einem Grinsen. "Krass. Die Aktion lohnt sich ja wirklich."
Nach fünfzehn Minuten hatte ich wieder einen leeren Laden. Ich füllte die Getränke nach, auch wenn es nicht viele Flaschen und Dosen waren und suchte mir dann andersweitig aufgaben. Ich war froh, dass mich kein Kunde auf meine Nase angesprochen hatte. Sie starrten mich zwar komisch an, sagten aber nichts.
"Du bist noch nicht mal auf Reserve, Schatz. Das Tankzeichending leuchtet noch nicht im Auto und es piept nichts. Wieso musst du denn jetzt unbedingt tanken? Hast du mal den Preis gesehen? Vom Benzin und vom Gas?"
"Äh, hi", sagte ich, trotzdem nett.
"Du hast den blöden Verkehr gesehen", meinte die junge Frau. "Und hi, Mitarbeiterin. Ich tanke erstmal Gas. Kannst du dann die Säule freischalten damit ich danach Benzin tanken kann?"
"Klar."
"Danke", danach verließ sie den Laden. Der Freund blieb genervt stehen.
"Und alles geht wieder auf meine Kreditkarte."
"Oh, da liegst du falsch. In einer Beziehung gibt es nicht deins und meins von deiner Sternenwarte auszusehen, da gibt es alles meins, von der Seite deiner Freundin."
"Und das siehst du nach fünf Sekunden bei einer Person, oder wie?"
"Japp. Manchmal ja manchmal nein. Kommt auf die Person an. Aber da war es so ziemlich offensichtlich."
"Hast du dich geprügelt?"
"Nö. Ich hab nur einen Fußball ins Gesicht bekommen. Pokalfinale. Der Durm war's." Ein kleines bisschen gab ich an.
"Ja, mein Kumpel hat's gesehen und hat es mir erzählt. Gebrochen?"
"Geprellt. Stark wohlgemerkt."
"Gute Besserung."
"Danke."
Gas war fertig getankt. Ein paar Knöpfe drücken und schon war die Säule wieder frei und das Autogas im Hintergrund gespeichert. Ja, das war mein langweiliger Alltag auf der Arbeit. Teilweise immer nur denselben Ablauf haben. Wenigstens gab es ein paar Kunden die einen super ablenken konnten und einen den Tag versüßten. Nicht so wie der Kunde gerade bei Amanda. Da würde ich am liebsten Ausrasten und ein paar Dinge kurz und klein schlagen, den Kunden ebenfalls. "Benzin ist auch fertig getankt. Dann zieh mal deine Kreditkarte durch", sagte ich.
"Ich weiß auch nicht. Wieso habe ich immer solch ein Pech mit Frauen?"
"Wie meinst du das?"
"Ist ja wohl offensichtlich, dass sie mir mein Geld aus der Tasche ziehen will. Jeden Tag shoppen und teuer Essen gehen", seufzte der Typ.
"Dann servier sie doch ab."
"Ach, ich hab es eh schon voll schwierig eine Freundin zu finden. Die ist ein Glücksgriff."
"Sie war ein Glücksgriff. Sagst du ja selber. Bist du glücklich?"
"Nee, nicht wirklich. Schon seit Tagen nicht mehr."
"Dann nimm dir noch ein paar Tage und denke darüber nach. Und wenn du zum Entschluss kommst, dass du den Schlussstrich ziehen willst, dann zieh ihn gefälligst. Stürze dich ja nicht in ein Unglück. Und als ob alle Dortmunder Perlen hässlich wären. Es gibt schon echt heiße Bräute hier, die sicherlich auch einen normalen und tollen Charakter haben."
"Weißt du, ich bin eher so ein Typ der auf das Aussehen achtet. Nur damit ich es meinen besten Freunden zeigen kann. Der eine hat eine Modelfreundin und der andere datet Miss Dortmund 2017. Und weißt du was? Die beiden haben einen eigentlich guten Charakter."
"Mach Schluss und setz sie da aus, wo du sie gefunden hast. Irgendein Idiot wird sich schon wieder von ihr ausnutzen lassen. Leider. Wenn nicht hörst du dich mal in dem Freundeskreis deiner Kumpels und deren Freundinnen um. Vielleicht gibt es ja die Eine, die einen sauguten Charakter hat."
"Hm, hast Recht. Umhören kann ich mich ja mal. Und probieren geht über studieren. Weißt du. Ich glaube ich ziehe es jetzt schon durch."
"Was meinst du?"
Er gab seinen Pin ein und der Bezahlvorgang wurde nach einem Kassenbondruck beendet.
"Ich mach Schluss mit der. Irgendwann ist ja auch gut, oder nicht?"
Er riss mir den Kassenbon aus der Hand und lief nach draußen, wo seine Freundin ungeduldig auf ihn wartete. Erst redeten die normal. Dann verlor die Freundin völlig die Fassung und flippte aus. Letztlich stieg sie in ihr Auto und ließ ihren nun Exfreund einfach stehen.
Wow. Irgendwie taten mir beide leid und irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen, da ich den Typen zum Schluss machen überredet hatte. Quatsch. Nicht überredet. Nein, ein kleiner Anstoß.
Ich schnappte mir eine großen Plastikbecher und stellte sie unter der Kaffeemaschine. Ich glaubte der Typ brauchte einen großen Kakao. Nachdem der Kakao durchgelaufen war und ging ich nach draußen. Der Typ stand Abseits der Zapfsäulen und war am telefonieren. "Kannst du mich bitte von der Tanke am Westfalenpark abholen? Danke. Erklär ich dir gleich alles."
Dann hatte er aufgelegt. "Und?", wollte ich wissen.
"Ich bin wieder Single", sagte er freudig.
"Kakao?"
"Boah, da sag ich nicht nein. Danke." Er nahm mir den Kakao ab und ich ging zurück in den Laden, um die nächste Scharr an Kunden zu bedienen.
Die letzten fünf Stunden meiner Arbeit waren wie immer die Hölle. Du hast nichts zu tun und sucht dir Aufgaben raus und dann wenn du die Aufgabe erledigen wolltest kam es nie dazu. Die Kunden stürmten mal wieder den Laden. Es war auch kein Wunder. Es war ein schöner sonniger und warmer Montagnachmittag und die meisten gammelten gerade im Westfalenpark herum. Neben Einweggrills, die dort eigentlich verboten wurden auch die Getränkekühlungen und die Eistruhe gepündert.
Gut, meine Abschlusskasse hat 200 Euro in der Kasse und den Rest nur noch einzahlen, mich ausloggen und dann kann ich mich endlich in Luft auflösen. Das war Gott sei Dank auch schnell hinter mir. Meine Ablöse war schon am Kassieren, währen dich mich mir im hinteren Raum die rote Bluse auszog. Ich griff nach meiner Handtasche und meinen Autoschlüsseln und ging raus.
"Schöne Schicht noch."
"Dir einen schönen Feierabend", gab sie zurück und wandte sich dann wieder den nervenden Kunden zu. Nicht nur, dass ich heute schön verschlafen hatte. Nein, es kam auch noch was anderes dazu. Ich saß im Auto und was passiert? Richtig die Karre sprang nicht an.
Die Batterie. Da war ja was. Die Batterie war nur gebraucht eingebaut wurden und ich sollte letzte Woche bereits wieder in die Werkstatt damit sie mir eine neue Einbauen konnten. Tja, aber das hatte ich vergessen. Super.
Fluchend ließ ich meinen Kopf auf das Lenkrad meiner Knutschkugel fallen. Super. Ich brauchte jemand der mir die Batterie unterbrücken könnte, damit ich es in die nächste Werkstatt schaffen konnte, oder bis zum nächsten Baumarkt, wo ich mir eine Batterie kaufen konnte. Einbauen würde ja sicherlich nicht so schwer werden. Es gab sicherlich genug Videos auf YouTube die mir das zeigen würden. Hätte ich noch eine gültige verfluchte Flat auf dem Handy. Aber die ging auch nicht mehr und für eine Aufladekarte musste ich nach LIDL. Scheiße.
Ich zog am Knopf der ein Stück die Motorhaube aufmachte. Die Motorhaube leicht anheben und dann mit den Wurstfingern nach dem blöden Hebelding suchen damit die Motorhaube auch richtig aufging.
"Sorry, können Sie mir kurz helfen", fragte ich einen Typen der am Staubsauger hantierte. "Sie müssten mich nur kurz überbrücken. Meine Batterie ist leer."
Der alte Sack blickte mich komisch an und stieg dann sofort in sein Auto. "Sie wollen mich doch verarschen!", zischte ich, als der Mann vom Hof fuhr. Kein verdammter Kunde und meine Kollegin kam mit einem Fahrrad. Wie immer. Super und beim ADAC war ich auch kein Kunde. Ich hab das immer vergessen mich anzumelden. Ich schlug die Motorhaube zu und verschwand nach drinnen um vom Telefon bei meiner Schwester anzurufen. Sie, oder Leo waren sicherlich schon mit Finja auf dem Weg nach Dortmund gewesen.
"Löhr, ich meine Bittencourt. Verflucht. Ich kriege das nie auf die Reihe. Ähm, Bittencourt."
"Löhr hier", sagte ich. "Seit ihr schon auf den Weg nach Dortmund?"
"Leo ist auf dem Weg. Wieso?"
"Meine Karre springt nicht mehr an."
"Ich ruf den Leo eben an. Wo bist du denn?"
"Immer noch auf der Arbeit. Weißt du ob er ein Überbrückungskabel im Auto hat?"
"Was hat er nicht wichtiges im Auto? Er hat sogar zwei verschiedene Wagenheber. Für kleine Autos und für große Autos. Willst du dann auch noch Felgenreiniger oder Polierzeugs mit Poliermaschine? Hast du dann noch Interesse an einer kostenlosen Scheibenfolientönung?"
"Nein", lachte ich. "Komm ruf den Leo an. Ich will hier nicht versauern."
"Ja. Wieso rufst du nicht von deinem Handy aus an?"
"Ich habe keine Flat mehr. Kein Internet und kein bisschen Geld auf dem Handy um zu telefonieren."
"Na super", grunste Saskia. "Ist heute nicht ganz dein Tag, oder?"
"Wie kommst du nur darauf?", stellte ich die Gegenfrage.

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