× 22 × Lucrezia Borgia

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~ Lucrezia Borgia ~

Lucrezia Borgia, lateinisch Lucretia Borgia, spanisch Lucrecia Borja, geboren am 18. April 1480 in Rom oder Subiaco, gestorben am 24. Juni 1519 in Belriguardo bei Ferrara. Italienische Fürstin aus dem Geschlecht der Borgia, spanischer Abstammung. 
Die Person Lucrezia Borgia ist negativ besetzt.
Femme fatale, machthungrig, über Leichen gehend, eine berühmte Giftmischerin soll die Fürstin gewesen sein.
Zahlreiche Affären werden der Renaissance-Fürstin nachgesagt.
Sie soll, so hat man in Erinnerung, alles getan haben, um an ihr Ziel zu gelangen.
Nachgesagt werden Lucrezia Borgia zudem noch inzestuöse Beziehungen zu ihrem Bruder Cesare Borgia und ihrem Vater Papst Alexander VI.
D

ieses negative Bild verfolgte Lucrezia Borgia schon zu Lebzeiten. Die Ehe mit ihrem zweiten Mann, Giovanni Sforza, wurde annulliert, er sei impotent hieß es als Begründung und dieser revanchierte sich auf eigener Art bei ihr und ihrer Familie. Von ihm stammten die Inzucht-Vorwürfe.
Eine Verleumdung von der sich der Ruf der Borgia-Fürstin nie erholen wird.
Und natürlich färbte auch einiges vom Ruf ihrer Borgia-Familie auf sie ab, dass ihr Bruder Cesare Borgia zudem am Mord ihres dritten Ehemannes beteiligt war, hilft Lucrezias Ruf auch nicht. 
Lucrezia Borgia soll eine schöne und intelligente Frau gewesen sein, sie galt als Gönnerin und Muse, am Hof ihres vierten und letzten Ehemannes gastierten berühmte Künstler und Gelehrte. 
Lucrezia Borgia war das dritte von vier Kindern von Rodrigo Borgia, damals noch Kardinal, später bekannt als Papst Alexander VI., einem der schillernsten Päpste überhaupt, einem skrupellosen Machtpolitiker und Neffe von Papst Kalixt III.
Das Borgias gehörten einem spanischen Adelsgeschlecht aus Xàtiva bei Valencia in Ostspanien an. Lucrezia hatte drei Geschwister Joan, später Herzog von Gandia (Spanien), den berüchtigten Cesare (später Herzog von Romagna) und Jofré.
Die Mutter der vier Borgia-Kinder war Vanozza de' Cattanei, das Verhältnis zwischen ihr und Kardinal Rodrigo soll 20 Jahre gehalten haben. Zum Zeitpunkt ihrer Geburt im April 1480 war ihr Vater Rodrigo Borgia 49 Jahre alt, seine Mätresse 38.
Lucrezia wird nicht von ihrer Mutter Vanozza de' Cattanei erzogen.
Sie wird in den Haushalten einer Verwandten gegeben und wächst bei Adriana Mila Orsini auf.
Sie erhält die Ausbildung einer Adelstochter.
So lernt sie Griechisch, Französisch, Italienisch und auch die Sprache ihrer Vorfahren, Spanisch.
Ebenso will man Lucrezia Latein beibringen, mit dieser Sprache soll sie sich schwer getan haben.
Im Haushalt ihrer Pflegemutter lernt Lucrezia Borgia auch die etwas ältere Giulia Farnese kennen.
Zwischen den beiden jungen Frauen entstand auch eine Freundschaft. Später wird Giulia Farnese Mätresse von Lucrezias Vater, Papst Alexander VI.
Die beiden werden eine gemeinsame Tochter, Laura Farnese, haben, eine Halbschwester von Lucrezia. 
Wie ihre Geschwister dient Lucrezia Borgia den machtpolitischen Interessen ihres Vaters.
Mit den Heiraten seiner Kinder kann Papst Alexander VI. (seit 1492) wichtige machtpolitische Bündnisse schließen. 
Lucrezia Borgia ist elf Jahre alt, als sie 1491 zum ersten Mal verheiratet wird. Ihr Ehemann ist der spanische Adlige Don Gasparo von Procida und Aversa, die Ehe wird per procurationem (in Stellvertretung) geschlossen und wohl nicht vollzogen.
Aus machtpolitischen Gründen wird die Ehe nach nur einem Jahr für ungültig erklärt.
Dem Papst ist die Heirat mit einem spanischen Adligen für seine Tochter nicht mehr gut genug.
Lucrezia lernt ihren ersten Ehemann nie kennen. 
1492 wird Kardinal Rodrigo Borgia zum Papst gewählt und nimmt den Namen Alexander VI. an.
Lucrezia ist nun die Tochter eines Papstes. 
Auch die zweite Hochzeit am 2. Februar 1493, Lucrezia ist nun fast 13 Jahre alt wird per procurationem geschlossen.
Ihr zweiter Ehemann ist Giovanni Sforza.
Mit der Heirat will die Familie Borgia ihre Beziehung zur mächtigen Mailänder Familie der Sforzas stärken.
Nach vier Jahren wird auch diese Ehe wegen angeblicher Impotenz des Ehemannes für ungültig erklärt. Giovanni Sforza hingegen behauptet später, die Ehe wäre nur aufgelöst werden, damit ihr päpstlicher Vater und ihr Bruder Cesare Borgia ungestört Blutschande mit Lucrezia treiben könnten.
Diese Behauptung, aufgestellt von einem im Stolz verletzten Manne, sollte Lucrezia bis zu ihrem Tode und darüber hinaus verfolgen. 
Die Ehe wird am 20. September 1497 aufgelöst. 
Nach der Annullierung ihrer Ehe und vor ihrer dritten Heirat soll Lucrezia eine Affäre mit Perotto, einem Boten ihres Vaters Papst Alexander, gehabt haben und im Geheimen 1498 ein Kind, namens Giovanni, in der Geschichte bekannt als römisches Kind (infans Romanus, gestorben 1548), zur Welt gebracht haben.
Einige ihrer Feinde behaupten, dass das Kind aus einer Inzest-Verbindung mit ihrem Bruder Cesare Borgia entstanden ist.
Später stellt sich aber heraus, dass Giovanni ein Halbbruder von Lucrezia gewesen ist, das Produkt einer Affäre des Papstes und einer unbekannten Frau. 
Lucrecia Borgia wird ein drittes Mal verheiratet.
Diesmal mit dem etwa gleichaltrigen Alfonso von Aragon, ein Neffe des Königs Federigo von Neapel aus dem Haus Trastámara.
Papst Alexander ernennt Lucrezia zur Herrscherin von Spoleto und Foligno, später auch von Nepi.
Mit der Heirat soll die Verbindung der Borgias zu Neapel und Spanien unterstützt werden.
In ihrer Ehe ist Lucrezia eine respektierte Renaissance Fürstin. 
Am 1. November 1499 ist Lucrezia gemeinsam mit ihrem Ehemann Alfonso in Rom, dort kommt der gemeinsame Sohn Rodrigo, der spätere Herzog von Bisceglie zur Welt, er lebt bis 1512.
Inzwischen hat sich die politische Bühne aber gewandelt.
Papst Alexander liegt sowohl mit Neapel als auch Spanien im Clinch und hat sich mit Frankreich verbündet.
Das führt zu schweren Konflikten mit dem Schwiegersohn Alfonso von Aragon.
Beteiligt an den Auseinandersetzungen war wohl auch Lucrezias Bruder Cesare.
Am Ende wird Alfonso de Aragon getötet, nach Aussagen seines Mörders Michelotto auf Befehl des Papstes.
Der Bruder von Lucrezia hatte wohl seine Hände im Spiel gehabt.
Lucrezia ist nun Witwe.
Sie zieht sich auf ihr Schloss in Nepi zurück, kehrt aber bald wieder nach Rom zurück.
Sie ist knapp 20 Jahre alt. Offenbar hat sie mit Alfonso einen geliebten Mann verloren, denn obwohl die Ehe arrangiert war, soll es eine Liebesbeziehung geworden sein.
 Ihr Vater verheiratet die verwitwete Lucrezia erneut.
Als neuen Ehemann hat er diesmal den vier Jahre älteren Herzog Alfonso I. d'Este von Ferrara im Visier.
Mit Hilfe einer hohen Mitgift, als uneheliche Papsttochter gilt sie nicht gerade als gute Partie für den Herzog, kommt die vierte Ehe zu Stande.
Am 30. Dezember 1501 findet die Hochzeit in Rom statt.
Bei ihrem Auszug aus Rom am 6. Januar 1502 wird Lucrezia mit großem Gefolge verabschiedet, sämtliche Kardinäle und Abgeordnete geben ihr das Geleit bis zur Porta del Popolo.
1503 stirbt ihr Vater, Papst Alexander VI., er kann sie nicht mehr für Machtspiele missbrauchen; 1505 wird ihr Mann nach dem Tod seines Vaters der nächste Herzog von Ferrara, Modena und Reggio. 
Lucrezia Borgia versammelt am Hof von Ferrara berühmte Künstler, Schriftsteller und Gelehrte.
Die Residenz Alfonso I. d'Este ist ein kulturelles Zentrum der Zeit.
Der Herzog baut die Universität der Stadt zu einer der führenden Lehranstalten Italiens aus.
Lucrezia widmet sich aber nicht nur dem höfischen Leben, auch die Religion kommt nicht zu kurz. 
Sie ist außerdem als Unternehmerin tätig.
So erwirbt Lucrezia in Norditalien Sumpfland, scheinbar wertlos.
Mit Hilfe von Entwässerungsgräben und Kanälen kann sie das Sumpfland trocken legen lassen und gewinnt so wertvolles Weide- und Anbauland.
Bis zu 20.000 Hektar Land kauft sie so in Norditalien auf und erwirtschaftet große Gewinne.
Die Borgia-Fürstin ist ein echtes Finanzgenie.
Ab 1512 zieht sich Lucrezia Borgia immer mehr aus dem öffentlichen Leben zurück.
Sie ist nun 32 Jahre alt.
Über die Gründe wird viel spekuliert. Im gleichen Jahr stirbt Rodrigo, ihr erster Sohn aus ihrer dritten Ehe mit dem von ihr geliebten Alfonso von Aragon.
Vielleicht kommen auch Gerüchte auf, im Haushalt der d'Este sollen sich seltsame Unglücksfälle gehäuft haben. Vielleicht flüchtet sie vor der öffentlichen Meinung? 
Die Ehe mit Alfonso I. d'Este hat aber weiter Bestand.
Auch nach 1512 werden gemeinsame Kinder geboren. 
Im Herbst 1518 ist die Gesundheit der Fürstin angeschlagen.
Sie wird trotzdem wieder schwanger. Am 14. Juni 1519 bringt Lucrezia Borgia eine Tochter zur Welt.
Nur wenige Tage nach der Geburt ihres neunten Kindes, eine Tochter, stirbt sie in den Armen ihres Mannes an den Folgen der Geburt.
Die letzten Worte der Fürstin sollen Ich gehöre Gott, für immer.gewesen sein. 
Die Tochter erhält den Namen Isabella Maria und stirbt kurz nach ihrer Mutter. 
Lucrezia Borgia und Herzog Alfonso d'Este hatten eine ganze Reihe von Kindern, nicht alle überlebten das Kindesalter. 
Der älteste Sohn, Ercole II. d'Este wird 1508 geboren und nach dem Tod seines Vaters 1534 Herzog.
Er heiratet 1528 Renée de France, eine Tochter von König Ludwigs XII. Ercole stirbt 1559.
Der Sohn Ippolito II. d'Este (1509-1572) wird 1538 Kardinal. Mehrfach gilt er als aussichtsreicher Kandidat für das Papstamt, gewählt wird der Enkel von Papst Alexander VI. aber nicht. 
Eine Tochter, Eleonora d'Este, Nonne. 
Ein Sohn, Francesco d'Este (1516-1578) wird Fürst von Massa.
Eine weitere Tochter wird 1519 gestorben.
Sie überlebt nicht lange. Lucrezia Borgia stirbt wenige Tage danach im Kindbett. 
Nach ihrem Tod im Jahre 1519 werden die Feinde der Familie Borgia laut.
Sie dichten Lucrezia Borgia eine Reihe von Affären nach.
Historische Quellen dafür, dass Lucrezia Borgia ihren Ehemann Alfonso betrogen hat, gibt es allerdings nicht. 
Nach ihrem Tod erhält Lucrezia Borgia den Ruf einer femme fatale, ein Ruf der heute noch in vielen Filmen, Dichtungen und Romanen über sie verbreitet wird. 
Bis heute hängt Lucrezia Borgia der Ruf einer Giftmischerin und Liebhaberin ihres Bruders sowie ihres Vaters an. 

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