Damals, damals war das anders. Ganz anders.

Ich habe mein Wert an Anerkennung festgemacht, an Beliebtheit und ganz besonders an Jungs. Vielleicht lag es an meiner Krankheit, vielleicht auch nicht.

Mit 13 mein erster Kuss - ich glaube das hatte ich bereits erwähnt.

Jungs begannen sich für mich zu interessieren. Tatsächlich. Für ein Mädchen, dessen Tage gezählt waren, das kaum noch Haare auf dem Kopf besaß, mehr im Krankenhaus als in der Schule abhing und wirklich komische Anwandlungen hatte. Ich brauche nicht anfangen auch nur einige wenige davon aufzuzählen, du kennst sie inzwischen alle zu hundert Prozent auswendig. 

Ich hasste meine Krankheit, damals noch viel stärker als heute und ich hasste die abschätzigen Blicke, das Getuschel, die bösen Worte meist hinter meinem Rücken.

Umso mehr liebte ich die Anerkennung. Ich lebte für sie. Für nette Worte, für Berührungen, für Nähe, für Liebe. Ob diese Liebe jetzt gefakt war, nur für kurze Zeit anhielt, sich eher aus Mitleid heraus entwickelte oder lediglich ein Resultat meines Teenager Daseins war, blieb dahingestellt. Wahre Liebe war es jedenfalls nie. Kein einziges Mal und dennoch lebte ich dafür.

Ich sprang von einer Beziehung in die nächste. Mein Herz konnte dabei längst nicht mehr brechen, ich lies ihm gar nicht die Zeit nur ansatzweise zu heilen.

Es machte mich glücklich. Für den Bruchteil einer Sekunde. Beim Küssen vielleicht, dann wenn der Satan mit einem fiesen Lächeln winkte und ich weiterging. Jungs die erfahrener waren, keine Christen - mein Leben war viel zu kurz, um sich Grenzen zu setzen, um sich nicht auszuprobieren.

Ich schaffte es nicht meine Jungfräulichkeit zu halten. Ich verlor sie mit gerade einmal 13 Jahren, an einen Typen der über 5 Jahre älter war, volljährig und wüsste ich den Namen noch könnte ich ihn verklagen.

Aber ich weiß weder wie er hieß noch wie sich das Ganze angefühlt hatte. Ich kann mich an kaum noch etwas erinnern, seine warmen braunen Augen sind vielleicht das Einzige, was ich noch vor Augen habe, wenn ich an ihn denke, die Augen die es schafften mir den Kopf zu verdrehen und die meinen Verstand ausschalteten, während meine Gefühle die Überhand gewannen. Über all die Jahre hatte ich die dumpfen Schmerzen und die Zerrissenheit meines Inneren ziemlich gut verdrängt.

Dennoch: etwas in mir ging kaputt. Meine eigene Würde zerbrach in Millionen von Stücken. Mein Körper war mir nicht mehr heilig. Es war ein Objekt, etwas was nicht zu mir gehörte. Etwas was weitergereicht werden konnte, ohne dass ich es wirklich bemerkte. Ein Herz, dass den Schmerz nicht mehr zu spüren schien, weil der Körper leer war, nicht mehr dazu gehörte. 

Beziehungen hatten anfangs keine Bedeutung und dann bekamen sie einen unglaublich bitteren Beigeschmack.

Jahrelang verband ich Beziehung mit Verletzung. Mit Tränen, mit zerbrochenen Herzen und mit dem verzweifelten Versuch geliebt zu werden und der Erkenntnis jedes Mal aufs Neue zu scheitern und wie ein kleines Häufchen Elend irgendwo in der Ecke zu enden, als Mensch der etwas von sich selbst hergab, verlor und damit mehr und mehr in sich zusammen schrumpfte. Ich gab meinen Körper, letztendlich gab ich auch mein Herz, meine tiefsten Gefühle und zurück kam nichts. Nichts außer Schmerz und das noch größere Bedürfnis irgendwoher auch nur ein ganz kleines Wenig Anerkennung zu bekommen.

Gott gab meinem Leben in genau jenem Moment eine entscheidende Wendung, ungefähr ein halbes Jahr bevor ich dich kennenlernte, indem er mir einen Bibelvers zukommen lies.

"Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid?" (1.Kor. 6,19)

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