STRONG WOMAN| 29

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»Das sieht total komisch aus.«, kommentierte er meine Haltung auf dem Boden und sah schon fast unsicher aus, als ich mein streckte und nun in einem Split auf seinem Boden saß. Ich sah zu ihm hoch und dachte mir dabei nur, dass er damit wohl oder übel zurecht kommen sollte. Falls ich noch weiterhin im Studio tätig sein wollte, musste ich flexibel sein und mich für ein paar Stunden dehnen. Da ich immer älter wurde und meine Sehnen mehrmals am Tag noch einmal daran erinnert werden mussten, dass ich noch aktiv im Studio tanzte, dehnte ich mich täglich für ein paar Stunden.

Damit sollte Bolton nun wirklich klar kommen, sonst sah es in Zukunft ziemlich eng aus.

»Das ist nicht komisch, sondern Sport.«, erwiderte ich ruhig und rollte unauffällig meine Augen. »Ein bisschen Sport hat einen Menschen noch nie umgebracht. Schau.«, sagte ich und klopfte mir meiner Hand neben mich.

Zuerst sah er mich verwirrt an, dann erschrocken und anschließend zeigte er mir mit dem Finger den Vogel. Wenn er nun gedacht hatte, dass er sich in einem Split setzen sollte, dann dachte er wohl falsch. Ich wollte nicht noch am späten Abend einen Shawn Mendes in die Notaufnahme fahren, weil das Genie sich irgendwas dazwischen gebrochen hatte.

»Du hast einen Vogel, wenn du daran denkst, Shawn. Ich möchte nicht schuld daran sein, dass du bei deinem nächsten Konzert in einem Rollstuhl sitzt.«, verdrehte ich meine Augen und setzte mich wieder normal hin, damit er nicht noch mehr daran dachte. »Du sollst dich neben mich setzen und schauen, dass ich nicht gestorben bin.«, klärte ich ihn auf und streckte meine Hand zu ihm hin, damit ich ihn zu Boden ziehen konnte.

»Du fühlst dich wohl zum Boden hingezogen.«, hörte ich ihn murmeln und glaubte, dass ich ihn ein bisschen zu stark gezogen hatte. Er kam irgendwie mit seinem Knie auf und umarmte sein Knie nun wie ein Kleinkind.

»Du wohl auch, wenn du ständig über imaginäre Sachen stolperst. Der Boden versucht dich runterzuziehen, aber du kannst dich gerade noch kontrollieren.«, kommentierte ich lachend und zog überrascht die Luft ein, als er mich plötzlich küsste und mich dann für einen Moment zum Schweigen brachte. Sonst hätte ich mich mehr über ihn lustig machen und lachen.

»Du solltest aufhören mich ständig zu mobben.«, nuschelte er und lächelte deutlich.

»Stimmt überhaupt nicht.«, lachte ich leicht und beendete dadurch den Kuss. »Ich wiederhole es nur noch einmal für mich, dass du tollpatschig bist. Du hast unseren Tee umgestoßen und dann hast du mein Handy heute fallengelassen. Ich überlege wirklich, ob du mein Bildschirm bezahlen sollst.«, neckte ich ihn und gab ihm noch einmal einen kurzen Kuss.

»Du hast mich abgelenkt!«, verteidigte er sich.

»Entschuldigung?«, rief ich empört auf und schlug ihm in die Seite. »Womit soll ich dich abgelenkt haben, Bolton?«, fragte ich und wollte wirklich wissen, womit ich ihn abgelenkt hatte. Vielleicht hatte ich in seinem Hotelzimmer ein paar Radwenden gemacht, während er mir über sein Erlebnis auf dem Summertime Festival. Nebenbei hatte ich mir auch einen Kugelschreiber genommen und versucht auf einem Taschentuch Shawns Kopfform nachzuzeichnen.

Da Shawn schon einen komischen Kopf hatte, sah die Form auf dem Taschentuch auch komisch aus und hatte ihm nur mit einem halben Ohr zugehört — Gab ich ihm gegenüber niemals zu, aber seine komische Form auf dem Tuch und seinen leichten Lockenkopf sprachen schon dafür.

»Deine Umgebung reicht schon völlig aus.«

»Was soll ich tun? Verschwinden und nie wieder auftauchen?«, fragte ich ihn zuerst erschrocken und lachte auch schon im nächsten Moment auf, als er nur wild mit seinem Kopf schüttelte. »Ich bin nicht blöd und gehe nun nach Hause, wenn wir uns eh nur selten sehen.«, begründete ich meine Aussage und umarmte ihn von der Seite.

»Hab ich dir schon erzählt, dass ich in fast fünf Stunden am Flughafen stehen muss?«, fragte er mich und grinste mich nur blöd an, als ich meinen Kopf stöhnend in den Nacken warf und ihm anschließend einen Blick schenkte, der ihm das blöde Grinsen aus dem Gesicht schlug.

»Das hast du mir gestern geschrieben und nach unserer Begrüßung auch. Du kannst es mir ruhig noch einmal sagen, wenn ich nachher durch diese Tür laufen muss.«, sagte ich und zeigte mit meinem Finger zu der Tür mit den tausend Sicherheitsschlössern.

Es sollte auch wirklich kein Fan mit einer Haarklammer oder mit einer Schlüsselkarte in das Hotelzimmer einbrechen.

»Willst du schon gehen?«

»Zuerst sagst du mir, dass ich dich ablenke und dann fragst du mich, ob ich gehen möchte. Ich bekomme langsam das Gefühl, dass du mich loswerden möchtest.«, sprach ich meine Gedanken aus und sah ihn beleidigt an. »Wenn du willst kann ich auch—«

»Du bekommst alles in den falschen Hals, Babe.«, unterbrach er mich und sah ein bisschen schockiert aus. »I-Ich—«

»Hast du mich gerade »Babe« genannt?«, harkte ich nach und verkniff mir das breite Lächeln. Ich hatte es früher nicht wirklich gemocht, wenn Rick mich »Babe« genannt hatte. Baby ging noch, aber Babe ging dann gar nicht mehr. Aber bei Shawn mochte ich es.

Erklären konnte ich es mir nicht, da es das selbe Wort war — Vielleicht lag es an den Personen oder aus der Aussprache.

»Du brauchst nicht rot werden, Darling.«, lächelte ich dann und stellte mich hin. »Es ist schon in Ordnung, Mr. International. Es ist auch ziemlich gerechtfertigt, wenn ich dir Namen gebe.«, wies ich ihn daraufhin und zog ihn mit Kraft wieder hoch.

»Ich darf dich so nennen?«

»Du brauchst nicht fragen.«, lächelte ich. »Wir sind Freund und Freundin und du kannst mir bescheuerten Namen geben. Es sei denn, die hören sich total behindert an. Dann köpfe ich dich und versteigere deinen Kopf auf Ebay.«

»Dein Lächeln kann viele täuschen und einem im glauben lassen, dass du keiner Fliege was tun kannst.«

»Dankeschön, Darling.«, grinste ich stolz.

woman ➳shawnmendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt