23. Kapitel: Eine Sie und eine Iles

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Zuerst kam nichts, der Bildschirm war schwarz und ihr totes Herz schlug etwas schneller, doch sie hatte sich darauf vorbereitet gehabt. Sie wusste, was gleich kommen würde, etwas was sie vor gefühlt Jahren schon einmal gesehen hatte.

Stille. Totenstille herrschte für diesen Moment und dann geschah es und sie konnte es nicht verhindern, dass ihr Herz einen kleinen Salto einlegte. Einen viel zu riskanten und lebensgefährlichen Salto.

Zuerst war nur das Schwarze, dieses grauenvolle, angsterfüllte Schwarze, das man in den tiefsten Nächten unter leerem Himmel nur sah, oder diese tiefe Schwärze, die kein Ende findet, die kein Links und Rechts hat. In der man nie wieder hinaus finden kann ohne verrückt zu werden. Genau der Ort, der für verdammte Seelen nur bestimmt war zu sehen. Dann erklang beim genaueren hinhören eine Art von Oper, die einem eine Gänsehaut brachte, Tränen in den Augen bringen ließ und das Herz mit eiserner und kalter Faust umschlingen lässt. Diese Art von Oper war es und als sie ihren Blick kurz zu den Brüdern hob, konnte sie die beiden mit ängstlicher und verwirrter Miene erkennen.

Am Anfang war die Musik noch leise, so als würde man der Todeszeit seines eigenen Weges entgegen schreiten wollen, ohne es eigentlich selber zu wollen, doch man wird von anderen Stimmen, von anderen Händen dorthin gezwungen. Zu einem Ort, zu dem niemand hin möchte. Es wog einen mit jedem Klang und jedem Schritt tiefer in die Trauer, tiefer in den Schmerz und tiefer in die Verzweiflung, doch dieses mal wusste sie sich darauf vorzubereiten, sie wusste sich zu schützen und was sie auch bitterlich wusste war, dass die Brüder sich nicht vor diesen Gefühlen, diesen Bildern die gleich kommen würden, schützen konnten.

Auf einmal wurde die Musik immer lauter, lauter und lauter, bis endlich dieser eine verdammte Satz auf dieser unendlichen Schwärze in weißer Schrift erschien, genauso wie damals.

,, K6mm näh6r."

Genauso stand dieser Satz damals auch. Ihre Augen verfolgten alles ganz genau mit, sie wollte nichts verpassen, sie musste alles ganz genau wissen. Sie wollte Wissen warum, weswegen und wieso. Vielleicht würde sie etwas entdecken, was sie beim letzten mal nicht entdeckt hatte.

,, Was ist das?" Konnte sie von Rotschopf laut fragen hören und auch das leichte Zittern in seiner Stimme wahrnehmen.

Sie war zu sehr auf die Worte vor ihr Konzentriert, als dass sie ihm hätte eine geistreiche Antwort liefern können. Sie war so sehr in ihrem Element vertief, dass sie vollkommen vergaß das Rotschopf sie nicht sehen und hören konnte.

Sie starrte immer noch weiter auf den Bildschirm, doch es passierte nichts. Rein gar nichts. Verärgert näherte sie sich näher dem Satz vor ihr zu, doch auch dieses mal änderte sich nichts. Die Oper im Hintergrund wurde jedoch immer lauter, immer höher, immer schmerzhafter und dann wusste sie, es würde gleich weiter gehen. Gleich, ein vielleicht weiterer Schritt zu ihrer Rache.

Doch anstatt dass sich die Buchstaben zu anderen Wörtern vermischen sollten, fing das Bild vor ihr an zu flackern. Verwirrt zog sie die Augenbrauen zusammen. Was geschieht hier?

Plötzlich fing die Frau im Hintergrund an zu schreien, so unerträglich laut, dass einem das Trommelfell zu platzen schien. So schmerzhaft, so laut, als hätte man das Gefühl, jemand würde einem von innen das Trommelfell zerschneiden wollen. Schmerzerfüllt hielt sie ihre Ohren zu und als sie zu den Brüdern sah, erkannte sie wie Ryan sich ebenfalls schmerzerfüllt die Ohren zuhielt und wie Rotschopf nur noch zwei Schritte vom Bildschirm entfernt stand. Geschockt riss sie ihre Augen auf. Nein! Er durfte nicht verrückt werden, nicht so wie sie es wurde. Er durfte keinen einzigen weiteren Schritt auf sie zukommen! Sie brauchte ihn verdammt noch mal. Er musste normal bleiben, damit er ihr doch hiermit weiter helfen konnte.

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⏰ Last updated: May 09, 2018 ⏰

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