8.Kapitel

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Meine Augenlieder waren immer noch zusammen. Ich war noch zu schwach um sie öffnen zu können, doch ich wollte es auch nicht. Zu groß war die Angst, der Wahrheit ins Auge zu blicken.

Ich konnte spüren, dass ich auf etwas weichem lag. Vielleicht war es doch nichts all zu schlimmes was mir nun bevor stehen würde.

Langsam bekam ich den Sinn fürs Riechen wieder und das Erste was mir danach auffiel war der starke Geruch nach Desinfektionsmittel. Er brannte sich in meine Nase, so dass ich die Luft anhielt, doch als mir die Luft ausblieb, schnappte ich wieder automatisch nach Luft, doch bereute es sofort getan zu haben.

Irgendwann aber schien ich mich dann doch noch an den brennenden Schmerz in meiner Nase zu Gewöhnen.

Plötzlich rüttelte etwas unter mir, wobei ich leicht in die Höhe kam.

Doch ich lag immer noch regungslos da. Wo auch immer ich war.

Ich konnte auf einmal von irgendwo, weit weg eine Stimme hören. Doch ehrlich gesagt war ich überhaupt nicht erpicht mich auf die Stimme zu konzentrieren. Mir war es egal, was man mir zu sagen versuchte. Ich musste mich erst mal selbst sortieren.

Irgendwann verstummte diese dann auch und alles blieb plötzlich stehen. Ich konnte kein leichtes rütteln unter mir mehr spüren, kein Desinfektionsmittel. Nichts mehr.

Ich verfiel wieder dem Rausch ins Leere zu verfallen, konnte noch einen zu hohen ton wahrnehmen und danach gab es mich nicht mehr.

Für einen kurzen Moment, stand ich nur dort, im Tunnel und konnte von irgendwo ein leises wimmern hören. Es hörte sich nach einem Kleinkind an, dass leise vor sich hin weinte.

Ich ging langsam in die Richtung des Wimmern, so weit bis ich eine zusammengekauerte Person auf den Boden sitzend schwach erkennen konnte. Mir zerriss es das Herz diese Person so zerstört am Boden sitzen zu sehen. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen, ganz langsam aus Angst, die Person vor mir erschrecken zu können. Ich wollte immer mehr zu ihr, diese in den Armen nehmen, sie aufheitern und für immer bei mir behalten. Ich wusste nicht wieso, aber mein Gehirn schien wie ausgeschaltet zu sein, mein Herz schlug ganz normal weiter, keine Anzeichen auf Nervosität, angst oder sonst noch was.

Als ich nun direkt neben der Kreatur wäre, eine besser Beschreibung, stand, schnürte sich meine Kehle mir zu. Doch ich achtete nicht darauf, meine Augen blickten starr auf das, was vor mir war. Diese Kreatur, sah aus wie ein Mensch, doch viel zu dünn, man konnte schon alle Knochen an ihr erkennen. Die Haut zu schrumpelig wie bei den ganz alten Leuten. Doch wenn man genauer hinsah, konnte man einzelne Narben klar erkennen, manche ganz klein, andere zu groß, um ja nicht übersehen zu werden. Es hatte viele blaue und manche violette Flecken; am ganzen Körper waren sie verteilt. Haare hatte es nicht. Nur noch ein paar stoppeln, es sah so aus, als wären diesem wegen dem zu dünnen Körper, die Haare vom Kopf gefallen.

Ich kniete mich vorsichtig hin und bewegte zögernd meine Hand in ihre Richtung.

Ich stoppte kurz. Wo blieb mein zu schnell klopfendes Herz, meine unregelmäßige Atmung? Warum war ich so gelassen? Es machte mir mehr Angst, diese gelassene Art von mir, als dieses Wesen vor mir. Vielleicht war es auch das was ich wollte. Etwas zu spüren. Egal was, nur Hauptsache ein Gefühl. Sogar wenn es von tiefster Trauer und den schlimmsten Schmerzen wäre, ich wollte Gefühle spüren. Keine Kälte mehr.

Ich setzte wieder meine Hand fort, immer weiter zu der Kreatur bis ich ganz langsam meine Hand auf dessen Körper ruhen ließ. Es geschah für einen Moment nichts. Auf einmal hörte das Wimmern auf, dass von ihr gekommen war. Es herrschte absolute Stille. Doch ich fühlte immer noch nichts, kein einziger Funken Gefühle.

Unreal     *Pausiert*Where stories live. Discover now