10 | Stimmungskiller

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"Warum hast du so schlechte Laune?"

Ich laufe an Romina vorbei und tue so, als hätte ich sie nicht gehört. Denn ich möchte gerade um ehrlich zu sein nicht über meine Probleme sprechen. Ich will lieber versuchen das zu vergessen, was meine Laune runterzieht, aber das geht schlecht, wenn mich immer wieder jemand fragt, was denn los sei.

Seufzend öffne ich meinen Spind und werfe die wenigen Bücher rein, die ich nicht mehr brauche. Gleich danach greife ich nach meinem Kunstblock und schlage die Spindtür mit einem lauten scheppern wieder zu.

"Sara, hör endlich auf mich zu ignorieren!"

Ich schließe kurz die Augen, ehe ich mich widerwillig zu Romina drehe, die mit in den Hüften gestemmten Armen dasteht. Einige Schüler drehen kurz ihre Köpfe zu uns, ehe sie wieder wegschauen und das weiterführen, was sie so eben getan haben.

"Was ist?", frage ich nach einer kurzen Stille, die von der Geräuschkulisse hier im Korridor übertönt wurde. Einige Schüler drängen sich an uns vorbei, um sich auf den Weg zur Cafeteria zu machen, während ich und Romina mitten im Getümmel stehen und uns gegenseitig anstarren.

Meine Freundin schluckt merklich. "Bist du sauer auf mich?"

Meine Augen weiten sich überrascht und es dauert einen Moment, bis ich es schaffe, den Kopf zu schütteln. "Nein... nein, natürlich nicht."

"Warum bist du dann so wütend?" Romina mustert mich aufmerksam, was mich nervös macht.

Gott, ich weiß ja selbst nicht, warum genau ich so sauer bin. Es kann an meiner Mutter liegen, die von Tag zu Tag kälter und unerträglicher wird, es kann an mir selbst liegen, an dem Vorfall mit dem unverschämten Kerl, dessen Namen ich noch immer nicht kenne oder an der Tatsache, dass ich noch immer keine Begleitung für den Prom habe.

"Weil ich es bin.", antworte ich deshalb nur kurzgebunden und schlage genauso wie alle anderen Schüler zuvor den Weg zur Cafeteria an.

"Willst du darüber reden?" Romina taucht wieder neben mir auf und versucht in meinem Tempo mitzuhalten.

"Über was reden?" Emma gesellt sich auf meine andere Seite und somit ist unsere Truppe wieder komplett. Sie sieht erst einmal zu mir, doch sobald sie bemerkt, dass ich nichts dazu sagen werde, wendet sie sich Romina zu, die mit den Schultern zuckt. "Sara ist den ganzen Morgen über so komisch drauf... ich will wissen, was sie hat."

Emma nickt betrübt. "Ach so. Um ehrlich zu sein würde mich auch interessieren, wer oder was es schafft, die immerzu gut gelaunte Sara Matthews zu stürzen."

Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht und egal wie fest ich mir auch auf die Zunge beiße, es will einfach nicht verschwinden. Mir wird ganz warm ums Herz, denn mir wird von Sekunde zu Sekunde bewusster, dass sie nicht locker lassen werden, bis ich endlich mit der Sprache rausrücke. Und wenn ich ehrlich bin, will ein Teil ganz tief in mir auch endlich das ausspucken, was mir auf dem Herzen liegt.

Und das ist momentan ziemlich viel..

"Okay, ihr habt gewonnen.", gebe ich schließlich nach, gerade nachdem wir in der Cafeteria angekommen sind und uns ein Tablett schnappen, um auf die Essensausgabe zuzulaufen.

Romina quiekt begeistert. "Endlich! Ich hatte in letzter Zeit um ehrlich zu sein Angst, dass du dich uns nie öffnen wirst!"

Ich kann ihr die Erleichterung deutlich im Gesicht ablesen, was mich schlucken lässt. Zusammen mit unserem Essen steuern wir auf unseren Stammtisch zu, der Gottseidank weiter hinten und eher etwas abgelegen von den anderen liegt.

"Also, was brennt dir auf der Seele?", kommt es sobald ich mich niedergelassen haben von Romina, die sich zu mir nach vorne lehnt. Ich warte noch bis Emma neben mir Platz genommen hat, ehe ich zu sprechen beginne.

One Last ChanceKde žijí příběhy. Začni objevovat