11 | Halte dich zunächst bedeckt

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A I D E N

Einige Tage vergehen, in denen ich mich an Damon's Worte halte. Ich versuche, nicht aufzufallen, halte mich von Rafael's Territorium fern und reagiere nicht auf die Nachrichten und Anonymen Anrufe, die Tag für Tag bei mir eingehen.

In vielen der Nachrichten sind Andeutungen, dass ich mich gefasst machen soll und in der letzten, die mich gestern Abend erreicht hat, hat Rafael persönlich gedroht, dass sie sich, wenn ich nicht in den nächsten Tagen bei ihm erscheine, selbst um das Problem kümmern werden. Und ich weiß natürlich, wie er das meint. Er hat mir die Wahl überlassen: Entweder ich kehre zurück, oder ich muss dafür büßen.

Und wir alle wissen, wie das enden wird.

Rafaels Gang ist schließlich nicht dafür bekannt, Gnade weiten zu lassen. Vielmehr halten sich alle von der Gang fern und selbst die Polizei versucht über Rafael wegzusehen und ihnen einfach nicht in die Quere zu kommen, denn das endet für niemanden gut, dass haben sie oft genug bewiesen.

Und doch war ich so dumm, und habe mich auf sie eingelassen. Ich schätze, ich muss nun mit den Konsequenzen leben...

Ich seufze, als ich den Blick hebe und die Highschool vor mir betrachte. Mir fällt auf, dass es eine ganze Weile her ist, als ich das letzte mal einen Fuß in eine Highschool gesetzt habe. Doch nun habe ich keine andere Wahl, denn ich muss mit dem Typen sprechen, den mir Damon empfohlen hat. Er meinte, er würde mir helfen können.

Er wäre der perfekte Zwischenmann.

Warum und wie mir ein Highschool Schüler bei dieser Scheiße weiterhelfen soll, lasse ich dabei außer Frage, denn ich versuche Damon in diesem Punkt einfach zu vertrauen.

Ich hoffe nur, ich verschwende hier nicht unnötig meine Zeit...

Wie abgemacht warte ich bei einer bestimmten Spindnummer und hätte nach fünf Minuten schon fast die Hoffnung verloren, dass der Typ sich noch blicken lässt, als ich im nächsten Moment Schritte höre und ein Typ um die Ecke gelaufen kommt, der perfekt auf die Beschreibung von Damen passt.

Mittelgroß, braunhaarig und blauäugig.

Sobald mich der Kerl sieht, kommt er auf mich zu. "Du bist Aiden?", fragt er, und ich muss fast lachen, weil ich nicht glauben kann, wie mir der Kerl bei diesem Problem mit Rafael helfen soll. Nicht, weil er eine halbe Portion ist oder so, für sein Alter ist der Kerl wirklich in Ordnung, beinahe schon zu beneiden, doch ich sehe nichts in ihm, dass mir bei dieser Sache weiterhelfen könnte.

Ich seufze. "Ja, du musst dann wohl Kyle sein."

Kyle nickt und streckt mir seine Hand entgegen, die ich nach kurzem zögern abklatsche. "Du hast Glück, dass ich Damon noch was schuldig bin. Er meinte, du bist sowas wie ein Bruder für ihn und das du meine Hilfe brauchst."

Im ersten Moment bin ich ganz leicht berührt, weil Damon trotz allem noch zu mir hält, doch im nächsten Moment verschluckt die gähnende Leere in mir dieses Fünkchen Wärme, und ich fühle mich wieder wie betäubt. "Ja, ich frage mich da nur, wie du mir bei diesem Problem helfen könntest."

Kyle lacht, doch wird ganz schnell wieder ernst und sieht sich in der Gegend um, ehe er sich wieder zu mir dreht und vielsagend eine Braue hebt. "Ich weiß, wie schwer sowas sein kann. Aus einer Gang rauszukommen ist beinahe unmöglich. Aber ich helfe dir. Ich werde mit Rafael sprechen und werde schon was einrichten können."

Ich nicke nach einem Moment, indem ich mir seine Worte durch den Kopf gehen lasse, doch bleibe trotzdem stutzig. "Was willst du dafür?"

"Was ich will?"

"Welche Gegenleistung verlangst du? Geld oder was weiß ich was es da sonst noch für einen scheiß gibt.", erwidere ich einwenig gereizt, denn der Typ regt mich allmählich auf, mit seinem Übermut.

Gott, wie ich solche Menschen hasse.

"Ich will zunächst nichts. Falls irgendwann mal was ist, dann sage ich dir schon Bescheid und du kannst dann deine Schuld bei mir bereinigen.", antwortet er nur, was mir ganz recht ist.

Zumal ich momentan nicht bei Kasse bin.

"Okay." Ich nicke und will mich von ihm abwenden, doch Kyle hält mich im letzten Moment nochmal auf.

"Ach, und halte dich in der nächsten Zeit bedeckt. Ich muss das mit Rafael ausmachen und das könnte einpaar Tage dauern. Du kennst ihn ja. Wenn alles sicher ist, gebe ich Damon Bescheid.", bemerkt Kyle noch, doch ich höre ihm nur halb zu.

"Okay, hab verstanden." Mit diesen Worten und einem letzten Nicken wendet er sich ab, um in die entgegengesetzte Richtung zu verschwinden. In der selben Zeit mache ich mich langsam auf den Weg nach draußen und schreibe Damon dabei eine Nachricht.

Es fällt mir schwer, weswegen ich mich einfach kurzhalte und fünf Buchstaben in mein Handy tippe.

Danke.

Ich sehe mir die Nachricht an und atme ein letztes Mal tief durch, ehe ich auf senden drücke.





A/N:

Ich fange langsam wieder an aktiver zu werden, weil es einfach Spaß macht, an der Geschichte weiterzuschreiben.

Ich hoffe das freut euch genauso sehr, wie mich.

Wir lesen uns❤️

One Last ChanceDonde viven las historias. Descúbrelo ahora