7 | Gegen die Zeit

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S A R A

"Ich freue mich so sehr... ich weiß garnicht, wie ich die Wochen bis zum Prom überleben soll.", seufzt Romina, die neben mir im Bett liegt und den Kopf auf ihren Händen abstützt.

"Zwei Monate.", korrigiere ich sie angespannt.

Sie verdreht amüsiert die Augen. "Ist doch egal. Hauptsache der Tag kommt so schnell es geht. Ich bin so unfassbar aufgeregt, dass kannst du dir nicht vorstellen."

Ich schlucke den Klos in meinem Hals herunter und starre auf meine Hände, die auf meinem Schoß liegen. Es ist alles andere als schön, dass sie immer wieder anfängt über den Ball und Kyle zu schwärmen. Ich hasse es einfach ihr etwas vorenthalten zu müssen, - auch wenn es nur für ihr eigenes Wohl ist. Gut, dass versuche ich mir zumindest immer wieder einzureden.

Du tust nichts falsches, Sara.

Sie hätte in deiner Lage genauso gehandelt.

Ich nicke mir selbst zu, ehe ich mich räuspere und nach meinem Handy greife, um Emma eine Nachricht zu schreiben.

Sara: Komm endlich und vergiss deine dumme Pizza. Ich brauche deinen Beistand und zwar sofort.

Sobald ich die Nachricht abgeschickt habe, warte ich ungeduldig auf ihre Antwort, die Gottseidank recht schnell folgt.

Emma: Vergiss es. Du hast dir das selbst eingebrockt. Ich lasse mir so viel Zeit, wie ich brauche.

Sara: Ich flehe dich an.

Emma: Na gut, aber nur, weil die Pizza gerade fertig geworden ist. Ich bin in zehn Minuten da.

Ich schüttle amüsiert den Kopf.

Sara: Du bist die aller beste!

Emma: Wow, jetzt übertreibst du aber.

Grinsend sperre ich den Bildschirm wieder und sehe langsam zu Romina, die immer noch verträumt an die Decke starrt. Ich lege mich neben sie und blicke ebenfalls nach oben und versuche dabei jeden Kandidaten durchzugehen, der vielleicht noch keine Begleitung hat.

Doch es ist hoffnungslos.

Allein heute habe ich genau fünf Jungs gefragt, doch sie alle hatten bereits eine Verabredung für den Abend. Gott, ich habe mich sowas von blamiert, doch auch das ist nebensächlich.

"Willst du mir wirklich nicht sagen, wer deine Begleitung ist?", hakt Romina nach, die mich aus meinen Gedanken reißt.

Ich reiße erschrocken die Augen auf. "Nein, dass ist wie schon gesagt eine Überraschung!"

Sie zieht einen Schmollmund, ehe sie sich aufsetzt und ernst auf mich herabsieht. "Aber ich hasse Überraschungen! Ich bin so verdammt neugierig! Bitte sag es mir. Ich.. ich erzähle es Emma auch nicht, - beste Freundinnen Ehrenwort!"

Ich schließe verzweifelt die Augen. Scheiße, scheiße, scheiße! "Nein.. ich.. ich kann nicht, tut mir leid. Ihr werdet es beide dann sehen.", entgegne ich kurzgebunden.

Sie stößt einen unzufriedenen Laut aus, ehe sie ihre Arme vor der Brust verschränkt. "Eben nicht."

Ich verdrehe die Augen, sage aber nichts mehr dazu. War ja klar, dass sie nicht locker lassen würde. Romina ist eben der ungeduldigste Mensch auf Erden und sie kann es nicht ab, wenn man Geheimnisse vor ihr hat.

Ich seufze.

Sie wird es irgendwann einmal herausfinden und dann bist du dran.

"Ich komme gleich wieder. Hole uns nur schnell etwas zum Essen. Ach und Emma müsste in einpaar Minuten da sein.", rufe ich, ehe ich vom Bett springe und aus meinem Zimmer flitze, ohne auf eine Antwort ihrerseits zu warten.

Ich kann einfach nicht alleine in einem Raum mit ihr sein, ohne Gewissensbisse zu bekommen. Das ist einfach viel zu viel für mich. Warum verdammt muss es mir denn überhaupt so nahe gehen?

Ich laufe auf direktem Weg in die Küche und öffne den Schrank mit den Knabbersachen, um mir Süßigkeiten rauszuholen. Schokolade, Gummibärchen und einpaar weitere Sachen. Doch meine Lieblingskekse fehlen...

Ich presse die Lippen zusammen und kann nicht anders, als mich an den Kerl im Supermarkt zurückzuerinnern. Ein komisches Gefühl kommt in mir auf und ganz plötzlich werde ich wieder wütend. Wegen ihm bin ich jetzt auf Keksentzug. Gott, am liebsten würde ich ihn erwürgen!

Ein Gentleman würde mir die Kekse überlassen, aber er? Er zuckt nur mit den Schultern und beleidigt mich indirekt als Zicke. Oder nein, dass war eigentlich ganz direkt. Er hat gesagt und ich zitiere: Und du eine ziemliche Zicke.

Ein klingeln reißt mich aus meiner Traumwelt und ich hätte vor Schock fast die Süßigkeiten fallen gelassen. Dann, als ich realisiere, dass das Emma sein muss, sprinte ich in Richtung Haustür und reiße sie mit einem freudigen Lächeln auf.

"Da bist du ja endlich!", trällere ich und falle ihr in die Arme.

"Ganz ruhig.", höre ich sie in mein Haar nuscheln.

Ich entferne mich lachend von ihr und mache dann Platz, damit sie ins Haus kann. Sie drückt sich an mir vorbei und steuert sofort auf die Treppen zu, die sie raufsteigt. Ich schnappe mir noch schnell die Knabbersachen, ehe ich ihr hinterher sprinte.

"Wir haben genau zwei Stunden!", rufe ich in die Runde, ehe ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen lasse und die Süßigkeiten aufs Bett schmeiße.

Romina stöhnt abermals. "Kannst du das Training heute nicht einfach ausfallen lassen? Es ist eine Ewigkeit her, dass wir zu dritt Zeit miteinander verbracht haben."

Ich schüttle entschuldigend den Kopf. "Es tut mir wirklich leid, aber ich kann nicht. Meine Mutter verlässt sich auf mich und wenn sie erfährt, dass ich nicht zum Training erschienen bin wird sie mich umbringen. Nein, noch viel schlimmer. Sie wird mich wie Rapunzel einsperren und nie wieder aus dem Zimmer lassen. Außer natürlich für die Schule und fürs Training."

Sie seufzt und wirft Emma einen Blick zu, doch diese zuckt nur mit den Schultern. Ich schätze sie versteht mich. Oder aber es ist ihr einfach egal. Was genau es ist, kann ich leider nicht sagen, da sie unberechenbar ist.

"Gut, dann müssen wir das beste daraus machen.", flötet Romina, die motiviert in die Hände klatscht und dann augenbrauenwackelnd zu mir sieht. "Erzähl uns doch etwas von deinem geheimen Traumprinzen! Wie ist er so? Sieht er gut aus? Kennen wir ihn vielleicht?"

Ich beiße fest die Zähne zusammen.

Das kann ja was werden...

A/N:

Guten Vorabend meine Freunde.👩🏻‍💻

Naja, wie hat euch das Kapitel gefallen?

Emma oder Romina?

xoxo

One Last ChanceWhere stories live. Discover now