„Du kannst es mir sagen, ich bin jetzt dein Chef und eine Vertrauensperson", fügt er hinzu, als ich weiterhin schweige. Ich schaue in seine braunen Augen und sehe darin zwar den Schalk, der mir so vertraut ist und dennoch überwiegt die Besorgnis.

„Es war ein beschissener Tag, ich war gestresst und müde. Das ist alles", sage ich und sehe, wie er eine Braue nach oben zieht. Sein Blick durchbohrt mich, wissend, dass ich lüge, doch er kann mir nichts beweisen. Also soll er glauben was er will.

„Wenn es wegen unserem Streit war, du weißt, dass ich das nur gesagt habe, weil ich wütend war. Du weißt es wie man einen Mann auf hundertachtzig bringen kann, ich wollte mir ein solches Verhalten nicht bieten lassen." Jetzt redet er sich heraus, er sollte mich besser kennen, dass ich sicher nicht wegen unseres Streits so aufgelöst war. Oder hofft er es insgeheim sogar? Ich schaue ihn ganz genau an, mustere ihn von oben bis unten und frage mich, was hinter seiner feinsäuberlichen Fassade steckt. Vielleicht mehr als ich wissen sollte, schiesst es mir durch den Kopf.

„Du hast den Boss raushängen lassen, Bishop. Entschuldige dich dafür nicht. Wenn du ein Hai sein willst, dann sei auch einer. Es gibt nichts schlimmeres was einen Mann unattraktiv werden lässt, als Reue die nicht angebracht ist. Schreib dir das für unseren nächsten Streit hinter die Ohren und glaube mir, der wird mit Sicherheit kommen", sage ich, lächle ihn triumphierend an und gehe an ihm vorbei. Ich spüre seinen Blick auf meinem Rücken und sehe sein Lächeln praktisch vor mir, was mich unfreiwillig aufheitert. Vor dem Fahrstuhl bleibe ich stehen und während ich darauf warte, dass er nach oben fährt, taucht plötzlich mein ehemaliger Chef neben mir auf. Ich erschrecke, was mir peinlich ist, doch Hegers graue Augen mustern mich belustigt. Wenigstens einer der sich amüsiert, denke ich für mich und lächle ihn an.

„Eine sehr bewegende und spritzige Rede die Sie gehalten haben, Sir", sage ich, um die Stille zu durchbrechen, die sich zwischen uns gelegt hat. Noch immer schaut er mich an und erinnert mich daran an einen Goldfisch. Keine Ahnung warum und die Vorstellung daran lässt mich fast laut herauslachen, doch ich kann es mir gerade noch verkneifen.

„Vielen Dank, Willow. Ich möchte gerne persönlich mit Ihnen sprechen. Wenn Sie also Zeit hätten, dann könnten wir in mein Büro gehen", fragt er und zieht somit meine ganze Aufmerksamkeit auf mich. Das Lachen, welches sich in meinem Hals bilden wollte, ist wie weggezaubert und ich habe keine andere Wahl als zu nicken und schliesslich ihm zu folgen. Christian Heger ist ein grosser, hagerer Mann mit einem spitz zulaufenden Kinn und engstehenden Augen, die einen durch eine markante Marc Jacobs Brille anschauen, als ich mich in seinem Büro wiederfinde.

Es ist doppelt so gross wie meines und bietet zwei Eckfenster, die so viel Licht hereinlassen, dass es einen fast blendet ohne das die Sonne gross scheint. Der grosse Schreibtisch aus Marmor und der ebenso mächtige Aktenschrank der sich an einer Seite des Büros erstreckt, zeugen nicht nur von Geschmack, sondern von jahrelanger und harter Arbeit die ihn an diesen Punkt gebracht haben.

„Möchten Sie ein Glas Wasser?", reisst er mich aus meinen Gedanken. Blinzelnd nicke ich, obwohl ich nicht wirklich durstig bin. Doch einem so galanten und genialen Mann wie meinem Chef, Ex Chef will ich nicht denken, kann man nicht einmal ein Glas Wasser abschlagen. Als er mir mit einem kurzen Kopfnicken zu verstehen gibt, das ich mich setzen kann, gehe ich auf den grossen Sessel, der vor seinem Schreibtisch steh, zu und setze mich. Versinke beinahe in dem weichen Leder und versuch eine elegante Figur zu machen, doch nach all dem Mist der in den letzten Tagen passiert ist, fühlt sich das ziemlich seltsam an.

„Über was wollen Sie mit mir reden?", frage ich, als es mir zu bunt wird. Heger reicht mir ein Glas Wasser, das zur Hälfte mit Eiswürfeln gefüllt ist und setzt sich dann etwas behäbig in seinen Sessel. Das Gesicht meines Gegenübers sieht älter aus als sonst und ich merke einmal mehr, wie einen das harte Leben eines Anwalts altern lässt.

Electric Hearts verliebe dich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt