Electric Hearts verliebe dich nicht

Dex

"Max. Was machst du hier?", frage ich ihn ebenfalls. Ich schlucke. Weiss nicht wieso wir uns gerade hier, einer dämlichen Spendengala, über den Weg laufen müssen. Als hätten wir nicht schon genug Differenzen zwischen uns, so muss er auch noch Willow kennen. Ich frage mich woher sie sich kennen, und da fällt es mir wieder ein. Max ist Anwalt, genau wie sie. Wie viel Zeit seit damals vergangen ist. Zu wenig wie mir scheint.

Viel zu wenig. 

"Ihr kennt euch?" Willow sieht von mir zu Max und dann wieder zu mir. Mein ganzer Körper spannt sich an. Ich spüre wie sich meine Muskeln verhärten und ich mich immer mehr verkrampfe. Ich schaue in Max Gesicht, weiss, dass er es sagen wird. Spüre wie viel Freude ihm das bereitet. Das hat es schon immer getan, jedes Mal wenn er mich in die Pfanne hauen konnte, hatte er dieses leichte Lächeln, das seine Mundwinkel umspielte. Und genau dieses Lächeln, dieses hämische, beschissene Lächeln ziert auch jetzt sein Gesicht.

Sag es! Hau es endlich raus!

"Wir sind Brüder. Wusstest du das denn nicht?"

Bingo!

Ich schlucke und mahle mit dem Kiefer, kann nichts dagegen unternehmen. Ich spüre ihren fragenden Blick auf mir, doch ich schaue Max weiterhin an. Auch wenn ich weiss, dass ich mich beherrschen sollte, so kann ich das nicht. Nicht nach allem was gelaufen ist. Nach allem was er Mom angetan hat. 

"Wie geht's kleiner Bruder?", frage ich und spüre noch immer Willows Blick auf mir. Doch ich muss meine gesamte Kraft aufwenden ihm nicht an die Gurgel zu springen. "Gut. Danke der Nachfrage. Wie geht's Mom? Ach ja, du hast ja nicht mehr angerufen. Sie würde sich über einen Anruf ihres verschollenen Sohnes bestimmt freuen. So nennt dich die ganze Familie, ausser Dad, für den existierst du ja nicht mehr." 

Ich lache freudlos auf und atme tief durch. 

"Ich denke wir sollten Richter Miller begrüssen. Denkst du nicht auch, Max?", fragt ihn seine Begleitung. Ich schenke ihr einen flüchtigen Blick und als sich unsere Blicke kreuzen, sieht mich die rothaarige Frau leicht irritiert an, ehe sie wieder auf den Boden schaut. Ihre Hand hat sie um Max Arm gelegt, an dem sie ihn langsam umdreht. Widerwillig geht er mit, doch sein Blick ruht hasserfüllt auf mir, bis es nicht mehr geht. Ich schüttle den Kopf und reibe mir übers Gesicht. 

"Was zur Hölle, war das gerade?" Willows Stimme klingt verwirrt, anklagend, tadelnd und beinahe verzweifelt. Als hätte man ihr gerade erzählt, dass die Welt morgen untergehen würde. Ich begegne ihrem Blick und spüre das Fragezeichen das über ihr kreist, als wäre das gerade ein Mysterium das es gilt zu lösen. Dabei ist es viel simpler. 

"Ich wusste gar nicht, dass du Max kennst. Es erstaunt mich auch, dass ihr euch versteht. Denn er hatte schon immer das Talent andere blosszustellen, oder sich in Angelegenheiten zu mischen, die ihn nichts angehen", presse ich hervor und merke, wie sich ihre Verwirrung in Wut umwandelt. "Was soll das? Max ist ein hervorragender Staatsanwalt und nicht so wie du behauptest. Was zwischen euch war, ist eure Sache, aber das ist eine Gala eines netten Mannes, die ihr mit eurem Platzhirschgehabe oder was das auch immer war, garantiert nicht sabotieren werdet. Dafür werde ich persönlich sorgen", zischt sie zurück und sieht mich mit wild funkelnden Augen an.

Ich kann sie ja verstehen, aber wenn sie wüsste was ich weiss, dann würde sie es verstehen. Wenn... ich bin nicht derjenige der ihr Rede und Antwort stehen muss. Immerhin kennen wir uns noch nicht mal ein paar Tage, also verstehe ich die Aufregung nicht. "Ich bin ja schon ruhig", sage ich deshalb und hebe die Hände, als wäre sie ein Cop und ich ein Verdächtiger. Beinahe komme ich mir auch so vor, aber nur beinahe. Ich laufe ein paar Schritte durch den reichlich beleuchteten Garte, drehe mich dann aber wieder zu ihr um. Ihr Blick ruht auf mir, verletzt und verärgert. Das schlechte Gewissen will sich einstellen, doch ich habe nichts Falsches gemacht oder gesagt. Also muss es das auch nicht.