Kapitel 18

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Mein Magen verkrampft sich, sobald die Umrisse der Kolonie zu sehen sind. Seit drei Tagen sind wir nun unterwegs. Einerseits bin ich froh, dass wir endlich da sind, da ich keine Kraft mehr habe, andererseits graut es mir davor, was hinter dem großem Zaun passieren wird. Zu meinem Bedauern bot sich mir keine einzige Möglichkeit der Flucht, da ich jede Sekunde bewacht wurde und Nachts zusätzlich an Wurzeln festgebunden wurde. Je näher wir der Kolonie kommen, umso mehr Bilder kommen wieder hoch. Alles, was ich verdrängt habe, bahnt sich an die Oberfläche. ,,Hast du 0 Zuhause vermisst", raunt der Kapitän mir ins Ohr. Emotionslos starre ich einfach nur nach vorne und sehe, wie das Tor geöffnet wird. Gegen meinen Willen schiebt mich der Kapitän in die Kolonie, meine persönliche Hölle.

Mir ist unwohl, als ich im düsteren Wohnzimmer stehe und die brennenden Blicke des Kapitäns auf mir spüre. ,,Zieh die Sachen aus. Du bist mein Weib, ich dulde nicht, dass du in dieser Dreckskleidung rumläufst." Zögernd sehe ich an mir runter. ,,Mach es, oder ich mache es", droht er. Langsam ziehe ich die schöne Lederbekleidung aus und stehe nur noch in sparlicher Unterwäsche vor dem Kapitän. Grob reißt er die Sachen aus meiner Hand und wirft sie in den Kamin. Mit Entsetzen muss ich zusehen, wie die ganzen Bemühungen von Winnetous Mutter von den Flammen zerfressen werden. ,,Guck nicht so. Jetzt geh dich waschen und dann zieh dir was anständiges an." Schnell gehe ich in den kleinen Raum mit dem Waschkübel und schließe die dünne Tür hinter mir. Langsam wasche ich mir die letzen Reste von Winnetous Blut ab. Wie es ihm wohl gehen mag? Ich hoffe sehr, dass sein Stamm ihn gefunden hat und er geheilt werden konnte. Nie würde ich es mir verzeihen, wenn er es nicht geschafft hätte. Winnetou hat alles für mich getan, mich gerettet, aufgenommen und beschützt. Und als Dank bin ich weggelaufen. Ich bin ein schlechter Mensch. Vielleicht habe ich es ja verdient wieder hier zu sein.

In einem neuen Kleid stehe ich in der Wohnstube. Das Kleid ist unbequem und kratzt an jeder erdenklichen Stelle. ,,Komm her, mein Mädchen." Obwohl sich alles in mir sträubt, setzen sich meine Beine wie von selbst in Bewegung, bis ich neben dem Kapitän stehe, welcher es sich auf dem Sessel gemütlich gemacht hat. ,,Knie dich hin." Widerstrebend nehme ich die erniedrigende Position ein. Meinen Verstand habe ich längst ausgeschaltet, ich fühle mich nur noch wie eine leere Hülle. ,,Braves Mädchen. Du läufst doch nicht wieder weg, oder?" Emotionslos starre ich auf den Boden vor mir. Grob packt der Kapitän mein Kinn und zwingt mich ihn anzusehen. ,,Oder?", fragt er erneut mit einem gefährlichen Unterton. Hastig schüttel ich den Kopf. ,,Gut so. Und jetzt mach deinem Mann etwas zuessen. Dich zu finden, war schließlich anstrengend." Sofort stehe ich auf und flüchte zum kleinen Herd.

,,Jetzt mach sauber. Und dann kommst du zu mir ins Bett", sagt der Kapitän kühl und verschwindet im Schlafzimmer. Völlig entkräftet ziehe ich den Topf zu mir rüber und esse die Reste des Eintopfes. Etwas anderes bekomme ich hier sonst nicht. Dann beginne ich mir dem abspülen, lasse mir aber viel Zeit um so spät wie möglich zum Kapitän zu müssen. Als alles fertig ist verteibe ich mir noch etwas die Zeit und schaue aus dem Fenster, doch dort gibt es nicht wirklich was zu sehen. Die Kolonie liegt im Dunkeln und bis auf die Wachen sind alle Männer in ihren Häusern. Da ich dringend Scllaf brauche, wende ich mich doch vom Fenster ab und gehe in kleinen Schritten zum Schlafzimmer. ,,Da bist du ja endlich. Komm er mein Mädchen." Grinsend zieht er die Decke etwas zurück. So wie eben sträubt sich alles in mir, näher an den verhassten Mann heran zugehen, aber meine Beine gehorchen mir nicht. Erschöpft falle ich auf die harte Matratze, doch das stört mich kaum. Grinsend streicht mir der Kapitän meine Haare aus dem Gesicht. ,,So wunderschön", haucht er und kommt mit seinem Gesicht immer näher. Krampfhaft schaue ich an die Wand. ,,Jetzt bringt uns nichts mehr auseinander", haucht er und lässt dann endlich von mir ab. Zu müde um mich weiter um das Gesagte zu kümmern schließe ich endlich meine Augen um in einen erholsamen Schlaf zu kommen.

Stolen from Britain, brought to AmericaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt