27. Kapitel - "Babe, du unterschätzt mich"

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„Da bist du ja endlich.“

Jane grinst spöttisch zu den Jungs und widmet sich wieder mir.

„Komm mit, ich muss dir was zeigen.“

Ich drehe mich zu den Jungs um, die am Waldrand stehen bleiben. Sie mustern mich besorgt, bleiben aber stehen und schauen mir hinterher.

Mir ist klar, dass sie mir helfen wollen. Liam will Jane wahrscheinlich an die Gurgel springen, so wie er guckt. Aber ich muss das jetzt alleine schaffen. Ich habe noch nie Angst vor einem Mädchen gehabt. Angst im Sinne von „sie könnte mich schlagen“. Aber ich weiß nicht, was Jane alles weiß. Was weiß sie über Ms. J? Was weiß sie über mich?

Davor habe ich wirklich Angst. Sie könnte mehr wissen und genau das ist es, was ich befürchte. Jane liebt es zu übertreiben und im Mittelpunkt zu stehen. Aber sie würde nicht dieses ganze Theater hier veranstalten, wenn sie nicht wirklich was wissen würde.

„Wieso willst du mich sprechen?“, frage ich und vergrabe meine Hände in den Hosentaschen. Ein frischer Frühlingswind bläst durch den Wald und wirbelt Janes Haare auf. Sie läuft nur wenige Schritte vor mir. Ihr Hintern schwingt von rechts nach links, immer im selben Takt. Wenn ich sie so von hinten betrachte, kann ich mich schon wieder nicht schuldig fühlen, mit ihr geschlafen zu haben. Keiner könnte Jane widerstehen. Vor allem nicht so, wie sie sich bei mir verhält.

Ihr Inneres ist hässlich und eines Tages wird sie vor dem Spiegel stehen, ihrer Schönheit hinterher trauern und sich fragen, was eigentlich mit der Person hinter diesem Aussehen ist und dann wird sie erkennen, wie hässlich sie doch eigentlich immer schon war.

Diesen Moment würde ich gerne erleben. Zumindest würde es mich glücklich machen, eines Tages durch eine Straße zu laufen, jemanden kennen zu lernen, der sie kennt und mir erzählt, was für eine tolle Person sie ist. Das wünsche ich mir wirklich.

Ich denke, dass wir mit jedem Lebensjahr reifer werden, weiser und vor allem denken wir mehr über das Leben nach. Ich hoffe, dass Jane irgendwann über das wahre Leben nachdenkt, nicht bloß über ihre Welt und das, was sie damit macht.

„Ich habe eine Überraschung für dich.“

Jane dreht sich um und stemmt ihre Hände in die Hüfte. Ihre Augen funkeln böse.

„Du darfst ab sofort mein Freund sein.“

Sie lächelt, scheinbar stolz über ihren Vorschlag.

Ich lache auf und schaue zu Boden. Ich nehme eine Hand aus der Hosetasche und reibe mir über die Schläfe.

„Jane“

Ich schaue sie wieder an und schüttele meinen Kopf.

„Jane, das kann nicht dein Ernst sein.“

Jane ist dumm. Sie ist wirklich richtig dumm! Vielleicht schaffe ich es, ihre Meinung zu ändern. Hat sie überhaupt eine eigene Meinung?

„Doch, ist es.“

„Jane, hör zu.“

Ich gehe einen Schritt auf sie zu und bleibe unmittelbar vor ihr stehen. Janes ernstes Gesicht löst sich auf. Sie wirkt unsicher und spielt an ihren langen Fingernägeln. Egal welchen Plan sie hat, ich kann sie aufhalten.

Sie ist nicht echt!Where stories live. Discover now