2. Kapitel - "Wie wäre es wenn Sie mir Ihren Namen verraten?"

5.1K 246 46
                                    

2.Kapitel



„Männer sind entweder von Dummheit zerfressen oder von Arroganz. Und ist einer liebenswert, lässt er sich so leicht lenken, als hätte er keinen eigenen Verstand"

Ihre Gedanken gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich weiß, dass es ein Zitat ist, aber dennoch lässt es mir keine Ruhe. Anscheinend denkt sie wirklich so, wie Jane Austen es tat. Heißt sie deshalb Ms. J? Weil sie ein großer Jane Austen Fan ist? Oder heißt sie in Wirklichkeit Janine, Jaqueline, Jasmin?
Kein Ahnung wie noch. Welches Mädchen kenne ich, deren Name mit J beginnt? Allein in meiner Klasse wären es schon drei! Da hätten wir Jane, Julia und Julian. Der ist so schwul, dass man ihn schon als Mädchen zählen kann. Zu der Liste kommen noch die Schüler aus den Kursen, aus den Klassen unter und über mir. Es kann hunderte Mädchen mit J auf meiner Schule geben. Doch wie könnte ich Ms. J finden? Will ich sie überhaupt finden? Sie ist sicherlich eine Leseratte. Oder sie ist total heiß und ich ärgere mich später darüber, dass ich nicht sofort nach ihr gesucht habe.

„Harry, wenn du nicht sofort aufstehst, musst du zur Schule laufen!", schreit mein Vater zum hundertsten Mal für heute. Ich rolle mich aus dem Bett und gehe ins Badezimmer. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Ständig kam mir ein neuer Gedanke, was ich ihr zurück schreiben könnte, doch jedes mal, wenn ich was gutes hatte, fand ich etwas daran auszusetzen.
Ich ziehe meine Klamotten an, putze meine Zähne und gele meine Haare hoch.

„Dieser Junge würde jeden Morgen zu spät kommen, wenn..."
„Können wir?", frage ich meinen Dad und werfe mir die Jacke über. Er steht vom Küchentisch auf, küsst die Wange meiner Mutter und geht zur Garderobe.
„Harry, im Leben wird nicht immer alles und jeder auf dich warten!", sagt mein Vater. Ich nehme das Brot, das schon für mich bereit liegt und verdrehe die Augen. Jetzt kommt wieder eine Moralpredigt darüber, dass ich mich nicht so schleifen lassen soll. Aber so lange ich noch Schüler bin, will ich mein Leben auch genießen!
„Stell nichts an, ja?"
Meine Mutter streichelt mir über die Schulter und geht den Flur entlang zum Badezimmer.
„Kommst du endlich?"
Ich werfe mir meinen Rucksack über und folge meinem Vater zu seinem Auto. Es wird Zeit, dass ich endlich mein eigenes Auto bekomme. Den Führerschein hab ich schon seit über einem Jahr in der Tasche. Mit 17 hatte ich ihn schon, durfte aber nur in Begleitung meiner Eltern fahren. Jetzt bin ich 18 und das Ganze nützt mir nichts. Ich setze mich auf den Beifahrersitz und muss die schreckliche Musik meines Vaters ertragen. Dazu kommt noch seine Moralpredigt.
Ich bin froh, dass die Schule nur zehn Minuten entfernt liegt und ich schnell von ihm flüchten kann.
Niall und die anderen stehen bereits am Eingang und warten auf mich.
„Yo, wo warst du so lang?", fragt Zayn mich und gibt mir die Hand. Auch mit den anderen mache ich unseren gängigen Handmove, den wir uns in der fünften Klasse mal ausgedacht hatten.
„Hab verschlafen.", brumme ich und laufe die Treppen hoch. Die Vier folgen mir lachend.
„Oder im falschen Bett aufgewacht.", lacht Liam. Ich stoße die Tür auf und laufe durch den geheizten Flur.
„Ne ne. Ich war die Nacht schön Zuhause in meinem eigenen Bett.", erwidere ich grinsend und schließe meinen Spind auf. Niall, dessen Spind direkt neben meinem ist, schaut mich kritisch an.
„Warst du auch allein oder hattest du Unterhaltung?"
Ich schließe meinen Spind wieder und drehe mich zu ihnen.
„Nein! Ich habe gestern Abend mit meinen Eltern zu Abend gegessen und danach bin ich allein in mein Bett schlafen gegangen.", erkläre ich ihnen. Schlafen kann man das nicht wirklich nennen. Die Geräuschkulisse, die auf dem Flur herrscht, bereitet mir Kopfschmerzen. Ich sehne mich nach einer Aspirin und meinem Bett.

In wenigen Minuten beginnt der Unterricht. Ich habe keine Lust auf zwei Stunden Deutsch. Ich kann der Lehrerin wahrscheinlich mehr über Literatur erzählen, als sie mir. Mein Blick schweift zum Klassenraum. Jane steht mit ihrer Clique davor und kichert. Ihre Augen sind auf Julian und ein Mädchen gerichtet. Typisch. Für Jungs, die nichts mit ihr anfangen können, hat Jane nichts übrig. Die Jungs gehen auf den Klassenraum zu. Ich folge ihnen stumm und höre ihrem Gespräch über den Super Bowle zu.
„Morgen Zayn. Morgen Niall. Morgen Liam. Morgen Louis.", höre ich Jane sagen und bleibe stehen.
„Harry," Ich schaue zu Jane, die näher zu mir kommt. „ich hoffe du hast gut geschlafen."
Sie streift mein Ohr mit ihren Lippen und schaut zu ihren Mädels. Wahrscheinlich vergöttern sie Jane für ihre Aktion, die ganz klar nach Aufmerksamkeit ruft.
„Mh."
Sie lacht und schaut über meine Schulter hinweg.
„Schau dir doch mal die Zwei da an. Wie die aussehen.", lästert Jane.
Ich drehe mich um und schaue direkt in Julians Augen. Ich mag ihn, er ist irgendwie witzig. Das Kichern der Mädels ist wohl bis zu ihnen gedrungen. Sein Gesichtsausdruck ändert sich. Er sagt irgendetwas zu dem Mädchen, das bei ihm steht. Dieses schaut kurz zu uns und blickt dann wieder schüchtern zu Boden. Ich hasse, was Jane mit dem Selbstbewusstsein schwächerer Leute macht.
„Hey Julian!", rufe ich und er schaut wieder zu mir. Wahrscheinlich erwartet er irgendeinen blöden Spruch. Ich hab das Gefühl, dass der ganze Flur uns zuhört und alle Augen auf uns gerichtet sind. Ich gehe auf die beiden zu und lächele Julian an. Er zittert, während das Mädchen immer noch nicht aufgesehen hat und mit ihren Fingern spielt.
„Kannst du mir mal wieder mit Mathe helfen? Wir hatten doch letzte Woche dieses eine Thema, das auch in der Arbeit dran kommen wird, und ich hab keine Ahnung, wie es funktioniert."
Die Schüler reden wieder. Anscheinend habe ich es geschafft, die Aufmerksamkeit von den beiden zu lenken. Julian schaut mich dankbar an.
„Pff, wieso muss er immer den Ritter spielen?", höre ich Jane ihre Mädels fragen. Wäre ich nicht Nummer eins auf ihrer "Heiße Jungs" - Liste, wäre ich wahrscheinlich ihr einziges Opfer. Doch sie kann mich nicht vor ihren Mädels schlecht machen. Selbst wenn sie es tun würde, es wäre mir egal.

Sie ist nicht echt!Where stories live. Discover now