10. Kapitel - "Ich bevorzuge es, ungesellig und wortkarg zu sein"

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Ich warte und warte. Es kommt keine Antwort und wahrscheinlich ist das auch gut so. Ich kann nicht schon wieder süchtig nach ihr werden. Es wäre doch verrückt, wenn es schon wieder passieren würde.

„Lies das Buch und du wirst verstehen, was ich meine."

Ich lächele und klappe meinen Laptop zu. Ich verstehe sie wahrscheinlich wirklich, nachdem ich das Buch gelesen habe. Aber wieso verstehe ich Ms. J besser als alle anderen? Wieso drängt sich der Gedanke an sie ständig in meinen Kopf, aber verschwindet nicht mehr? Wieso hat eine Fremde so viel Macht über mich?

Ich lege mich seufzend zurück. Wenn ich ein Buch schreiben würde, würden alle Charaktere die Person bekommen, die sie sich wünschen.

Meine Augen fallen zu.

Jeder käme mit der Person zusammen, die er liebt.

„Das kannst du mir nicht antun!", schreit Kim mich wütend an und wirft ein Kissen nach mir. Ich lache und schließe die Tür.

„Ach komm schon. Jane war ein guter Zeitvertreib. Du hättest ja mitmachen können." Ich gehe auf Kim zu und lege einen Arm um ihre Hüfte.

„Du bist widerlich.", ärgert sie sich.

„Shh." Ich berühre mit meinem Finger ihre Lippen. Sie schmunzelt und legte ihre Lippen auf meine.

Ich schrecke auf und schaue mich verwirrt um. Alles nur ein Traum. Mein Atem geht schnell. Ich drehe mich zu meinem Nachttisch und schaue auf mein Handy. Wenn ich jetzt aufstehe, könnte ich noch duschen gehen und in aller Ruhe frühstücken.

Ich grummele und gehe schleppend zu meinem Kleiderschrank. Doch anstatt ins Bad zu gehen, ziehe ich mich in meinem Zimmer um und setze mich an meinen Schreibtisch. Ich fahre mir müde durch die Haare und schaue mich in meinem Zimmer um. Es hat sich so viel verändert. Früher standen Actionfiguren in dem Bücherregal, anstatt Bücher. Auf dem Boden lag ein Teppich in Form eines Dinosauriers. Jetzt liegen Kleider auf dem Boden.

Manche sagen, dass das Leben leichter war, als man ein Kind war. Ich sehe das nicht so. In meinem Leben war noch nie etwas wirklich schwierig. Klar, hier und da ist es in der Schule anstrengend, aber ich musste noch nie für Essen sorgen oder sonst was.

Vielleicht sollte ich mich mal an den Gedanken gewöhnen, irgendwann hier auszuziehen und mein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ich will später auf jeden Fall etwas mit Büchern machen. Aber um Autor zu werden bin ich zu unkreativ.

Wie würde ich aussehen, mit vierzig Jahren in einem Schaukelstuhl? Ich grinse und stehe wieder auf. Am liebsten würde ich jetzt schon eine Frau haben, mit der ich meine Zukunft aufbauen kann.

Aber nicht eine wie Kim oder Jane. Es ist schon gruselig genug, dass ich von den beiden träume. Na ja, der Traum verlief ja ganz gut, bis Kim Jane und mich erwischte und auf eifersüchtige Freundin gemacht hat. Wieso träume ich so einen Scheiß?

Ich hoffe nur, dass Kim nicht wirklich in mich verknallt ist. Aber das kann eigentlich nicht sein. Sie liebt Mark so abgöttisch, dass sie ihm sogar die ganzen Seitensprünge verzeiht. Aber das ist nicht mein Problem.

Ich stelle mich vor den Spiegel und style meine Haare in alle Richtungen. Ich schleiche ins Badezimmer und putze meine Zähne. Ein bisschen Deo, ein bisschen Haargel und ein bisschen Parfum. Perfekt.

Ich gehe zurück in mein Zimmer und schalte meinen Laptop an. Ich habe noch über eine halbe Stunde Zeit. Ich frage mich, warum meine Eltern noch nicht wach sind.

Ehe ich mich versehe, bin ich schon wieder bei Date me eingeloggt. Wie erwartet habe ich keine neue Nachricht, schließlich habe ich nicht auf ihre geantwortet.

Sie ist nicht echt!Onde as histórias ganham vida. Descobre agora