„Mel?"
„Hm?"
„Willst du mir nicht mal erzählen, wieso du gerade deinen Kugelschreiber vergewaltigst und aussiehst, als ob dir die größte Laus aller Zeiten über die Leber gelaufen ist?", fragte mich Nele und ließ mich umgehend in meinem unbewussten Spiel mit dem Kugelschreiber innehalten, allerdings sah ich nicht zu ihr und erwiderte nichts. „Irgendetwas ist bei dir am Wochenende vorgefallen, ich komme nur nicht darauf was", sinnierte sie weiter und schien nicht mit einer Antwort zu rechnen. Ich seufzte. Was würde es schon schaden ihr davon zu erzählen?
„Ich war am Wochenende bei Benedict", sagte ich mit fester Stimme und starrte weiter vor mich hin, bis exakt die Reaktion kam, mit der ich gerechnet hatte. Nele wurde beinahe hysterisch.
„Was? Wirklich? In London?", fragte sie so hektisch, dass ich es sofort bereute, dass ich ihr überhaupt davon erzählt hatte – ich ignorierte ihren Anfall einfach so gut es ging.
„Er hat nie auch nur mit einem Wort erwähnt, dass er eine Freundin hat, Nele. Ich fühle mich wie die größte Idiotin! Ich meine... klar, er ist ein sehr herzlicher Mensch, aber wer sagt denn bitte wenn er mit einer anderen Frau alleine unterwegs ist nicht direkt am Anfang, dass er vergeben ist? Er wusste doch, dass ich ihn nicht kenne, woher hätte ich es also wissen sollen? Und überhaupt... War sein Verhalten wirklich rein freundschaftlicher Natur? Scheiße, Nele, er ist so verdammt kompliziert! Bei jedem anderen Kerl hätte ich gesagt... Fuck, fuck, fuck! Wieso habe ich aber auch versucht ihn zu küssen! Ich meine... was stimmt denn bitte nicht mit mir? Er ist vergeben und... wir sind einfach nur Freunde, auch wenn in ihrer Beziehung definitiv irgendetwas im Argen liegt, aber das geht mich eigentlich ja auch überhaupt nichts an und ich..."
„Stopp! Mel, atme! Du musst zwischendurch auch mal Luft holen!", unterbrach mich Nele abrupt und mitten im Satz, während sie mich an beiden Handgelenken packte und mich auf meinem Drehstuhl erst einmal zu sich wendete. Ich befolgte ihren Rat, schloss kurz die Augen und holte dann so tief Luft wie ich nur konnte. Es war mir peinlich so ohne Punkt und Komma zu brabbeln, aber genau das passierte eben, wenn ich verwirrt war oder mich über etwas aufregen musste. „Also, Zusammenfassung: Du hast dich in Benedict Cumberbatch verguckt?"
Wieso musste sie mir als Erstes ausgerechnet diese Frage stellen? Immer wieder hatte ich seit meiner Rückreise darüber nachgedacht und auch wenn es mich erschreckte, gab es im Endeffekt nur eine Antwort darauf.
Ich nickte.
Neles Augen wurden noch um ein ganzes Stück größer.
„Okay, dann sage ich nur: Herzlich willkommen im Club!", sagte sie und grinste mich breit an, was ich jedoch nicht erwidern konnte – sie wurde wieder ernst. „Und du wusstest echt nicht, dass er eine Freundin hat? Und das schon seit einer ganzen Weile?"
„Habe ich das nicht gerade gesagt?"
Nele schüttelte seufzend den Kopf.
„Wenn du einmal auf dem Laufenden wärst, hättest du dir damit ganz schön viel ersparen können, Süße."
„Das weiß ich doch! Aber selbst als ich es dann wusste... Es hat nicht mehr viel gefehlt, Nele, und er hat sich wirklich erst in der allerletzten Sekunde von mir distanziert."
Neles Augen wurden noch um ein Vielfaches größer. Vermutlich war sie es jetzt, die vergaß zu Atmen.
„Scheiße", fing sie jetzt auch an zu fluchen, obwohl wir beide nicht die Art von Menschen waren, die unter normalen Umständen viele Schimpfwörter benutzten, aber das hier war ja auch definitiv keine gewöhnliche Situation. „Bist du dir da sicher?"
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Between The Lines // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]
Fanfiction🏆 Platin Award 2019 Gewinner 🏆 Melanie führt ein einfaches, ereignisloses Leben. Sie arbeitet in einem Reisebüro an einem kleinen regionalen Flughafen und beneidet die Leute, die die Welt erkunden. Ihr überschaubares Leben wird allerdings vollends...
10. Kapitel: Wieso hast du nichts gesagt?
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