"Dummkopf. Du hast nicht nur mir weh getan. Ich weiß nicht, was sie heutzutage in der Schule beibringen, aber das sollte zum Grundstoff gehören", murrte A'kebur. "Und das andere: Meinst du wirklich, dass du Etiennes Platz einnehmen konntest? Wenn ja, dann gehört dazu wohl mehr als nur verbal Anspruch darauf zu erheben. Du bist und bleibst nur Etiennes Erbe. Aber ich bin nicht im Erbe eingeschlossen."

Tiaren schüttelte den Kopf. "Ich will niemandes Platz einnehmen außer meinen eigenen, und wäre es nach mir gegangen, hättest du einen neuen Partner an deiner Seite, deinen Frieden und mich vergessen. Das wäre das Beste, auch wenn es mir nicht passt. Aber darum geht es hier nicht. Ich hatte die Wahl, dich sterben zu lassen oder dir zu helfen, und damit sieht mein Egoismus ziemlich selbstlos aus."

A'kebur zuckte mit der Schulter und blickte wieder nach draußen. Tiaren konnte jetzt auch sehen, was er dort betrachtete: Es war ein Vogelnest, welches auf einem Ast gegenüber klemmte und es gab Junge, die fast flügge waren und sich an ihren ersten Schritten versuchte, dass Nest zu verlassen. "Du hast Glück in deinem Egoismus. Deine Tat hat manche Erinnerungen ausgelöscht und vieles geglättet. Ich kann dir nicht einmal böse sein. Ich war nur sauer, weil du einfach entschieden hattest, was das Beste sei. Das ist es auch, was mich davor warnt, dich als Gefährten zu akzeptieren. Du entscheidest allein, du kämpfst allein und du tust so, als würdest du allein die Konsequenzen dafür tragen. Etienne und ich haben viele Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass das nicht so geht. Du hingegen bist noch zu jung, um Erfahrungen gesammelt zu haben."

Nur Tiarens Training hielt ihn davon ab, grün anzulaufen. Er knüllte jedoch die Bettdecke zwischen seinen Händen und wünschte sich plötzlich irgendeine Waffe. "Hätte ich dich vorgewarnt, hätte es nicht funktioniert oder du hättest es mir ausreden wollen. Aber bei allem Respekt vor deiner langen, wertvollen Erfahrung, Captain: Du hast mich bequem in deinen Hinterkopf geschoben, nachdem du mit etwas Abstand zu der Feststellung gekommen bist, dass ich nicht akzeptabel bin. Nur als es nicht vermeidbar war, hast du mich als möglicherweise nützliches Werkzeug nach Romulus genommen. Danach wäre ich wieder vergessen gewesen und alle sieben Jahre hättest du dich widerwillig erinnern müssen. Zwei Nächte um der Biologie willen und du wärst wieder weg gewesen. Also sag mir nicht, dass ich diese Entscheidung allein getroffen hätte. Ich habe Konsequenzen gezogen."

A'kebur musterte ihn und nickte dann. "Ja", sagte er schlicht. "Ich habe von dir geträumt. Das weiß ich noch. Und dein Gesicht wurde zur Fratze. Deine Gedanken zu Waffen. Deine Gefühle zu Gift. Auf einmal waren sie da und ich konnte mich nicht dagegen wehren. Ich habe Vergessen gesucht, um den Träumen die Kraft zu nehmen. Ich habe dich abgelehnt, um dich nicht in meiner Nähe zu haben. Aber du irrst dich, was Romulus angeht: Ich wollte dich nicht dabei haben. Und Grunde auch nicht deinen Bruder, weil ihr beide dort den Tod hättet finden können. Das war nicht das Ziel. Das Ziel war der Friedensvertrag und der Tod von Toran. Ultimativ."

"Beides ist erreicht", erwiderte Tiaren leise. Ihm war kalt, kalt vor hilfloser Wut. "Und entschuldige, dass ich dir das Leben gerettet habe. Wird nicht wieder vorkommen."

A'kebur trat zu ihm und zwang ihn dazu, ihn anzusehen. "Du bist und bleibst ein Dummkopf, fürchte ich. Schau an, was du von mir empfängst und dann sage das noch einmal, was du eben gesagt hast."

Tiaren konnte nicht anderes, als zuzuhören. A'kebur hatte ihn tatsächlich nicht mitnehmen wollen, um ihn zu schützen. Aber was hieß das? Ein Gefährte, mit dem man verbunden war, machte angreifbar und verletzlich; natürlich wollte A'kebur ihn aus der Schusslinie haben. Es war ganz normal und hatte mit ehrlicher Sorge wenig zu tun. Es gab auch andere Gründe, aber im Zweifel mit weit weniger Bedeutung. "Darum geht es nicht", wehrte Tiaren ab, "aber ich würde gern wissen, was du jetzt erwartest. Noch einmal können wir nicht zurück, du hast mich wieder am Hals."

Borderlands *Buch 8 - Der SturmМесто, где живут истории. Откройте их для себя