Borderlands VIII - Seite 05

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Tiaren hatte plötzlich Angst. Sie war eiskalt, vollkommen irrational und so plötzlich, dass er zusammenzuckte. Instinkt und Unterbewusstsein mochte eine Sache sein, aber er wusste nicht, wie A'kebur ganz bewusst auf ihn reagieren würde. Würden diese blauen Augen nur wieder vor Hass und Verachtung sprühen und ihn diesmal endgültig verdammen?

Die Vorstellung war grauenhaft für Tiaren, der so gut wie nie in seinem Leben Angst gehabt hatte, weder vor Schmerzen noch vor dem Tod.

A'kebur bewegte sich unruhig und unterbrach die kreiselnden Gedanken und Gefühle. Er rückte näher und drückte die Hand stärker, als wollte sie Zuversicht vermitteln. Noch immer war A'kebur wärmer als normal, was wohl hieß, dass es noch nicht vorbei war. Tiarens Magen verkrampfte sich und er verfluchte seine Zaghaftigkeit. Jeden Gegner würde er voller Mut und mit Zuversicht begegnen, ihn besiegen und stolz darauf sein. Dieser Mann hier jedoch sah in seine Seele, berührte sie und konnte ihn mit einem einzigen Wimpernschlag zerstören. Aber A'kebur rückte näher, wortlos, schlafend und ließ das Band, welches sie erneute verband, aufglühen. Es war kühlend in der Hitze, wärmend in der Kälte.

Wortlos vermittelte es Vertrauen, Verlangen, ein tiefes Sich-Kennen auf einer Ebene, auf die keiner der beiden wirklich bewusst Zugriff hatte und die sich dem Verstand entzog.

Tiaren wurde sich bewusst, dass er die ganze Zeit wie von selbst mit den Fingern durch A'keburs Haare gekämmt hatte und plötzlich damit aufgehört hatte. Sanft nahm er die Bewegung wieder auf. Auch wenn der Boden alles andere als bequem war, störte es ihn nicht. Der Park schien ihnen zu gehören, und ein sanfter Wind ließ die Blätter rascheln. Es war fast unwirklich.

Und ehe Tiaren noch darüber nachgedacht hatte, hatte er A'kebur erneut geküsst, ganz sanft nur, um ihn nicht zu stören.

Beinahe hätte er das diskrete Räuspern überhört. Tiaren sah böse über seine Schulter. Es war Lakon. Er hatte einen Tricorder in den Händen und schien vielleicht nicht sonderlich glücklich, aber auch nicht übermäßig besorgt. "Sir", murmelte er steif, "würden Sie bitte das A'kebur injizieren? Und dann würde ich eine diskretere Umgebung empfehlen." Er zog ein Hypospray hervor und trat näher. Wenn er etwas sah, was ihm unangenehm war, so ließ er es sich jetzt nicht anmerken. Er ließ nur das Hypospray fallen, und mied jede Berührung A'keburs oder Tiaren. Dann zog er sich wieder zurück.

So unerfreulich die Störung auch war, Lakon hatte recht. Tiaren angelte sich das Hypospray, begutachtete es und beschloss dann, dass Lakon nur besorgt um sie war. Vorsichtig entlud er es an A'keburs Arm. Jetzt war nur die Frage, wie sie in besagte diskretere Umgebung kommen sollten. So oder so musste er A'kebur wecken. Wortlos schickte er die Frage an seinen Gefährten.

Die erste Reaktion war Unverständnis, dann erwachte jedoch A'kebur und blinzelte ihn an.

Tiaren wusste nicht, ob er etwas sagen sollte und wenn ja, was angesichts der leicht verwirrt blickenden blauen Augen, die ihn musterten. Schließlich versuchte er es mit dem Nächstliegenden. "Wir sollten woanders hingehen", schlug er leise vor.

Erst in diesem Moment schien A'kebur ihre Umgebung wahrzunehmen. "Wo ...?" Er erhob sich schwerfällig und verzog das Gesicht, als seine Muskeln sich verkrampften.

"Ein Park in Washington. Dein Onkel hielt es für eine gute Idee." Tiaren richtete sich ebenfalls auf und merkte, wie sein Körper protestierte. Er ignorierte es.

"Mein Onkel ..." A'kebur setzte und musterte Tiaren. "Du kannst sehen", stellte er fest und wirkte zufrieden dabei.

Tiaren nickte erleichtert. Er hatte einen Wutanfall oder eine eiskalte Abfuhr erwartet. "Ja, seit einem Jahr wieder."

"Das ist gut", A'kebur zupfte ein Blatt aus seinem Haar. "Das Ponfarr", murmelte er, "Mein Onkel ist deshalb hier. Ich erinnere mich nicht."

"Er hat dich hergebracht und mich benachrichtigt." Tiaren sprach leise; noch immer traute er dem Frieden nicht. Er stand langsam auf.

Borderlands *Buch 8 - Der SturmWhere stories live. Discover now