S E C H S | Unglück

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Nachdem ich einen Einkaufswagen genommen hatte und mir fest vorgenommen hatte nicht zu viel zu kaufen, da ich ja alles mit Muskelkater noch nach Hause zurücktragen musste, durchlief ich jeden Gang und der Inhalt des Wagens wurde dennoch voller. Immer wieder stellte ich fest, dass ich dieses und jenes noch dringend brauchte.

Seufzend stellte ich an der Kasse fest, dass es doch um einiges mehr geworden war als ursprünglich geplant. Mir graute es bereits jetzt vor dem Heimweg und ich versuchte die Sachen einigermaßen gleichmäßig auf die beiden Beutel zu verteilen. Nachdem ich anschließend noch beim nächsten Bäcker ein paar Brötchen gekauft hatte und versuchte sie möglichst ohne Quetscherei noch in den Stoffbeutel zu packen, machte mich langsam auf den Heimweg.

Als dann nach etwa der Hälfte der Strecke mein Handy klingelte, stellte ich genervt und auch ein wenig überfordert die Taschen auf dem Boden ab, sodass sie nicht umfielen und ging ran.

„Man Nea. Wo steckst du?! Ich stehe hier vor dem Haus, keiner öffnet mir und es ist kalt", wurde ich direkt angemotzt.

Verwundert nahm ich das Handy vom Ohr und kontrollierte schnell ob die Nachricht abgeschickt worden war- sie wurde es.

„Du Nev, dass tut mir total leid aber ich hatte dir eine Nachricht geschickt und war einkaufen, da ich, wie du dir denken kannst, nichts im Haus habe", entschuldigte ich mich bei ihr, klemmte mir umständlich das Handy zwischen Ohr und Schulter, schnappte mir die Taschen und beeilte mich nach Hause zu kommen.

Auch wenn ich auf dem Weg ein paar Mal die Taschen absetzten musst, um meine schmerzenden Arme zu entlasten oder um nach kurzer Zeit das Telefonat mit Nev zu beenden, erreichte ich das Haus um einiges schneller als auf ich auf dem Hinweg für den Weg gebraucht hatte.

Jedoch fand ich vor der Tür keine ungeduldig wartende Nev. Als ich den Fahrstuhl, den ich erneut nur widerwillig nutzte, verlassen hatte, erblickte ich sie immer noch nicht.

„Hey, Corazon", ihre sanfte und beruhigende Stimme hallte ein wenig im Treppenhaus und mit einem Lächeln drehte ich mich um. Den Schlüssel, mit dem ich gerade aufschließen wollte, ließ ich in der Tür stecken und umarmte erst einmal meine beste Freundin.

„Hey, Süße. Schon, dass du so spontan vorbeikommen konntest", flüsterte ich ihr ins Ohr und hoffte inständig, dass sie merkte wie unglaublich dankbar ich für ihren Besuch war.

„Kein Problem, bist ja schließlich mi Corazon", gab sie mit einem Lächeln zurück und entfernte sich aus meinen Armen.

„Na dann zeig mal dein Schmuckstück von Wohnung", forderte sie mich auf die Wohnung aufzuschließen. Ich merkte keinerlei Enttäuschung oder Anschuldigung in ihrem Verhalten, weil ich sie sitzen gelassen hatte.

„Ich glaube ich ziehe um", sagte sie als sie im Flur stand und direkt in den Wohn und Kochbereich sah, „du hast doch bestimmt noch irgendwo Platz für mich."

„Für dich immer, Maus, nur denke ich, dass Erasmus das weder zulassen wird, noch dass hier Platz für euch beide ist", musste ich ihren Wunsch lachend abschlagen.

„Ich würde ihn auch nie verlassen, selbst für so eine schöne Wohnung nicht", sagte sie voller Inbrunst und im Brustton der Überzeugung. Und auch wenn mir klar gewesen war, dass es nur in Scherz ihrerseits gewesen war, hätte ich nicht wirklich etwas gegen eine WG mit ihr gehabt. „Schließlich ist er meine Liebe und mein Leben. Mi amore", verträumt sah sie in die Luft und das Glitzern in ihren Augen und die leicht geröteten Wangen, zeigten mir erneut, dass er der eine, der richtige für sie war.

Wehmütig seufzte ich auf und träumte- mal wieder- davon, dass ich eines Tags auch so sehr geliebt werde, wie sie ihren Erasmus liebt. Aber erst nach meinem Studium, rief ich mich zur Besinnung.

fleur de cerisier //Where stories live. Discover now