O S I E M

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Ich weiß nicht, wie viele Minuten an mir vorbeigestrichen sind. Auf jeden Fall müssten es eine Menge gewesen sein, denn ich merke, wie die Augenlider nach und nach immer schwerer werden und drohen, zuzufallen. Ich muss etwas Mühe aufbringen, um im wachen Zustand zu sein. Aber irgendwann habe ich mir diese Mühe erspart, habe mich der Müdigkeit hingegeben. Ich denke, es wird so langsam Zeit, zu Bett zu gehen.

Ohne ein lautes Geräusch zu verursachen, schiebe ich mich von der Couch. Richte mich auf und werfe meiner Schwester einen nachdenklichen Blick zu. Zoë hat sich hingelegt, einen Arm unter dem Kopf geschoben. Die blonden Haare sind ihr zum Teil in das Gesicht gefallen. Ich neige etwas den Kopf zur Seite und mustere sie. Ihr Brustkorb hebt und senkt sich langsam, und ich kann ein leises Schnarchen hören. Ist sie etwa eingeschlafen? Ich setze einige Schritte zu ihr und spähe zu ihrem Gesicht.

Tatsächlich. Sie ist in den Schlaf gefallen. Ihre Augen sind geschlossen, und gleichmäßige Atemzüge werden betätigt. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf die Lippen. Ich wende den Blick von meiner Schwester ab, greife nach der Fernbedienung und stelle den Fernseher ab. Augenblicklich breitet sich die Stille aus. Nein, das stimmt so nicht. Es ist nicht vollständig still. Zoë schnarcht leise.

Ich entferne mich mit langsamen Schritten von ihr und verlasse anschließend das Wohnzimmer. Steuere die Treppe an, welche nach oben führt. Irgendwie fühlen sich die Glieder schwer an. Nicht so schwer wie Blei. Immerhin kann ich noch vernünftig die Schritte setzen. Eine Hand legt sich auf das glatte Geländer, und ich gehe die einzelnen Stufen hoch. Das übliche Knarzen des Holzes ertönt. Das schwache Lächeln erlischt. Ich habe die Treppe hinter mir gelassen und nähere mich nun meinem Schlafzimmer. Jedoch stoppe ich vorher und wende den Kopf zu der Treppe hin. Will mich so vergewissern, dass Zoë auch wirklich schläft. Stille. Nichts ertönt. Meine Schwester wird wohl die Nacht auf der Couch verbringen.

Ich drücke die Tür auf und betrete das Schlafzimmer. Schließe hinter mir die Tür und gehe automatisch zu dem Bett. Je mehr ich mich diesem nähere, desto mehr Bilder tauchen in meinem Kopf auf. Ehe ich mich auf die Bettkante setzen kann, herrscht in meinem Kopf ein verrückter Sturm. Ich stoße ein sehr leises Knurren aus und balle die linke Hand zur Faust. Ich werde diese Bilder wohl nie aus meinem Kopf löschen können. Sie werden so lange vorhanden bleiben, bis diese Blondine auf diesem Bett liegt. In anziehender Reizwäsche, welche mich ohne Weiteres von meinem Willen drängt.

Kaum stelle ich mir das Bild vor, rennen Schweißperlen von meiner Stirn. Ich schlucke leise und spüre, wie sich der Herzschlag erhöht. Wie ein elegantes Tier würde sie auf dem Bett liegen, die prächtige Oberweite hinter einem dünnen und knappen BH, welcher förmlich dazu verführt, grob entfernt zu werden. Ich würde mich auf sie stürzen, ihren Hunger stillen. Sie zum Betteln bringen. Jedes erdenkliche Geräusch aus ihr holen.

Ein sanftes Beben erfüllt meinen Körper. Ich starre das leere Bett an. Male mir verschiedene Vorstellungen aus. Sie erschweren es mir, Geduld zu bewahren. Ich kann es kaum noch. Eine hungrige Flamme brennt in mir, nur die Blondine kann sie vollständig ersticken. Sie kann mich ruhig stellen. Warum kann sie es nicht jetzt tun? Gerade jetzt brauche ich sie sehr. Sie muss mir schleunigst diese Bilder aus dem Kopf nehmen.

Ich zwinge mich, mich auf dem Bett niederzulassen. Ein angenehmer Schauder läuft durch mich, ich stemme die Hände auf die weiche Matratze. Ich kann dieses Alleinsein nicht mehr ausstehen. Ausgerechnet jetzt sehne ich mich nach einer Partnerin. Ich brauche irgendjemanden, der mir eine Ablenkung verschafft.

„Keine Ahnung, wie oft ich das schon gesagt habe", starte ich ein Selbstgespräch und beginne, mich vollständig auf das Bett zu schieben. Ich schlüpfe nicht unter die Decke, bleibe eher auf ihr liegen. „Aber ich werde ihr morgen einen Besuch abstatten. Fuck, ich kann echt nicht mehr warten." Ich drehe mich auf die Seite, strecke eine Hand aus und schalte schließlich die Lampe aus. Dunkelheit überflutet mich.

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