Chapter 13

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Geschockt blicke ich auf mein Bett. Auf mein Bett, auf dem eine gewisse Person hockt.

Eine gewisse Person, namens Alice, die mich schon völlig in ihrem Element anblickt.

„W-Was tust du hier?" stottere ich vor mich hin.

„Hm, du konntest vorhin so schön abschleichen, da dachte ich es ist noch nicht genug."

Langsam kommt sie auf mich zu, und blickt mir verachtend in die Augen. Ebenso langsam trete ich Schritt für Schritt zurück, bis ich die kalte Tür an meinem Rücken spüre, die ich vorhin gerade geschlossen habe.

War wohl ein Fehler. So wie das alles hier. So wie mein Leben, wie ich.

„Ach bleib doch hier, Schwesterherz." grinst sie zuckersüss.

Auf einmal gehen ihre Mundwinkel runter und sie lässt es mit der scheinheilig Tuerei.

Auf einmal spüre ich den ersten Schlag auf meiner Wange. Sie pocht, sie schmerzt. Qualvoll zische ich auf, und sacke bei einem Tritt in die Magengrube zusammen.

„Ach komm, kannst du etwa schon nicht mehr?"

Am Liebsten würde ich sie anschreien, ihr sagen: „Ich kann schon lange nicht mehr. Schau, was ihr Tag für Tag mit mir macht, wie ihr mich zerstört. Als wäre es nicht schon genug, dass Harry gestorben ist, mich allein gelassen hat, und ich auch noch der Grund dafür war. Ach nein, ihr müsst mich jeden verdammten Tag fertig machen, mir zeigen, wie wenig ich wert bin. Verdammt, als würde ich es nicht selbst wissen. Ach, und als würde das nicht reichen, geht es Zuhause weiter, immer und immer weiter. Jeden Tag muss ich tausende von Schlägen einpacken. Jeden Tag, bröckelt mein Herz ein Bisschen mehr. Aber glaub mir, bald bin ich weg, bald musst du mich nicht mehr ertragen, Alice."

Doch, dass kann ich nicht.

Ich möchte nicht wissen, wie es ausarten würde, wenn ich sie so anschreien würde. Wenn ich das alles, was sie mit mir tut, mit ihr tun würde.

Ein Schlag, und sie würde heulend zu unseren Eltern rennen.
Ein Schlag, und sie würde zusammenbrechen.
Ein Schlag, und ich wäre das Arschloch, das Opfer.
Ein Schlag, und ich wäre bei Harry.

Eine harte, kurze Faust holt mich zurück in die pure Realität.

„W-was willst du?" getraue ich mich zu sagen.

„Was ich will? Ich will dich leiden sehen Schwesterherz." grinst sie schelmisch, sodass man ihre hässlichen, überweissen Zähne sehen kann.

„A-Ah.." kommt ein stotternder Laut aus meinem Mund.

„Ja, ah." äfft sie mich verachtend nach.

Schweigend schürze ich meine Lippen, da ich Angst habe, es komme noch ein Laut raus.

„Ach weisst du was, du Nichtsnutz? Wir machen morgen weiter, schön in der Schule, vor allen. Denn, ich muss mich fertig machen für eine Party, alles ist wichtiger als du." bei dem letzten Wort zeigt sie mit ihren dürren Fingern abwertend auf mich runter.

Doch natürlich kann sie es nicht lassen. Sie geht zu meinem Schreibtisch, wirft alles runter und murmelt ein zuckersüsses: „Uups."

Ich bin es mich gewohnt, deshalb ist es auch okay, ich verkrafte das schon, es ist nicht schlimm, es geht, es ist nur die Wahrheit, alles ist wichtiger als ich, ich will weg, nur noch weg, ich will schreien, oh ja ich will schreien, schreien und rennen.

Verzweifelt und frustriert zugleich schlage ich mit meiner Hand mit voller Wucht in die Wand.

Ich habe zu viele Gedanken, viel zu viele Gedanken. Am Liebsten würde ich jetzt zu meiner Klinge greifen und..

Nein stop, ich werde nicht rückfällig. Ich habe es doch zwei Wochen geschafft, ich werde es auch die nächsten Wochen schaffen.

Zu viele Narbe übersähen meine Arme, meine Oberschenkel, meinen Körper.

Es ist keine Lösung, nein, es ist einfach nur ekelhaft. Ich widere mich selbst an, wieso hab ich das getan, wieso verdammt.

Völlig fertig, mit blauen Flecken und Schmerzen an meinem ganzen Körper lasse ich mich auf mein Bett fallen und rolle mich in meine Decke ein.

Harry verdammt wieso hast du mich alleine gelassen. Wir hätten doch abhauen können, das alles hier hinter uns lassen.

Wir wären arbeiten gegangen, um uns eine Wohnung finanzieren zu können und dann, dann wäre das alles hier Vergangenheit gewesen.

Nur leider ist es nicht so weit gekommen.
Leider hat Gott ihn mir weggenommen.
Leider hat er mich alleine gelassen.
Leider..

Laut schluchze ich auf und schlinge meine Decke noch mehr um meinen Körper. Ich widerstehe dem Drang, aufzustehen und die Klinge in die Hand zu nehmen.

Ich bleibe einfach liegen, bleibe liegen und weine mich in den Schlaf.

Viel Spass morgen, Brooke.

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⏰ Last updated: Feb 11, 2018 ⏰

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