Chapter 12

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Mit Tränen in den Augen wegen diesen wunderschönen Erinnerungen mit ihm, erhebe ich mich langsam.

Denn, ich habe die Kraft. Wie er sagt.

Ich gehe leise zum Schreibtisch, setze mich hin und nehme als erstes das Bild welches rechts in der Ecke des Schreibtisches steht in die Hände.

Das Bild von Harry und mir.

Seufzend fahre ich seine Konturen nach und immer mehr Tränen verlassen meine blauen matten Augen.

Sprachlos schluchze ich auf. Warum? Warum zum Teufel du? Diese Frage stelle ich mir zum gefühlt tausendsten Mal.

Und wenn du stirbst weiss ich, dass Gott eifersüchtig war, und seinen schönsten Engel bei sich haben wollte.

Ja, das wollte er.
Doch, warum musste er mir das antun. Warum konnte er mir diesen Engel nicht lassen?

Denn dieser Engel hat mich fliegen lassen.

Fliegen ohne Flügel.

Seufzend stelle ich es wieder weg, fahre mir mit den Händen einmal frustriert über das Gesicht, ehe ich meinen Rucksack öffne, um meine Schulsachen rauszunehmen.

Ich versuche mich auf Mathe zu konzentrieren, auf die Formeln. Gelingt es mir? Nein, denn mein Blick schweift immer und immer wieder nach rechts, zu unserem Bild.

Wütend klappe ich es einfach um, und versuche es nochmals. Bis ich eine Stimme höre. Allison's Stimme.

„Essen." brüllt sie, ich höre es gedämpft durch meine Tür.

Sag einfach nichts.

Schiesst es mir durch den Kopf, als ich mich niedergeschlagen erhebe. Nur „Danke" und „Bitte"

Mit gesenktem Blick gehe ich die Treppe runter und setze mich an den Tisch. Vor Dad versucht sie einigermassen auf nett zu tun, einigermassen.

Doch wenn er nicht da ist.. Dann bin ich wie ein Sklave. Wie ein Vogel gefangen in einem Käfig, der doch nur raus will, wieder atmen will, der frei sein will.

„Teller." sagt sie nur leicht angepisst und etwas lauter als erwartet. Leicht zucke ich zusammen, da ich nicht mit diesem lauten, etwas hartem Ton gerechnet habe.

Ich reiche ihn ihr, ohne in ihre Augen zu schauen. Sie füllt ihn und gibt ihn mir wieder zurück.

„Danke." sage ich anständig, nehme Gabel und Messer und beginne die Spaghetti zu verschlingen. Ich habe nicht wirklich Appetit, doch sie mag es nicht, wenn ich nicht zu Ende esse.

„Brooke?" höre ich Alice' zuckersüsse Stimme.
„Könntest du mir bitte das Wasser reichen?" fragt sie höflich.

Schüchtern blicke ich in ihre Augen, doch dort sehe ich die Härte, die Verachtung. Alles, was sich in ihrer Stimme nicht widerspiegelt.

Wortlos drehe ich mich um, um nach dem offenen Krug Zitronenwasser zu greifen, und ihn ihr zu geben.

Gespielt wackelig nimmt sie ihn an.

Bitte nicht.
Schiesst es mir auf einmal durch den Kopf.

Erschrocken springe ich auf, doch da war es schon zu spät. Das ganze klebrige Zitronenwasser ist über mir ergossen.
Ausversehen.

Ich Idiot hätte es doch wissen müssen. Geschockt schlägt sie ihre Hände vor dem Mund und quietscht leicht: „Oh das tut mir so unendlich leid."

Ich werfe Dad einen Hilfesuchenden Blick zu, doch dann spüre ich einen Tritt an meinem Schienbein.

Vor Schmerzen zische ich auf, da mein ganzer Körper von blauen flecken übersät ist. Warnend schaut sie mir in die Augen, da sie meinen Blick gesehen hat.

„D-Darf ich hochgehen?" frage ich mit gesenktem Blick.

Allison will gerade antworten, doch Dad kommt ihr vor.

Zum Glück.

„Hast du denn noch Hunger Kleine?" fragt er und schaut mich irgendwie liebevoll an.

„Uhm.. nein." antworte ich schüchtern.

„Dann darfst du gehen, ich mach das schon sauber." sagt er und ich sehe, wie Alice und Allison Blicke austauschen.

Immer noch mit gesenktem Blick, doch mit leichter Freude in mir drin, dass Dad geantwortet hat und nicht sie, tapse ich die Treppen rauf in mein Zimmer.

In meinem Zimmer angekommen hole ich einen schwarzen Jumpsuit aus meinem Schrank.

Alles an meinem Körper klebt, alles. Doch ist schon okay, das war ziemlich harmlos.

Ich gehe rüber in das Badezimmer, um mich zu duschen, denn sogar meine Haare kleben von diesem Zeug.

Als ich frisch geduscht, in einem bequemen Jumpsuit aus dem Badezimmer komme und meine Zimmertür öffne, verschlägt es mir schlagartig die Sprache.

Mir wird schlecht, bei dem, was ich sehe.

Verdammt.

Died.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt